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Donald Trump am Donnerstag bei einer bemerkenswerten Pressekonferenz im Weißen Haus.

© Kevin Lamarque/Reuters

Pressekonferenz im Weißen Haus: Trump kennt die Wahrheit selbst am besten

Bei der jüngsten Pressekonferenz des US-Präsidenten sind zwei Welten aufeinandergeprallt. Donald Trump pflegt einen Stil, in dem es nicht darauf ankommt, ob eine Aussage richtig oder falsch ist.

Was war denn das für ein Auftritt? Am Morgen danach schwankt die Tonlage in Amerikas Medien zwischen Verwunderung, Belustigung und Entsetzen.  Am Donnerstag hatte das Weiße Haus hastig eine Pressekonferenz angesetzt. Deren Ziel war nach allgemeiner Erwartung, dass Präsident Trump den Ersatzkandidaten für das Arbeitsministerium vorstellt, nachdem seine erste Wahl, Andrew Puzder, über die Beschäftigung einer illegalen Haushaltshilfe gestolpert war.  

Doch daraus wurde ein 77 Minuten langer Schlagabtausch mit dem White House Press Corps. Mal polterte Trump, mal warb er um mehr Verständnis, die meiste Zeit schimpfte er über unfaire Behandlung durch die Medien. Er ist sichtlich frustriert, er fühlt sich unverstanden. Und das drückte sich in Aussagen aus, die wiederum Unverständnis bei den White-House-Korrespondenten auslösten. „Ich bin kein schlechter Mensch“, sagte er zum Beispiel, als sei das die Kategorie zur Beurteilung der Qualität seines Regierungshandelns. Und: „Ich bin kein Antisemit“. Gegen wen richtete sich das, wer hatte das behauptet?

In der Pressekonferenz prallten zwei Kommunikationskulturen aufeinander, zwei Welten, die sich nach unterschiedlichen Regeln richten. Das White House Press Corps ist es von Barack Obama, aber auch den Vorgängern gewohnt, dass ein Präsident seine Worte sorgfältig wägt. Dass er nichts sagt, was nicht vorher von seinen Beratern daraufhin abgeklopft worden ist, dass man es ihm nicht als Lüge auslegen kann. Denn sonst muss er sich dafür rechtfertigen.

Trump pflegt einen Stil, in dem es nicht darauf ankommt, ob eine Aussage richtig oder falsch ist. Er beschreibt die Welt so, wie er sie sehen will und seine Gesprächspartner sie sehen sollen. Dabei kommen dann solche Sätze heraus: „Ich habe eine Katastrophe geerbt.“ Angeblich sei die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau, die US-Wirtschaft im Niedergang und so weiter.

Das Gegenteil ist richtig: Noch nie hatten so viele Menschen in den USA Arbeit wie am Ende der Amtszeit Obamas. Die US-Wirtschaft wächst seit Jahren wieder, mit weit höheren Raten als andere westliche Industriestaaten. Der Demokrat Obama hatte 2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise eine Wirtschaft im freien Fall von dem Republikaner George W. Bush übernommen. Er hat ein Land im Aufschwung an den Republikanern Trump übergeben. Aber der tut so, als seien die USA ein Land in Ruinen.

Eine Regierung wie eine fein abgestimmte Maschine?

„Ich schimpfe nicht, ich belobige mich hier nicht selbst“, behauptete Trump nach 47 der 77 Minuten. Doch genau das, was er bestritt, tat er, heben Zeitungen wie die „Washington Post“ und TV-Sender wie CNN hervor. Die Darstellungen, die ihm nicht passen, nennt er „Fake News“ oder „Very Fake News“. Wie er die Lage sieht, das sei die reine Wahrheit. Und an die sollten sich die Medien doch bitte halten. 

Die Lage beschreibt die „New York Times“ so: In den ersten vier Wochen Amtszeit hat Präsident Trump die Gerichtsverfahren um sein Einreiseverbot für Muslime verloren. Er hat die amtierende Justizministerin gefeuert. Er hat seinen Nationalen Sicherheitsberater gefeuert. Sein Kandidat für das Arbeitsministerium musste aufgeben. Die Zustimmung zu ihm ist laut einer neuen Umfrage des Forschungsinstituts Pew auf 39 Prozent gesunken.

Trump hingegen sagt, seine Regierung funktioniere „wie eine fein abgestimmte Maschine“. Und das Hauptproblem sei, dass die Medien „voller Hass“ auf ihn seien.

Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass ein Teil der US-Bürger Trumps Analyse folgt: diejenigen nämlich, die ihn gewählt haben. Das freilich ist der kleinere Teil Amerikas. Die Spaltung der Gesellschaft vertieft sich unter ihm weiter.

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