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Jared Kushner und Ivanka Trump kommen mit Tochter Arabella Kushner und Sohn Joseph Kushner zur Silvester-Gala ins Mar-a-Lago Resort.

© dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?: US-Soap mit Cliffhanger

Eine US-Soap unterhält die Welt - und Oskar Lafontaine Deutschland. Nur die Mullahs im Iran bewegen sich nicht.

Nun ist es raus: Donald Trump wollte gar nicht Präsident werden. War das vergangene Jahr die Rache an den Wählern?

Raus ist nur Michael Wolffs Buch Fire and Fury, in dem er behauptet: „Schließlich war es nie sein Ziel, zu gewinnen.“ WmdW war schneller und doziert doch seit Jahresfrist, dass „Donald Trump“ nicht eine US-Regierung, sondern eine Soap umschreibt. Die Regie hat die Enthüllungsklamotte richtig platziert, weil der Plot jüngst etwas zäher lief (Entspannung in Korea) und ein Cliffhanger her musste. Kann Donald den Wolff per Gericht mundtot machen? Den Schurken Steve Bannon in Guantanamo einlochen? Die Ratings der zweiten Staffel (ab 20. Januar) sind gerettet.

Oskar Lafontaine fordert eine linke Volkspartei, Alexander Dobrindt eine konservative Revolution – wem schließt WmdW sich an?

WmdW verweigert die Aussage, aber würde unter Folter krächzen: „Oskar ist der Amüsantere, der immer für eine Überraschung gut ist.“ Erinnert sich noch jemand an den Lafontaine von 1988 und 1998, der harte Sozialeinschnitte und flexiblere Arbeitsmärkte forderte? Unterhaltsam wäre auch eine linke Einheitspartei, in der Oskar und Sahra gegeneinander um die Herrschaft kämpften. Oder eine Rot-Rot-Grün-Combo, in der die verbürgerlichten Grünen die Genossen ständig nervten? Das Parteiensystem ist aufgesplittert, richtig. Aber logischerweise besagt die Desintegration das Ende der großen Volksparteien, ob rechts oder links. Was nicht zusammenpasst, kommt nicht zusammen, auch nicht unter dem Großen Oskar.

Nordkorea und Südkorea treffen sich, um über eine Olympia-Teilnahme des Nordens zu verhandeln. Verdient Kim Jong Un eine Medaille in der Disziplin Diplomatie?

Warum nicht auch Donald Trump, der Pjöngjang die Zähne und die Faust gezeigt und die Sanktionen verschärft hat? Jedenfalls hat Kim die Initiative ergriffen, und der nicht minder nervöse Süden hat zugegriffen. Ab Dienstag wollen beide wieder miteinander reden. Es wäre schon ein großer Fortschritt, wenn Kim aufhörte, neue Raketen zu testen. Nur: Dass er seine Atomwaffen aufgibt, ist so wahrscheinlich wie das Nationalgericht Kimchi ohne Chinakohl und Knoblauch.

Ein letztes Wort zu den Mullahs...?

Das gibt es nicht. Wir wissen nur, dass sie sich im Quasi-Bürgerkrieg der Achtziger, während der Studentenaufstände 1999 und der Grünen Revolution 2009 durchgesetzt haben. Neu ist heute die Kraft der Proteste. Sie ziehen sich durch das ganze Land und umfassen ein breites Spektrum: Studenten, Arbeiter und Kleinbürger, die unter zweistelliger Inflation und Arbeitslosigkeit leiden. Aber: Der Sicherheitsapparat, angefangen mit den Revolutionsgarden, zeigt keine Risse.

Josef Joffe ist Herausgeber der „Zeit“.

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