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1982 war ein jüdisches Lokal in der Nachodstraße in Berlin-Wilmersdorf Ziel eines Bombenanschlags.

© picture alliance / Chris Hoffman

Nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz: Berlin war schon mehrfach Ziel von Terroranschlägen

Der Anschlag vom Breitscheidplatz ist nicht der erste in Berlin: "Mifgash Israel", Maison de France, "La Belle" - die Spur des Terrors ist lang.

Etwa 6000 Menschen hatten sich dem Trauerzug zur Gedächtniskirche angeschlossen. Bei der Gedenkfeier sagte der Evangelische Landesbischof, mit dem Attentat sei den Orten menschenfeindlichen Verbrechens in Berlin ein weiterer hinzugefügt worden. Keiner der Anwesenden konnte sich vorstellen, dass er selbst an einem Ort stand, wo sich 34 Jahre später solch ein Verbrechen ereignen würde. Blickt man zurück auf die jüngere Berliner Geschichte – was die Tatorte von Attentaten betrifft, ausnahmslos eine West-Berliner Geschichte –, so sieht man den Sprengstoffanschlag auf das jüdische Restaurant „Mifgash Israel“ am 15. Januar 1982 als Beginn der Reihe von Terroranschlägen, die seither die Stadt erschütterten.

Schon 1974 hatte es die versuchte Entführung des Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkmann gegeben, die mit seiner Ermordung endete – ein tragischer Akt des Terrors durch die Bewegung 2. Juni. Doch war der noch nicht gegen zufällige Opfer gerichtet wie am Montagabend am Breitscheidplatz. Und am 9. November 1969 im Jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße, als die „Tupamaros West-Berlin“ bei einer Veranstaltung zur Reichspogromnacht eine Bombe zünden wollten, die allerdings nicht explodierte.

Im „Mifgash“ aber hatte die Bombe gezündet. 14 Personen wurden zum Teil schwer verletzt, darunter ein 14 Monate altes Mädchen, das wenige Tage später starb. Gesucht wurde danach eine „orientalisch aussehende“ Frau, die die Bombe vor einer Heizung abgestellt haben sollte, auch bekannte sich die palästinensische Terrororganisation „15. Mai“ zum Anschlag, der nie aufgeklärt wurde.

Der bisher folgenreichste Terrorakt: Der Anschlag auf die Diskothek "La Belle"

Der nächste Anschlag folgte nur anderthalb Jahre später: Am 25. August 1983 detonierte eine Bombe im Maison de France am Kurfürstendamm, die das Gebäude teilweise zum Einsturz brachte. Ein 26-jähriger Mann, der dort ein Protestschreiben gegen französische Atomversuche übergeben wollte, starb. 23 weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Eine „Armenische Geheimarmee zur Befreiung Armeniens“ bekannte sich zur Tat. Wie die Ermittlungen erst viele Jahre später, nach dem Fall der Mauer, ergaben, stand dahinter der international aktive Terrorist Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos. Mithilfe der Stasi geplant hatte die Tat der dann zu lebenslänglicher Haft verurteilte Johannes Weinreich.

Der vor dem aktuellen Anschlag am Breitscheidplatz folgenreichste Terrorakt in Berlin zerstörte am 5. April 1986 die Diskothek „La Belle“ in der Hauptstraße 78 in Friedenau. Die Bombe, die dort explodierte, galt den vielen US-Soldaten, für die das Lokal ein beliebter Freizeittreffpunkt war. Drei Besucher, zwei Soldaten und eine Türkin, starben bei dem Attentat, 230 wurden verletzt. Diesmal stand das libysche „Volksbüro“ in Ost-Berlin hinter dem Anschlag – wieder unterstützt durch die Stasi; was wiederum erst nach dem Mauerfall bekannt wurde. 1996 lieferte Libyen den Haupttäter auf massiven Druck hin aus. Später wurden er und seine Mittäter in Berlin zu hohen Haftstrafen verurteilt. Libyens Staatschef Gaddafi zahlte schließlich 35 Millionen US-Dollar Entschädigung für die Opfer.

Solche Dimensionen hat der Terror in Berlin über Jahrzehnte nicht mehr erreicht. Am 15. Januar 1991 verübten zwei Mitglieder der „Revolutionären Zellen“ einen Bombenanschlag auf die Siegessäule, es blieb aber beim Sachschaden. Vier Tote forderte der im Auftrag des iranischen Geheimdienstes ausgeführte Mordanschlag an vier kurdischen Oppositionellen, die am 17. November 1992 im Lokal „Mykonos“ in der Prager Straße in Wilmersdorf regelrecht hingerichtet wurden.

Fast wie eine Vorwegnahme des Attentats vom Montag erscheint ein Vorfall vom 2. Juli 2006 auf der Fanmeile zur WM: Ein Mann hatte mit seinem Auto die Absperrungen durchbrochen und 26 Menschen verletzt. Er war psychisch krank, wurde freigesprochen und kam in eine Klinik.

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