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Berlins Maximilian Thiel (l-r), Philipp Hosiner und Damir Kreilach stehen nach dem Spiel gegen Braunschweig auf dem Rasen.

© Peter Steffen/dpa

1. FC Union Berlin: Ein Scheitern auf hohem Niveau bleibt ein Scheitern

Die Tabellenführung hat den 1. FC Union verändert, sie hat ihm die fröhliche Unbekümmertheit des Attackierens genommen und in ein zaghaftes Verteidigen des Besitzstandes verwandelt. Ein Kommentar.

Zehn Tage noch, dann ist alles vorbei. Der 1. FC Union hätte die Saison gern um eine Woche verlängert, hinein in die Relegationsspiele mit dem Drittletzten der Ersten Bundesliga, aber dazu wird es nicht kommen. Nach dem 1:3 am Montag in Braunschweig müssen die Fußballspieler aus dem Südosten Berlins  ihr ambitioniertes Ziel als gescheitert betrachten.

Das klingt hart, denn  ein vierter Platz in der Zweiten Liga ist allemal respektabel. Aber es sollte nun mal der Aufstieg sein, dieses Ziel hat der Verein nach seinem zwischenzeitlichen Höhenflug selbst formuliert. Auch ein Scheitern auf hohem Niveau ist und bleibt ein Scheitern, so viel Ehrlichkeit muss sein. Die Saison, so schön sie zwischenzeitlich auch war, sie findet ein unbefriedigendes Ende.

Im Frühjahr 2017 war Union so dicht am Aufstieg wie noch nie in den Nachwendejahren. Als die Mannschaft am 25. Spieltag, nach einem 1:0 über den 1. FC Nürnberg, auf Platz eins kletterte, wurden an dieser Stelle Wetten auf eine nahe Zukunft in der Erstklassigkeit angeboten (und der Autor kann von Glück sagen, dass keiner eingeschlagen hat).  Dieser 1. FC Union verfügte nicht über das meiste Geld und nicht über die beste Mannschaft der Zweiten Liga.

Die fatale Bilanz als Chance ergreifen

Aber in der Gesamtheit über ein ganz besonderes Charisma, eine von der ersten bis zur letzten Minute offen zur Schau getragene Ausstrahlung, die unbedingten Siegeswillen verhieß und jeden Gegner einschüchterte. So ungefähr, wie das in höheren Sphären Bayern München macht.

Irgendetwas ist  verloren gegangen seit diesem Berliner Gipfelsturm. Die Tabellenführung hat den 1. FC Union verändert, sie hat ihm die fröhliche Unbekümmertheit des Attackierens genommen und in ein zaghaftes Verteidigen des Besitzstandes verwandelt. Fußball wird mit den Füßen gespielt und im Kopf gewonnen, und genau dort litten die Berliner in den entscheidenden Wochen der Saison an einer Blockade.

Sieben Spiele hat Union seit jenem 1:0 über Nürnberg absolviert und von 21 möglichen Punkten nur sieben geholt. Alle drei direkten Duelle bei den Aufstiegskonkurrenten  Hannover, Stuttgart und Brauschweig gingen verloren, dazu auch das Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten Aue, in Düsseldorf wurde spät eine 2:0-Führung verspielt, auch die beiden Siege gegen Kaiserslautern und Sandhausen waren kein Produkt fußballstrategischer Dominanz.

Das ist eine fatale Bilanz. Union muss sie als Chance begreifen, als Aufforderung zur Analyse, warum die Mannschaft im Frühjahr 2017 noch nicht so weit war. Jeder Fehler ist gut, wenn man aus ihm lernt und daraus die richtigen Schlüsse für eine bessere Ausgestaltung der Zukunft zieht. Seit Montag gibt es Planungssicherheit.

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