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Mittagessen in einer Hamburger Kita. Vor allem in Westdeutschland steigt die Nachfrage für die unter Dreijährigen.

© Georg Wendt/dpa

Zahlen des Statistischen Bundesamts: Immer mehr Kleinkinder in Kitas

In Kitas und Tagespflege werden immer mehr Kleinkinder betreut. Familienministerin Barley sorgt sich aber um die Qualität und verlangt ein stärkeres Engagement des Bundes.

Die Zahl der Kinder unter drei Jahren, die hierzulande in Kindertagesstätten oder Tagespflege betreut werden, hat weiter zugenommen. Im März dieses Jahres waren es rund 763.000, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sind 41.300 mehr als im Jahr zuvor, die Steigerung beträgt 5,7 Prozent.

Der Westen hat stärkeren Nachholbedarf

Im Ost-West-Vergleich zeigt sich, dass die alten Bundesländer hier offenbar weit stärkeren Nachholbedarf haben. Der Zuwachs bei der Kleinkinderbetreuung betrug dort 7,3 Prozent, im Osten lag er bei nur 2,2 Prozent. Die höchste Steigerungsquote verbuchte Hamburg mit 10,2 Prozent, dicht gefolgt von Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In Mecklenburg-Vorpommern betrug der Zuwachs dagegen lediglich 1,9 Prozent. Berlin kam auf ein Plus von 2,1 und Brandenburg auf 2,3 Prozent.

Familienministerin Katarina Barley (SPD) zeigte sich erfreut über den „neuen Streckenrekord“. Immer mehr Eltern wünschten sich für den Nachwuchs frühkindliche Bildung und Betreuung, sagte sie. Damit sich die Qualität verbessere, müsse der Bund im Konzert von Ländern, Kommunen und Trägern aber noch mehr Verantwortung übernehmen und sich dauerhaft finanziell engagieren. „Wir brauchen mehr Personal in den Einrichtungen, gestärkte Kitaleitungen und passgenaue Öffnungszeiten.“

Rechtsanspruch seit 2013

Den Statistikern zufolge nutzen die Eltern der unter Dreijährigen vor allem die Tagesbetreuung in Kitas (84,6 Prozent). Im März 2017 zählten sie 55.266 Einrichtungen sowie 43 951 Tagespflegemütter und -väter. Die Steigerungsraten liegen hier bei 0,6 beziehungsweise 1,4 Prozent. Einen Rechtsanspruch auf geförderte Betreuung nach dem ersten Lebensjahr gibt es seit August 2013.

Am Tag zuvor hatte das Statistische Bundesamt den Trend zur Kinderlosigkeit in Deutschland für vorerst gestoppt erklärt und dies vor allem mit besseren Betreuungsangeboten begründet. Die Regierung dürfe sich darauf aber nicht ausruhen, mahnte die Grünenpolitikerin Franziska Brantner. Die bewilligten 1,2 Milliarden Euro für weitere 100.000 Kita-Plätze reichten „hinten und vorne nicht“.

Grüne: Betreuungsschlüssel gesetzlich verankern

Da man bis 2020 aus Expertensicht 350.000 Plätze zusätzlich benötige, müsse dieses Geld „nicht bloß über einen Zeitraum von vier Jahren, sondern jährlich zur Verfügung stehen“, forderte Brantner. Zudem gehöre ein guter Betreuungsschlüssel gesetzlich verankert. „Es braucht nicht nur ein Recht auf einen Kitaplatz, sondern das Recht auf einen guten Kitaplatz.“

Im Mai hatte das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) der Politik vorgerechnet, dass dem Land im vergangenen Jahr fast 300.000 Krippenplätze fehlten. In den alten Bundesländern habe es 262.436 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu wenig gegeben, in Ostdeutschland habe noch Bedarf für 31.050 Plätze bestanden.

In Berlin fehlen mehr als 13.000 Krippenplätze

Besonders viele Eltern suchten demnach in Nordrhein-Westfalen nach einer Kinderbetreuung. Dort liege die Betreuungslücke bei 16,2 Prozent - was fast 77.500 fehlenden Plätzen entspricht. In Bremen betrage die Betreuungslücke sogar 20,2 Prozent (3763 Plätze). In Berlin fehlten mehr als 13.000 Krippenplätze, eine Lücke von 11,9 Prozent. In Brandenburg sei die Lücke mit 6,1 Prozent nur halb so hoch.

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