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Spur der Zerstörung in der Ostukraine: Ein Mann in seiner durch den Krieg stark beschädigten Wohnung in Donezk.

© Dimitar Dilkoff/AFP

Umfrage zum Konflikt in der Ukraine: Deutsche wollen der Ukraine helfen

Polen und Deutsche befürworten laut einer Umfrage, dass ihr Land die Ukraine wirtschaftlich unterstützt. Aber in beiden Ländern wird Militärhilfe von einer Mehrheit abgelehnt. Die Sanktionen gegen Russland treffen auf breite Zustimmung.

Eine große Mehrheit der Deutschen unterstützt weiter die im Ukraine-Konflikt verhängten Sanktionen gegen Russland. Darin sind sich die Deutschen mit ihren polnischen Nachbarn einig. Das geht aus Umfragen des Emnid-Instituts und von TNS Polska im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung und des Warschauer Instituts für öffentliche Angelegenheiten hervor, deren Ergebnisse dem Tagesspiegel vorliegen. 44 Prozent der Befragten in Deutschland plädieren für eine Beibehaltung der bestehenden Sanktionen, weitere 23 Prozent wollen sie sogar verschärft sehen. Dagegen sprechen sich 23 Prozent der 1000 Befragten in Deutschland für eine Lockerung der Sanktionen aus. In Polen wollen dies dagegen nur sechs Prozent. 35 Prozent wollen die bestehenden Sanktionen beibehalten, 41 Prozent fordern sogar neue Strafmaßnahmen.

Zwei Drittel der Deutschen gegen Lockerung der Sanktionen

Befragt wurden Deutsche und Polen unmittelbar nach der Minsker Vereinbarung vom Februar, in der sich die Konfliktparteien nach Verhandlungen zwischen Deutschland, der Ukraine, Russland und Frankreich auf einen Waffenstillstand und Schritte zu einem Friedensprozess verständigten. Dennoch wollten selbst zu diesem Zeitpunkt zwei Drittel der Deutschen von einer Lockerung der Sanktionen nichts wissen. Anders als in Polen ist in Deutschland außerdem eine Mehrheit (53 Prozent) mit dem Kurs ihrer Regierung im Ukraine-Konflikt zufrieden.

Überraschend einig sind sich Deutsche und Polen darin, der Ukraine Hilfe zu gewähren: 55 Prozent der befragten Deutschen (Polen: 56 Prozent) sind der Ansicht, dass ihr Land die Ukraine wirtschaftlich unterstützen sollte. Militärische Hilfe für die Ukraine – durch Ausrüstung, Waffen oder die Ausbildung von Soldaten – wird dagegen in beiden Ländern von einer Mehrheit abgelehnt, in Deutschland ist der Widerstand mit 82 Prozent weitaus deutlicher als in Polen (56 Prozent). Außerdem wollen viele Deutsche offenbar die besonderen Beziehungen ihres Landes zu Russland nicht aufs Spiel setzen: 51 Prozent (Polen: 36 Prozent) lehnen es ab, die Ukraine zu unterstützen, falls dies zu einer Verschlechterung des Verhältnisses zu Russland führen sollte.

Die Verantwortung für den Ukraine-Konflikt sehen 61 Prozent der Polen, aber nur 39 Prozent der Deutschen bei Russland. In Deutschland glauben dagegen 43 Prozent (Polen: 20 Prozent), dass Russland und die Ukraine „gleichermaßen“ Verantwortung für den Konflikt tragen. Jeder Zehnte sieht in Deutschland die alleinige Schuld an dem Konflikt bei der Ukraine, im Osten Deutschlands, wo auch signifikant mehr Befürworter einer Lockerung der Sanktionen gegen Russland leben, ist es sogar jeder Sechste.

Nur sieben Prozent der Russen für Entsendung von Truppen in den Donbass

Im Rahmen der Studie wurden außerdem in Russland 1600 Menschen zum Ukraine-Konflikt befragt. In postsowjetischen Staaten sind Umfrageergebnisse grundsätzlich mit Vorsicht zu betrachten, oft berücksichtigen die Befragten bei ihrer Antwort das, was die Machthaber möglicherweise von ihnen erwarten könnten. Umso überraschender, dass in der Umfrage des Lewada-Zentrums 46 Prozent der Befragten für eine Neutralität Russlands im Ukraine-Konflikt plädieren, nur 41 Prozent wollen, dass ihr Land die Separatisten in der Ostukraine unterstützt (was Moskau seit einem Jahr tut, aber nicht öffentlich zugibt). Und selbst diejenigen, die sich Unterstützung wünschen, meinen damit keine direkte militärische Hilfe. Nur sieben Prozent aller in Russland Befragten befürworten die Entsendung russischer Truppen in die Ukraine.

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