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US-Präsident Donald Trump im CIA-Hauptquartier in Langley.

© dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe fürchtet Trumps Regierungschaos, steht Angela Merkel bei und sagt Reue bei den US-Wählern voraus.

Es ist soweit: Donald Trump ist Präsident. Geht’s jetzt rund im Oval Office?

„Der Trump, den wir aus dem Wahlkampf kennen“, sagt ein früherer Berater, „ist der Trump, der Präsident sein wird.“ Ein früherer Bush-Mann nennt es „Chaos als Prinzip“, das ihm „maximale Kontrolle sichert“. Nehmen wir das Kabinett. Das ist eine Truppe, die gegeneinander und sogar gegen Trump redet. Außenminister Tillerson und Verteidigungschef Mattis sind für die Nato und gegen den Flirt mit Russland. Trump wird sie es ausfechten lassen und mal so, mal so entscheiden. So bleibt die Macht in seiner Hand. Bei einer Firma im Familienbesitz mag das noch gehen, doch hat die US-Regierung 2,7 Millionen Angestellte und noch einmal 1,5 Millionen in Uniform.

Obamas letzter Anruf als Präsident galt Angela Merkel. Interessiert sich Trump für ihre Telefonnummer?

Auf jeden Fall für die Person, hat er ihr in seinem Interview mit „Bild“/„Times“ doch mehr Zeilen gewidmet als jemand anderem – wiewohl nicht in liebevoller Absicht. Er bescheinigte ihr „katastrophale Fehler“ in der Flüchtlingspolitik und bezichtigte sie indirekt, die EU als imperiales Instrument deutscher Politik zu benutzen. Überdies wisse er nicht, ob er sie wählen würde. Offensichtlich hält Trump die Kanzlerin für den wichtigsten Player in Europa; er bestätigt sie, indem er sie beschimpft. Ein beispielloser Affront in der Geschichte der deutsch- amerikanischen Beziehungen. Diplomatiemäßig wird es lustig werden, und zwar nicht nur mit Blick auf Merkel.

Mexiko hat den Drogenboss „El Chapo“ an die USA ausgeliefert. Eine Unterwerfungsgeste Richtung Trump?

Möglich. Nur tut sich auch die mexikanische Regierung einen Gefallen, indem sie den „Kurzen“ loswird. Er ist schon mal aus dem Hochsicherheitstrakt ausgebrochen, und danach zeigte sich Mexiko erstmals bereit, den Mann auszuliefern. Überdies wäre ein Prozess daheim kein Zuckerschlecken für ein Land, das keine gute Presse hat (Korruption, Drogen, Unruhen). Da sollen sich doch lieber die Gringos mit „El Chapo“ herumschlagen. Der zweite Vorteil: Mit dieser Geste kann man Punkte bei Trump sammeln. Es gilt der alte Spruch: „Gott ist so weit, und die USA sind so nah.“

26,3 Prozent der Wahlberechtigen haben für Trump gestimmt. Ist Amerika nun glücklich?

Die Umfragen kurz vor dem Amtsantritt sagen „Nein“. Knapp die Hälfte des Volkes hat keine gute Meinung von ihm und nur 38 Prozent eine gute – das ist der schlechteste Wert seit 36 Jahren. Obama hatte nur einen Malus von 14 Prozent, selbst George W. Bush lag mit 30 Prozent weit unter Trump. Clinton kriegte 16 Prozent Ablehnung, Reagan 18. In Amerika nennt man das „Buyer’s Remorse“, wenn der Kunde etwas kauft, was er hinterher bereut.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“. Fragen: ari

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