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Hat man in Großbritannien Bedarf an einer neuen Anti-Brexit-Partei?

© AFP

"Radicals UK" from Berlin: Aus Versehen Anti-Brexit-Partei ins Leben gerufen

So schnell kann es gehen: Der Berlin-Korrespondent des Economist twittert eine Idee für eine neue Partei in Großbritannien - schnell interessieren sich Tausende dafür.

Eine neue Partei gründen, das kann manchmal schneller gehen als erwartet. Sollte es in der Parteienlandschaft Großbritanniens zukünftig eine Partei mit dem Namen "Radicals UK" geben, so kann festgehalten werden, dass der Ursprung dieser in Berlin-Kreuzberg geschaffen wurde. Denn von dort hat es der Deutschland-Korrespondent der britischen Zeitung "The Economist", Jeremy Cliffe, geschafft, eine neue Anti-Brexit-Partei zu initiieren. Zwar ist (noch) keine offiziell angemeldete Partei daraus entsprungen, aber die Geschichte zeigt, dass sich wohl zumindest einige Menschen in Großbritannien eine solche Partei wünschen und diese unterstützen würden.

Alles fing an mit einem Tweet von Cliffe am Dienstag: "Entfernt an einer möglichen neuen Anti-Brexit-Partei mit transformativer sozial-liberaler Politik interessiert? Email "Ich bin dabei" an: radicalsuk@gmail.com" Der Tweet verbreitete sich fast so schnell wie Emails von Leuten eintrafen, die bei der neuen Partei dabei sein möchten. 45 Mails pro Minute trafen wohl zu Hochzeiten ein, twitterte Cliffe. Der Journalist schreibt später, es sei eher ein "ungeplantes Experiment" gewesen. Er habe niedergeschlagen dagesessen über den Zustand in Großbritannien und sich gefragt, wie viel besser das Land mit einer anderen Führung sein könnte.

Schnell wurde ein mögliches Design für die noch fiktive Partei "Radicals UK" entworfen.
Schnell wurde ein mögliches Design für die noch fiktive Partei "Radicals UK" entworfen.

© radicalsuk.com

Bereits kurze Zeit nach seinem Tweet entwarf Jon Worth, ein ebenfalls in Deutschland lebender britischer Aktivist, Journalist und Freund von Cliffe, ein schickes Logo, einen Twitter-Account und eine Unterstützerhomepage. "Es klafft eine Lücke in der britischen Politik, die gefüllt werden könnte", sagte Worth zu buzzfeed.com. "Die Liberal Democrats füllen diese Lücke nicht. Also könnte sie von einer neuen Bewegung gefüllt werden." Sowohl Cliffe als auch Worth geben an, sich am französischen Präsidenten Emmanuel Macron orientiert zu haben, der seine Partei "En Marche" ebenfalls von Grund auf neu erschaffen habe.

Die Reaktionen auf die spontane Partei-Initiierung seien "überwältigend" gewesen - "und weit mehr als ich erwartet hatte", so Cliffe. Tausende Menschen hätten ihr Interesse an der Partei "Radicals UK" bekundet, einige wollen sogar unbezahlt mithelfen, eine mögliche neue Bewegung aufzubauen. "Das beweist, dass es im liberalen Teil des politischen Spektrums in Großbritannien große Reserven gibt. Es gibt hier großartige Möglichkeiten."

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Cliffe schreibt, natürlich gab und gibt es schon andere derartige Initiativen. Allerdings viele von Leuten, die weder die notwendige Reichweite noch die Verbindungen dafür hätten. Twitter sei genau die richtige Plattform gewesen, um so etwas zu starten. Es gäbe dort viele Leute mit Einfluss, die in der Lage seien, eine solche Sache weiterzuführen. Zugleich betonte Cliffe, dass er nicht der Vorsitzende oder Anführer einer solchen Bewegung oder Partei sein werde. "Dies weiterzuführen wäre nicht vereinbar mit meinen Job als Chef des Berliner Büros des Economist."

Cliffes Arbeitgeber schrieb in einer Email an Buzzfeed, Cliffe habe "versehentlich eine politische Partei ins Leben gerufen". Allerdings will Cliffe diese Sache auch nicht einfach auf sich beruhen lassen. "The Radicals" sei jedoch vollständig unabhängig von seinem Job als Journalist zu sehen. Wenn mehr aus der Sache wird, sei er zufrieden damit, die Liste mit Mailadressen weiterzuleiten - "an Leute, die wissen, wie man damit umgeht." Auf jeden Fall habe er ein Ziel erreicht: zu zeigen, dass es großes Interesse an einer solchen Partei wie "Radicals UK" gibt.

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