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14 Grad zeigt ein Thermometer an Silvester in Freiburg an.

© Patrick Seeger/dpa

Wetterlage in Deutschland: Warum es derzeit so milde und warm ist

Die milde Witterung erreicht fast neue Rekorde. Dafür gibt es einen Grund. Lesen Sie hier außerdem eine Wetterbilanz für 2017.

Von Andreas Oswald

Woher kommen die frühlingshaften Temperaturen? Der Grund ist eine Großwetterlage, die die Meteorologen als „Südwestströmung“ bezeichnen, wie Sebastian Kugel, Meteorologe der Wetteragentur MeteoGroup erklärt. Dabei strömt warme Luft vom Südwesten her – vom Atlantik über Portugal und Spanien – nach Mitteleuropa. Diese Wetterlage unterscheidet sich von der sogenannten Westwetterlage, bei der zwar ebenfalls vom Atlantik Luftmassen zu uns kommen, aber aus einer nördlichen Zone auf der Höhe der britischen Inseln und Skandinavien. Die Luft der Südwestströmung dagegen kommt aus südlicheren Gefilden, wo der Golfstrom noch deutlich wärmer ist.

Eine solche Wetterlage ist um diese Zeit eher die Regel als die Ausnahme. „In drei von vier Jahren kann sich um diese Zeit die Kälte aus dem Osten nicht durchsetzen“, sagt Kugel. Die Frage sei, wie beständig die Südwestströmung ist. Immer, wenn sie nachlasse, rücke die Kälte aus dem Osten vor. Kugel zufolge soll die Wetterlage vorläufig anhalten, ein Ende sei derzeit nicht absehbar, sagt er.

Die Südwestströmung bringt manchmal trockene, oft aber auch feuchte Luft mit. Dabei kann es in manchen Jahren relativ warm werden.

Der Temperaturrekord wurde diesmal zu Silvester allerdings knapp verfehlt, wie der Deutsche Wetterdienst berichtet. Am Silvesternachmittag wurde im badischen Rheinfelden mit 16,1 Grad am Rekord gekratzt. Wärmer war es an einem Silvestertag zuletzt im Jahr 1961. Damals wurden in Müllheim bei Freiburg 17,0 Grad gemessen.

Auch auf den Plätzen 2 und 3 landeten Städte aus Baden-Württemberg. In Freiburg war es Silvester laut DWD vom Montag 15,8 Grad warm, in Müllheim 15,7 Grad. Die Silvesternacht fiel vielerorts regnerisch und windig aus. In Bremen beispielsweise regnete es kräftig.

Wärme - das Stichwort

In der Wetterbilanz des vergangenen Jahres spielt Wärme ebenfalls eine große Rolle. Das Wetter 2017 war oft extrem, warm und unbeständig. Im Durchschnitt habe die Temperatur mit 9,6 Grad Celsius um 1,4 Grad über dem langjährigen und international gültigen Vergleichswert (1961 bis 1990) gelegen, berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Im Vergleich zum Zeitraum 1981 bis 2010 sei das eine Abweichung von plus 0,7 Grad. 2017 zählt damit zu den acht wärmsten Jahren seit Beginn der regelmäßigen Messungen 1881.

Insgesamt sei das zu Ende gegangene Jahr geprägt gewesen von Unbeständigkeit und Wetterextremen wie den Orkanen „Xavier“ und „Herwart“ sowie einer plötzlichen Rückkehr des Frostes im April. Ausgewertet wurden Daten von rund 2000 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes.

Am heißesten war es am 22. Juni mit 37,2 Grad auf dem Petrisberg in Trier (Rheinland-Pfalz). Die tiefste Temperatur wurde am 7. Januar mit minus 26,3 Grad im bayerischen Reit im Winkl gemessen. Dort lag am 16. Januar mit 74 Zentimetern auch die höchste Schneedecke des Jahres. Der Januar begann mit teils strengen Nachtfrösten, die zahlreiche Gewässer zufrieren ließen. Im Februar schien der Winter bereits auf dem Rückzug zu sein: Im Flachland fiel kaum eine Schneeflocke. Der März war sogar der wärmste seit Messbeginn 1881. Im April folgte dann jedoch ein jäher Kälterückfall mit Minusgraden, der sich katastrophal auf die Natur auswirkte. Nach nass-kühlem Beginn rollte bereits Ende Mai die erste Hitzewelle heran.

Der Sommer war im Süden sehr heiß, im Norden eher kühl. Dabei herrschte zunächst Trockenheit, im Juli und August fiel dann reichlich Niederschlag. Auch der September war nass und dabei etwas zu kühl. Der Oktober gehörte dann wieder zu den wärmsten seit 1881. Anfang November begann eine längere Niederschlagsperiode, die bis zum Jahresende anhielt. In der Adventszeit fiel gelegentlich auch im Flachland etwas Schnee, der jedoch immer wieder rasch verschwand.

Mit rund 850 Litern pro Quadratmeter übertraf das Jahr sein Soll um acht Prozent. Die größte Wassermenge an einem Tag fiel in Berlin-Tegel am 29. Juni mit 196,9 Litern pro Quadratmeter. Am meisten Regen und Schnee fiel am Nordrand der Alpen: örtlich über 2500 Liter pro Quadratmeter. Am trockensten blieben der nördliche Oberrheingraben und das südöstliche Harzvorland, wo lokal weniger als 500 Liter pro Quadratmeter im gesamten Jahr zustandekamen. (mit dpa)

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