zum Hauptinhalt
Antrittsbesuch in Berlin bei Wolfgang Schäuble: der neue US-Finanzminister Steven Mnuchin.

© J. Scott Applewhite/AP/dpa

US-Finanzminister zu Besuch in Berlin: Krisenprävention gegenüber Donald Trump

Die Erhöhung der US-Zinsen ist explosiv für das deutsch-amerikanische Verhältnis. Steve Mnuchin und Wolfgang Schäuble haben einiges zu bereden. Eine Analyse.

Für Politiker, die Ergebnisse erzielen wollen, ist es besser, miteinander zu reden, als in den Medien übereinander herzufallen. So hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble seinen neuen US-Kollegen Steven Mnuchin eingeladen, bereits einen Tag vor dem Finanzministertreffen der G 20 am Freitag in Baden-Baden nach Berlin zu kommen. Da kann man sich kennenlernen und einen Teil der Konflikte moderieren.

Das Konfliktpotenzial mit Trump wächst

Diese Art der persönlichen Krisenprävention erscheint nach der Entscheidung der US-Notenbank in der Nacht zu Donnerstag, den Leitzins anzuheben, noch dringender und nützlicher. Die Zinserhöhung ist zwar gut für Sparer, Rentenversicherer und andere langfristig kalkulierende Anlieger in den USA, aber explosiv für das deutsch-amerikanische Verhältnis.

Das Konfliktpotenzial mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump wächst. Und das war schon zuvor beträchtlich. Seit Jahren finden die Amerikaner es schädlich, dass die Deutschen auf Finanzdisziplin in der Eurozone pochen. Das verschärfe die Krise in den weniger erfolgreichen Partnerländern. Für Schäuble jedoch ist deren hohe Staatsverschuldung das Problem.

Deutsche Exportüberschüsse nehmen weiter zu

Trump hat noch mehr an Deutschland auszusetzen, allem voran die Exportüberschüsse, die aus seiner Sicht deutsche Jobs auf Kosten von amerikanischen sichern. Auch das sieht Schäuble anders. Die Deutschen produzierten halt Waren, die Amerikaner gerne kaufen. Dass zudem der Euro schwächele und deutsche Produkte günstiger mache, sei nicht die Schuld der Bundesregierung.

Dieser Konflikt verschärft sich nun noch durch die Spreizung der Zinssätze in den USA und Europa. Die US-Notenbank will weg von den Niedrigzinsen, auf die Erhöhung der vergangenen Nacht werden weitere in diesem Jahr folgen. Die Euroländer gehen diesen Weg wohl noch lange nicht mit. Ihre Finanzminister haben sich gerne daran gewöhnt, dass sie weniger Geld für Schuldzinsen im Haushalt einplanen müssen. Diese Spreizung macht den Dollar attraktiver, also wird der Euro billiger – und deutsche Exporte werden nochmals konkurrenzfähiger.

Schäuble hat Erfahrung mit Finanzministern von der Wall Street

Steve Mnuchin versteht diese Zusammenhänge. Er arbeitete bisher an der Wall Street. Die Frage ist, ob er mäßigend auf Trump einwirken kann. Schäuble hat bereits Erfahrung mit US-Finanzministern, die einen anderen beruflichen Hintergrund haben als er, der Berufspolitiker. Auch Trumps Vorgänger Barack Obama hatte sich einen Wall-Street-Mann geholt, Timothy Geithner. Schäuble erzählt gern, der habe ihm die komplizierten Mechanismen neuester Finanzprodukte erklärt – und er im Gegenzug Geithner, wie Politik funktioniere. Davon verstehe er, Schäuble, nämlich mehr.

Mnuchin stammt aus einer jüdischen Familie in New York. Er ist 54 – 20 Jahre jünger als Schäuble. 17 Jahre arbeitete er für Goldman Sachs, ehe er eigene Hedgefonds gründete. Später kaufte er eine durch faule Immobilienkredite angeschlagene Regionalbank und sanierte sie. Diese Geschäfte machten ihn zum Multimilliardär. Daneben hat sich Mnuchin einen Namen mit der Finanzierung von Hollywood-Filmen gemacht.

Merkel spricht parallel mit Trump

So wird der Freitag ein schicksalsträchtiger Tag für die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Schäuble und Mnuchin sind offenbar bemüht, ihre Sachkonflikte beim Finanzministertreffen der G-20-Staaten nicht offen auszutragen. Parallel macht Kanzlerin Merkel ihren Antrittsbesuch bei Trump. Er war ursprünglich für vergangenen Dienstag geplant, musste aber wegen eines Schneesturms an der US-Ostküste verschoben werden.

Zur Startseite