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UN-Sondergesandter Steffan de Mistura: „Dass sich die USA und Russland verständigen, ist essenziell dafür, dass es in Syrien irgendwann Frieden gibt.“

© AFP

UN-Sondergesandter Steffan de Mistura: Den IS zu bombardieren, reicht nicht aus

Sechs Jahre Kriegshorror: Der UN-Sondergesandte für Syrien sieht wenig Anlass für Optimismus. Dennoch erhofft sich Steffan de Mistura vom G-20-Gipfel in Hamburg einen Schub für den Friedensprozess.

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, erhofft sich vom Treffen der Supermächte auf dem G-20-Gipfel in Hamburg „einen Schub“ für den Friedensprozess in Syrien. „Dass sich die USA und Russland verständigen, ist essenziell dafür, dass es in Syrien irgendwann Frieden gibt.“ Die nächste Runde der Friedensgespräche ist für den 10. Juli geplant. Nach sechs Jahren „dieses Kriegshorrors“ könne er allerdings „nur schwerlich optimistisch sein“.

Beide Seiten seien noch immer nicht bereit, direkt miteinander zu reden. Die Beilegung des Dreißigjährigen Krieges sei wahrscheinlich einfacher gewesen, sagt de Mistura: „Nichts ist mit Syrien vergleichbar. Die Komplexität ist einmalig.“ Dennoch glaube er daran, etwas bewegen zu können.

"Alle müssen das Gefühl haben dazuzugehören“

Der Sondergesandte warnte US-Präsident Donald Trump: Er habe das Recht, den IS zu bekämpfen, der IS sei der Feind von allen. „Doch um den IS zu besiegen, reicht es nicht aus, Rakka, seine Hauptstadt in Syrien, zu bombardieren. Wirksame Terrorismusbekämpfung muss eine gesellschaftliche Situation schaffen, die Terrorismus nicht mehr zulässt.“

Wenn sich die sunnitische Bevölkerung, die in Syrien in der Mehrheit ist, weiterhin ausgeschlossen fühle, werde es früher oder später eine Gruppierung geben, die nicht unbedingt IS heiße, aber so ähnlich agiere. „Die Erfahrung zeigt: Politische Systeme sind nicht stabil, wenn große Teile der Bevölkerung ausgeschlossen sind. Alle müssen das Gefühl haben dazuzugehören.“

Der Krieg in Syrien lasse sich militärisch nicht gewinnen, sagte de Mistura weiter. Darüber müsse sich auch Syriens Machthaber Baschar al Assad im Klaren sein. „Er kann bombardieren, was auch immer er will, aber um schließlich Frieden zu haben, muss er Kompromisse machen.“

Lesen Sie das Interview mit dem UN-Sondergesandten im Wortlaut in der morgigen Tagesspiegel-am-Sonntag-Printausgabe oder heute ab 19.30 Uhr im Tagesspiegel-E-Paper.

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