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Ein Mann bittet am Kurfürstendamm in Berlin um Spenden.

© dpa/Andreas Benedicto

Update

Studie von Oxfam: Acht Reiche haben mehr als 3,6 Milliarden Menschen

Acht Milliardäre besitzen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit, behauptet Oxfam in einer neuen Erhebung. Die Berechnungsmethode steht aber immer in der Kritik.

Von Carla Neuhaus

Die Summe ist gigantisch. 426 Milliarden Dollar. So viel besitzen die reichsten acht Männer der Welt zusammen. Der Reichtum von Bill Gates, Warren Buffett, Mark Zuckerberg und Co. ist damit so groß, dass sie zusammen über ein höheres Vermögen verfügen als die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Mit anderen Worten: Die acht Männer besitzen mehr Geld als 3,6 Milliarden Menschen zusammen. Das zeigt eine Studie der Nichtregierungsorganisation (NGO) Oxfam. Demnach hat sich die Ungleichheit im vergangenen Jahr noch weiter verschärft. Anfang 2016 waren es noch 62 Reiche, deren Vermögen dem der ärmeren Hälfte entsprach.

Als einen Grund für die wachsende Ungleichheit nennt Oxfam die zunehmenden Einkommensunterschiede. So verdient der reichste Mann Vietnams zum Beispiel an einem Tag mehr als die Ärmsten des Landes in zehn Jahren. Dass die Einkommensunterschiede inzwischen so krass sind, liegt der Studie zufolge daran, dass diese Entwicklung schon seit Jahrzehnten andauert. Während die Einkommen der ärmsten zehn Prozent zwischen 1988 und 2011 nur um weniger als drei Dollar pro Jahr gestiegen sind, konnten die reichsten ein Prozent ihre Einkommen um das 182-fache steigern.

Auch für die Zukunft gibt Oxfam keine Entwarnung

„Weltweit fühlen sich immer mehr Menschen abgehängt“, sagte Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland. Sie würden zunehmend den Glauben an die Demokratie verlieren und zum Beispiel eher Rechtspopulisten wählen. Auch in den USA erklären sich so manche den Aufstieg Trumps: Denn trotz Wirtschaftsaufschwung ist die Ungleichheit gewachsen. Während die Einkommen und Vermögen der reichen US-Amerikaner steigen, finden in der Mittel- und Unterschicht viele nur Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor und sind auf mehrere Jobs angewiesen.

Auch für die Zukunft gibt Oxfam keine Entwarnung. Prognosen zufolge werden in den nächsten zwanzig Jahren 500 der reichsten Menschen der Welt Vermögen in Höhe von 2,1 Billionen Dollar vererben – eine Summe, die etwa dem entspricht, was Indien in einem Jahr erwirtschaftet.

Verschärft wird das Problem Oxfam zufolge durch die Steuerpraxis der Konzerne: Sie siedeln sich dort an, wo sie am wenigsten Abgaben zahlen müssen. Dem Staat fehlen in der Folge Steuergelder, die er zum Beispiel für die Bekämpfung von Armut einsetzen könnte, argumentiert Oxfam. Als Beispiel nennt die Organisation Kenia: Dem Land entgehen der Studie zufolge pro Jahr 1,1 Milliarden Dollar an Unternehmenssteuern – blieben die im Land, könnte der Staat seine Ausgaben für Gesundheit verdoppeln. „Für Bildung und Gesundheitsversorgung fehlt vielen Staaten das Geld, weil Superreiche und internationale Konzerne sich um ihre Steuerbeiträge drücken“, kritisierte Kalinski.

Als Konsequenz fordert Oxfam einen weltweiten Mindeststeuersatz für Konzerne, damit die sich der Besteuerung nicht mehr entziehen können. Auch sollten Unternehmen dazu verpflichtet werden, genau offenzulegen, wo sie ihre Gewinne erwirtschaften. Gleichzeitig sollten Steueroasen geschlossen und hohe Einkommen und Vermögen stärker besteuert werden, fordert Oxfam.

Unterstützung bekommt die NGO von den Grünen. „Ich unterstütze mit Nachdruck die Forderung von Oxfam, Steuerbetrug und miesen Tricksereien von Superreichen und globalen Unternehmensgiganten den Kampf anzusagen“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt dem Tagesspiegel. Sie sieht allerdings nicht nur die Politik in der Pflicht, sondern auch die Verbraucher. Beide zusammen „haben mehr Macht, als viele noch bereit sind zu glauben“, sagte sie. Allerdings erfordere das mehr internationale Zusammenarbeit. „Deshalb sind solche Studien auch immer ein Appell an uns alle, uns nicht frustriert in nationale Schneckenhäuser zurückzuziehen, sondern global zu kooperieren.“

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