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Rauschwaden steigen aus der Region Afrin auf. Das Bild entstand an der türkischen Grenze zu Syrien.

© Osman Orsal/Reuters

Update

Syrien-Konflikt: Türkischer Angriff auf Afrin - Kurden demonstrieren in Berlin

Türkische Kampfflieger haben am Samstag kurdische Stellungen in Nordsyrien angegriffen. Die USA verurteilen den Angriff. In Berlin kamen etwa tausend Menschen zur Anti-Kriegs-Demo.

Der türkische Angriff auf das nordsyrische Afrin ist am Sonnabend durch die Luftwaffe begleitet worden. Türkische Flugzeuge überflogen die mehrheitlich kurdische Region, während Ankaras Staatschef Recep Tayyip Erdogan vor Anhängern seiner islamischen AKP sagte, dass in Syrien nun auch eine Bodenoffensive starte. Am Freitag hatte seine Armee das kleine Gebiet mit Granaten geschossen: Afrin ist von Islamisten, pro-türkischen Milizen und der türkischen Grenze fast eingeschlossen. Es ist eine der wenigen Regionen, die sich aus dem Syrienkrieg bislang heraushalten konnten.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte am Sonnabend mit, vorerst gebe es vor allem Granatenbeschuss durch türkische Truppen und verbündete Milizen. Erdogan sagte, nach der Offensive auf die kurdische Enklave Afrin werde er die Region um Manbidsch angreifen lassen. Auch dort regiert eine Koalition von arabisch-muslimischen, christlichen und kurdischen Syrern. Wie Afrin wird Manbidsch von Einheiten der YPG verteidigt. Die USA haben die YPG im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ aufgerüstet, was Erdogan empört.

Die USA haben sich am Sonnabend wiederholt gegen den Angriff auf Afrin ausgesprochen. Erdogan hatte sich offenbar Rückendeckung aus Russland geholt. Moskau unterstützt Syriens Machthaber Baschar al-Assad. Bislang hatte sich Russland den Kurden gegenüber neutral verhalten. Das russische Außenministerium rief am Samstag allerdings alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Russland halte an seiner Position fest, die syrische Krise durch die Bewahrung der territorialen Integrität und die Respektierung der Souveränität Syriens zu lösen. Russland zog seine Soldaten aus dem umkämpften Gebiet ab. Damit sollten "mögliche Provokationen" vermieden und eine "Bedrohung für Leben und Gesundheit der russischen Soldaten" ausgeschlossen werden, erklärte das russische Verteidigungsministerium.

Auch in Paris gab es vor wenigen Tagen Demonstrationen - dort sind die PKK-Flaggen nicht verboten.
Auch in Paris gab es vor wenigen Tagen Demonstrationen - dort sind die PKK-Flaggen nicht verboten.

© Christophe Simon/ AFP

Die YPG-Einheiten sind die Truppen der linken Kurdenpartei PYD, die als Schwesterorganisation der auch in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei PKK gilt. Am Sonnabend demonstrierten bundesweit Tausende gegen den türkischen Angriff.

Am Abend endete in Berlin am Oranienplatz eine Demonstration mit mehr als 1000 Teilnehmern. Der Polizei zufolge ohne Zwischenfälle.

"Erdogan zeigt wieder einmal, dass er kein Partner für den Frieden ist", sagte die Linken-Bundestagsabgeordnete Evrim Sommer. "Die Türkei will deutsche Panzer für diesen Krieg umrüsten lassen. Damit macht sich die Bundesregierung mitschuldig." Die Bundesregierung und Erdogan hatten sich vor wenigen Tagen auf deutsche Waffenlieferungen an die Türkei geeinigt. Profitieren wird davon das Unternehmen Rheinmetall.

In kaum einem Land Europas wird zudem das PKK-Verbot so streng ausgelegt wie in Deutschland. Neben den USA hat auch Frankreich jene syrischen Kurden der PYD unterstützt, die nun von der Türkei angegriffen werden.

Die frühere Grünen-Chefin Claudia Roth erklärte, das militärische Vorgehen der Türkei in Syrien werde "die Lage dort dramatisch verschlimmern und das Ausmaß der humanitären Katastrophe vergrößern". (mit Agenturen)

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