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Soll den US-Präsidenten in Sicherheitsfragen beraten: General Herbert Raymond McMaster.

© Susan Walsh/AP/dpa

Neuer Sicherheitsberater McMaster: Kriegsheld, Stratege - und bei Trump nur dritte Wahl

Generalleutnant Herbert Raymond McMaster soll Weitsicht ins Weiße Haus bringen. Der neue Sicherheitsberater ist intellektuell ein anderes Kaliber als sein Vorgänger Michael Flynn.

Auf den ersten Blick ist Generalleutnant Herbert Raymond McMaster ein Soldat ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Als Kriegsheld kampferfahren und als Stratege angesehen, vertritt McMaster jene Sorte von Offizieren, von der Trump regelmäßig schwärmt. Nun wurde McMaster vom Präsidenten zum Nachfolger des vorige Woche zurückgetretenen Sicherheitsberaters Michael Flynn ernannt. Dass McMaster erst jetzt, gewissermaßen als dritte Wahl, ins Weiße Haus gerufen wird, sagt einiges über Trumps Prioritäten aus.

Der 54-jährige McMaster gilt nach Medienberichten als einer der führenden Intellektuellen bei den US-Militärs. Nach einer Stationierung in Bamberg während der Zeit des Mauerfalls wurde der Offizier im Krieg um Kuwait zum Helden, als er mit seiner Panzertruppe eine zahlenmäßig weit überlegene irakische Einheit besiegte – das Gefecht war einer der größten Panzerschlachten seit dem Zweiten Weltkrieg. Später machte er besonders mit dem Nachdenken über die Kriegführung in der Moderne auf sich aufmerksam. Laut der „New York Times“ war McMaster einer der führenden Köpfe bei der Umstellung der US-Strategie im Irakkrieg von 2003.

„Solide Führungskraft und eine ruhige Hand“ werde McMaster ins Weiße Haus bringen, lobte Harry Kazianis von den konservativen Denkfabrik Center for the National Interest. Trump selbst hob den hohen Respekt für McMaster unter den US-Militärs hervor. Für den Generalleutnant entschied sich Trump aber erst nach längerer Suche und nachdem er sich bei seinem Lieblingskandidaten für die Flynn-Nachfolge einen Korb geholt hatte: Vizeadmiral Robert Harward hatte abgewunken.

Als Nationaler Sicherheitsberater steht McMaster zunächst vor der Aufgabe, seine Rolle im Weißen Haus und im Machtgefüge zwischen ihm und anderen wichtigen Beratern zu finden. In Trumps Regierungsmannschaft stehen sich Populisten wie Chefstratege Stephen Bannon und gemäßigtere Akteure wie Verteidigungsminister James Mattis gegenüber. McMasters Vorgänger Flynn war ein enger Vertrauter Trumps und als Russland-Freund sowie als Islam-Hasser bekannt. McMaster ist intellektuell ein anderes Kaliber.

Doch Flynn war gegenüber Trump bedingungslos loyal, und das ist eine Eigenschaft, die der Präsident mitunter höher schätzt als Sachkenntnis oder politische Weitsicht. Nur wenige Tage vor McMasters Ernennung ließ Trump einen hochrangigen Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrates feuern, weil dieser sich kritisch über die Lateinamerika-Politik der neuen Regierung geäußert hatte.

Kritik an Generälen, die vor Lyndon Johnson kuschten

McMaster ist ganz anders als Flynn. Der Generalleutnant ist nicht zuletzt wegen seiner scharfen Kritik am militärischen Kadavergehorsam bekannt. Mehrmals soll McMaster aufgrund seiner Ansichten über die Notwendigkeit von „offenen Einschätzungen“ in der Armee bei Beförderungen übergangen worden sein.

McMasters Doktorarbeit in Amerikanischer Geschichte, die er später zu einem Buch ausbaute, befasste sich mit der US-Militärstrategie im Vietnam-Krieg und warf der US-Generalität der 1960er Jahre vor, vor dem damaligen Präsidenten Lyndon Johnson gekuscht zu haben. McMaster ist also nicht unbedingt jemand, der Trump nur Dinge sagen wird, die dieser auch hören will.

Das dürfte zum Beispiel im Fall Russland so sein. McMaster hegt wie Mattis und andere Vertreter der konventionellen US-Weltsicht innerhalb der Regierung großes Misstrauen gegenüber Moskau – während Trump immer wieder mit sehr pro-russischen Äußerungen auffällt.

Insofern ruht auf der „ruhigen Hand“ McMasters die Hoffnung, dass er einen mäßigenden Einfluss auf den sprunghaften und außenpolitisch unerfahrenen Trump ausüben kann. McMasters Ernennung stehe für das Streben der Regierung nach einer „gesicherteren Basis“ im Gefolge etlicher Fehltritte in den vergangenen Wochen, analysierte die „Washington Post“. Strobe Talbott, Präsident der Denkfabrik Brookings Institution, betonte, McMaster könne zusammen mit Mattis, Außenminister Rex Tillerson und den Geheimdiensten die Dinge „wieder in die Spur bringen“.

Vizepräsident Pence an Berufung beteiligt

Gleichzeitig offenbart sich an der Berufung von McMaster erneut der große Einfluss von Vizepräsident Mike Pence auf die Regierung. Flynn hatte seinen Hut nehmen müssen, weil er Pence gegenüber gelogen hatte: In einem Gespräch mit dem russischen Botschafter in Washington hatte Flynn über die mögliche Aufhebung von Russland-Sanktionen gesprochen, dies dem Vizepräsidenten gegenüber aber geleugnet. Trump sagte, Pence habe bei der Auswahl von McMaster eine Rolle gespielt.

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