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Wuppertaler Polizisten im Einsatz beim Aufmarsch verschiedener radikaler Gruppierungen

© Reuters/Kai Pfaffenbach

Update

Versammlungen in NRW: Hunderte Extremisten in Wuppertal, Polizei stoppt Pegida-Kundgebung

Pegida-Anhänger, Salafisten, Rechtsextreme, Hooligans - Wuppertal war am Samstag ein Treffpunkt radikaler Gruppierungen. Die Ordnungshüter hatten reichlich zu tun. Nach Ausschreitungen untersagte die Polizei eine Pegida-Kundgebung.

Wuppertal gleicht an diesem Samstag einer Polizeifestung. Wasserwerfer sind in Stellung gebracht, Läden geschlossen, mehr als 1.000 Polizisten im Einsatz: Verschiedene Gruppen von Salafisten, Rechtsextremen, Hooligans und Pegida-Anhängern haben sich versammelt.

Insgesamt kommen nach Einschätzung der Polizei deutlich weniger als die erwarteten 3.000 Demonstranten in die Stadt. Zu der Pegida-Kundgebung kommen rund 1.000 statt der erwarteten 2.000 Menschen, darunter auch vermummte Neonazis und Hooligans. Bei den Salafisten sind es rund 100 statt der erwarteten 400 Teilnehmer. Weit mehr als 1.000 Polizisten sind im Einsatz, unter anderem mit Wasserwerfern.

Die Demonstrationen sind weiträumig abgesperrt. Sowohl Pegida als auch islamistische Demonstranten werden in Pavillons auf Waffen durchsucht. Die salafistische Kundgebung findet hinter dem Rathaus auf dem Willy-Brandt-Platz statt. Alle Zugänge sind schwer bewacht, Spezialeinheiten der Polizei stehen am Rand der Kundgebung. Die Löwen des Islam posieren am bergischen Löwen auf dem Platz. Unter den Teilnehmern sind viele Konvertiten. Vor Beginn der Kundgebung betet eine Handvoll Salafisten in einer Ecke des Platzes.

Abbruch bei Pegida

Gegen die Pegida-Kundgebung protestieren Menschen aus der linksautonomen Szene. Die Pegida-Anhänger rufen ihnen Parolen entgegen. Gegen 16 Uhr eskaliert die Situation. Flaschen werden geworfen. Die Einsatzkräfte versuchen, in voller Montur und mit Schlagstöcken ausgerüstet, die Angreifer zurückzudrängen. Zuvor hatte Pegida-Gründer Lutz Bachmann auf der Bühne noch dazu aufgerufen, friedlich zu bleiben. „Macht jetzt nicht alles kaputt“, rief er. Die Polizei verbietet Pegida schließlich, zu marschieren. Daraufhin brechen die Pegida-Organisatoren die Kundgebung ab.

Hochburg der Salafisten

„Warum ausgerechnet Wuppertal?“, diese Frage hatte Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher auf einer Pressekonferenz vor dem Einsatz gestellt. Eine Antwort lautet, dass die salafistische Bewegung Wuppertal zu einem ihrer Schwerpunkte erklärt hat. Im vergangenen September verursachten Salafisten um Sven Lau einige Aufregung, als sie in Wuppertal eine „Scharia-Polizei“ gründeten. Die selbsternannten islamistischen Sittenwächter patrouillierten durch die Stadt und versuchten, jugendliche Muslime etwa vom Besuch von Diskotheken oder Spielhallen abzuhalten. Zudem gab es in Wuppertal eine salafistische Moscheegemeinde. Bis zu 100 Männer besuchten das dortige Freitagsgebet. Mittlerweile wurde die Moschee geschlossen, Lau und sein Anhang sind auf der Suche nach einer neuen Immobilie.

Am Samstag demonstrierte Lau mit Unterstützern aus Solidarität mit „muslimischen Gefangenen“. Gemeint waren vor allem unter Terrorverdacht stehende Muslime. Dass Lau für „Gefangene“ demonstriert, verwundert nicht, schließlich saß er im Frühjahr 2014 mehrere Monate in Untersuchungshaft. Gegen ihn wurde nach mehreren Reisen ins syrische Bürgerkriegsgebiet ermittelt.

Hooligans mischen mit

Die von den Wuppertaler Salafisten initiierte „Scharia-Polizei“ gehört zu den Gründungsmythen der „Hooligans gegen Salafisten“. Die rechten Hooligans wurden erstmals aktiv, nachdem die Salafisten auf Streife gingen. Bei der Pegida-Demonstration am Samstag beteiligten sich auch Dutzende Hooligans. Die Organisatoren von Pegida Nordrhein-Westfalen hatten sie im Vorfeld ausdrücklich willkommen geheißen. Die dritte Partei, die am Samstag demonstrierte, war das Wuppertaler Bündnis gegen Nazis. Zu einer Kundgebung in der Elberfelder Innenstadt hatten große Teile der Zivilgesellschaft aufgerufen. Die Kundgebung richtete sich sowohl gegen die Salafisten als auch gegen Pegida.

Sebastian Weiermann

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