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Das Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin an der Straße des 17. Juni.

© Ulrich Dahl/Technische Universität Berlin

Rückblick: Das Kraftpaket

Geschichte einer Ideenschmiede

Zum 70. Geburtstag kann man der Technischen Universität Berlin bescheinigen, dass sie eine zentrale Funktion für die Berlinerinnen und Berliner – und nicht nur für sie – hat: als Vermittlerin zwischen technologischer Forschung und gesellschaftlicher Verantwortung, zwischen dem Ort, wo neues Wissen entsteht und den Orten, wo es genutzt wird.

Ihre Vorgängerinstitutionen, die Königliche Bergakademie, die Bauakademie oder die Gewerbeakademie verbanden praktische Ausbildung mit Wissensproduktion. Die Ende des 19. Jahrhunderts daraus entstandene „Königlich Technische Hochschule zu Berlin“ sollte neben Technik und Naturwissenschaften eine umfassende Bildung vermitteln, und so bereicherten bald Nationalökonomie, Rechtswissenschaft, Gesundheitslehre oder Literaturgeschichte sowie Sprachen das Curriculum. Damit leistete die Hochschule einen wichtigen Beitrag zum Aufstieg Berlins zu einer der größten Industriestädte Europas. Adolf Slaby entwickelte hier die „Funkentelegrafie“, Hermann Föttinger lehrte erstmalig in Deutschland die Strömungslehre und entwickelte das vollautomatische Getriebe, Nobelpreisträger Gustav Hertz forschte zur Quantenphysik.

Universales Verständnis von Wissenschaft in der Gesellschaft

Ein universales Verständnis von Wissenschaft in der Gesellschaft sollte, so der Historiker Peter Brandt, vor „unpolitischem Spezialistentum“ schützen und reaktionäre Bestrebungen und militärischen Missbrauch vermeiden. Die erste technische Hochschule wurde 1946 zur ersten technischen Universität Deutschlands, in der Geisteswissenschaften einen integralen Bestandteil bildeten. Man erkannte, dass Innovationen besonders an den Grenzen von Disziplinen entstehen.

In den vergangenen 30 Jahren entstanden interdisziplinäre Zentren, um Wissenschaft und Anwendung zu verbinden und internationale Debatten über die Technikentwicklung anzuregen: das Zentrum für Antisemitismusforschung, das Zentrum Technik und Gesellschaft zur Erforschung der Wechselwirkungen bei den Themen Klima und Energie, Mobilität und Raum, Sicherheit und Risiko, Landnutzung und Konsummuster, das Zentrum für internationale und interkulturelle Kommunikation und das „China Center for Cultural Studies on Science“. Das „Innovationszentrum Wissensforschung“ stellt seit 2009 fakultätsübergreifend die Frage nach der Zukunftsfähigkeit moderner Wissensgesellschaften.

Nach den Studentenunruhen entstanden nicht nur die „Gruppenuniversität“ und das „Forschende Lernen“, sondern auch computergestützte Verfahren und Studiengänge wie Informatik und Umwelttechnik. Anfang der 80er baute die TU Berlin die erste Einrichtung für universitäre Ausgründungen auf: das „Berliner Innovations- und Gründerzentrum“.

Nach der Jahrtausendwende wurde sehr erfolgreich Exzellenz aufgebaut: das „MATHEON – Mathematik für Schlüsseltechnologien“, das Exzellenzcluster zur Katalyseforschung „UniCat“ sowie universitätsübergreifende Graduiertenschulen. Ein Berliner Zentrum für Wissensgeschichte, das uns als Max-Planck-Institut besonders am Herzen liegt, ist in Planung. Diese gemeinsamen Initiativen von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zeigen, welches Potenzial Berlin für Spitzenforschung und -ausbildung hat, wenn es die Kräfte bündelt.

Der Autor ist Direktor am Max Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

Jürgen Renn

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