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Trauer nach dem Attentat vom 2. April in der schwedischen Hauptstadt.

© AFP

Martenstein über den Terror: In Zukunft werden vermutlich häufiger gezielt Kinder angegriffen

Anschlag in Berlin, Attentat in Manchester. Die Tat in Stockholm gerät allmählich in Vergessenheit. Auch dort starb ein Mädchen.

Die Namen der Täter kennt man, Anis Amri in Berlin, Salman Abedi in Manchester. Die Namen und die Geschichten der Opfer werden nicht so oft erzählt. Die Anschläge folgen so rasch aufeinander, dass man sich längst nicht mehr an alle erinnert, auch der Anschlag vom 2. April versinkt allmählich im kollektiven Vergessen. Auch am 2. April starb ein Kind, in Stockholm.

Ebba Akerlund wurde elf Jahre alt. Sie war auf dem Heimweg von der Schule, als sie ein Lastwagen überfuhr, der von einem usbekischen Islamisten gesteuert wurde. Der Täter hielt sich seit einem Jahr illegal in Schweden auf. Es gibt ein Foto des toten Kindes, das so grausam ist, dass nur wenige Medien es brachten. Ebba Akerlund wurde in drei Teile zerrissen.

In der „New York Times“ und britischen Zeitungen findet man Informationen. Nachbarn sagen, das Mädchen habe einen ungewöhnlich reifen Eindruck gemacht, sie habe schon geredet wie eine Erwachsene. Sie war eine begeisterte Fußballspielerin, stundenlang spielte sie mit ihrem Vater im Hof.

Angeblich ist das Kind hörbehindert gewesen, womöglich war das sein Verhängnis, weil es den Lastwagen erst spät hörte. Ebba starb nur ein paar hundert Meter von ihrem Zuhause entfernt, sie kannte sich gut aus in dieser Gegend. Nach der Schule wollte sie ihre Mutter zum Einkaufen treffen, ein oder zwei Minuten später, und die beiden wären sich am Treffpunkt begegnet. Die Mutter hörte die Schreie der Verletzten, sie sah Menschen in Panik fliehen, sie sah Rauch. Sie versuchte verzweifelt, ihre Tochter zu finden, aber es gelang ihr nicht. Dann startete sie einen Suchappell auf Facebook.

In Schweden kamen fünf Menschen ums Leben

Fünf Menschen starben, außer Ebba waren es zwei Schwedinnen, 69 und 66 Jahre alt, und ein Brite, 41 Jahre alt, der in Stockholm für den Streamingdienst Spotify arbeitete. Die Belgierin Mailys Dereymaeker, 31, war als Touristin in Stockholm. Sie arbeitete als Psychologin für die belgische Einwanderungsbehörde und betreute Migranten, denen die Abschiebung drohte. Außerdem gab sie Kindern Flötenunterricht. Ihr eigenes Kind war 18 Monate alt. Mailys Dereymaekers Körper wurde so stark zerstört, dass keine Identifikation mehr möglich war, ihre Identität konnte nur mithilfe einer DNA-Analyse festgestellt werden.

Auch der Täter von Stockholm war, vermutet die Polizei, Teil eines Netzwerks. 300 Personen wurden festgenommen, eine heiße Spur ergab sich nicht. Die Ermittlungen dauern an. In Großbritannien gibt es, laut „Zeit online“, mindestens 3000 Anhänger der Terrormiliz „Islamischer Staat“, 400 davon mit Kampferfahrung. Die Mehrheit hat einen Job. Es sei unmöglich, so viele Leute ständig zu beschatten, sagt die Polizei. In Zukunft werden vermutlich häufiger gezielt Kinder angegriffen. Das ist die Lage.

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