zum Hauptinhalt
Treten auf der Stelle. Zyperns Präsident Nicos Anastasiades, der Präsident der Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci, und UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

© Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa

Verhandlungen ohne Ergebnis: Zypern bleibt geteilt

In der Schweiz enden die Verhandlungen über die Wiedervereinigung Zyperns ergebnislos. UN-Generalsekretär Guterres scheiterte beim Versuch, zu vermitteln.

Das Abendessen lief schon schlecht, danach wurde es richtig fürchterlich. Die Verhandlungen über die Wiedervereinigung Zyperns im Schweizer Luxus-Ferienort Crans-Montana endeten in Streit und Gebrüll zwischen den beiden Konfliktparteien Griechenland und Türkei, wie Konferenzteilnehmer am Freitag berichteten. Um zwei Uhr morgens zog UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Notbremse. „Es tut mir äußerst leid, Ihnen sagen zu müssen, dass die Konferenz zu Zypern beendet wurde, ohne dass eine Einigung erreicht wurde“, sagte ein müder UN-Chef vor wartenden Journalisten.

Die Verhandlungen galten als beste Chance seit der Teilung

Das Scheitern der Zypern-Verhandlungen dürfte nun beträchtliche Folgen für die geteilte Insel und die Region haben. Unter anderem dürfte nun der Streit um die möglicherweise beträchtlichen Gasvorkommen vor Zypern weitergehen. Alle Seiten versuchten am Freitag zwar tröstende Worte zu finden. Dies sei nicht das Ende des Weges, sagte Nikos Christodoulides, der Sprecher des zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiades. Doch die seit zwei Jahren laufenden Verhandlungen über einen gemeinsamen Staat galten als der beste Versuch seit der Landung der türkischen Truppen auf Zypern 1974 und der daraus folgenden Teilung der Insel. 2004, kurz vor dem EU-Beitritt, lehnten die griechischen Zyprioten einen Friedensplan des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan ab. Die türkischen Zyprioten stimmten dafür.

Dieses Mal wollten es Anastasiades und Mustafa Akinci, der Führer der türkischen Zyprioten, anders machen – ohne Vorgaben durch die Vereinten Nationen. Am Donnerstag, nach einer Woche heftiger Diskussionen in Crans-Montana, ließen sie doch den amtierenden UN-Generalsekretär Guterres als Vermittler einfliegen. Doch der Portugiese konnte es auch nicht mehr richten und reiste unverrichteter Dinge ab Richtung Hamburg zum G-20-Gipfel. Größter Streitpunkt blieb die Rolle der Türkei als Garantiemacht und militärische Kraft auf der Insel. Während Großbritannien und Griechenland – die beiden anderen Garantiemächte auf Zypern – kein Problem mit dem Ende ihrer in den 1960er Jahren festgeschriebenen Rolle haben, sperrt sich die Türkei.

In einem Entwurf für eine gemeinsame Erklärung der Konferenz sollen die Vereinten Nationen zumindest Beratungen über einen Truppenabzug empfohlen haben. Von 1800 statt derzeit mindestens 30000 türkischen Soldaten war in Crans-Montana angeblich die Rede. Als sich die Türken am Ende doch beweglich zeigten, soll Anastasiades plötzlich alles zerschlagen haben: Zyperns Präsident beharrte auf einen Totalabzug der türkischen Soldaten von der Insel. Markus Bernath

Zur Startseite