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"Berlin-Neukölln - das ist kein Deutschland mehr" - behauptet AfD-Mann Björn Höcke.

© Thilo Rückeis

Matthies meint: Eher mehr für weniger Zuwanderung

Es gibt so schöne deutsche Worte für hässliche Dinge: Freistellung ist so ein Beispiel. Ganz frisch auch das AfD-Wort Minuszuwanderung.

Neusprech ist überall. George Orwell hat es zwar mit seinen Visionen ein wenig übertrieben, was das Zieljahr 1984 angeht, aber trotzdem reden längst alle so um die Ecke, wie er es sich beim Schreiben vorgestellt hat. Die Grundidee: Aus einem negativen Vorgang durch kopfstehende Benennung einen positiven machen. Irgendein Unternehmer hat dann mal versucht, aus hässlichen Entlassungen sogenannte „Freistellungen“ zu machen in der Hoffnung, dass der Entlassene dann nicht zum Anwalt rennt, sondern sich frei fühlt, endlich ein neues Leben anzufangen.

Die deutsche Sprache ist wie alle anderen längst voll von packenden Beispielen. Das Schönste? Ist vermutlich das „dynamische Verfügbarkeitsmanagement“ der Bundeswehr, das Zauberwort dafür, dass Personal, Uniformen und Schießgewehre hinten und vorn nicht reichen und deshalb ständig irgendwie hin und her geschoben werden. Ganz aktuell ist der Begriff indessen nicht, denn wir würden heute eher vom „atmenden Ressourcenmanagement“ sprechen.

Minuszuwanderung statt "Ausländer raus"

Kann die AfD in dieser Lage ihre Absicht durchhalten, Deutsch um seiner selbst willen zu sprechen? Nicht ganz. Denn viele an sich schöne klare Begriffe unserer Sprache sind inhaltlich abzulehnen. „Ausländer raus!“ zum Beispiel trennt den ordinären neonazistischen Glatzkopf vom einfach nur reaktionären Spießer, der das Gleiche will, aber es mit Rücksicht auf Lügenpresse und Wählerpotenzial nicht ganz so schroff formuliert. So kam das Wort „Minuszuwanderung“ in die Welt, das nun auch das frische Wahlprogramm der AfD schmückt. Grundgedanke: Zuwanderung, das ist ja eigentlich was Schönes, und minus mal minus gibt plus. Oder so ähnlich, jedenfalls kann nun jeder rechte Redner Sätze formulieren wie „Wir sind gar nicht gegen Zuwanderung, wir sind sogar für Minuszuwanderung“, und damit allerhand Gejohle produzieren, hoho, jenau mein Reden!

Man könnte sich so zum Beispiel Herrn Höcke vorstellen, der beim Bürgerdialog in Brandenburg knackig formuliert hat, „Berlin-Neukölln, das ist kein Deutschland mehr!“ Ja, wo er recht hat: Bürgermeisterin Fatima Al-Giffey in ihrer Burka ist echt kein schöner Anblick, in den Kneipen gibt es statt Bulette mit Mostrich nur noch Pizza und Tapas und Döner, und die Kellner sind meist portugiesische Bauingenieure, mit denen man Englisch radebrechen muss. Nette Leute übrigens: Man könnte sich da sogar eine Minusauswanderung vorstellen.

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