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Markus Frohnmaier, der Vorsitzende der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der Partei AfD.

© dpa

Markus Frohnmaier von der Jungen Alternative: "Wir sind die freche Version der AfD"

Er tritt gern in Anzug und Krawatte auf und hat sich vom Hauptschulabschluss zum Jura-Studium hochgearbeitet: Markus Frohnmaier steht der Jugendorganisation der AfD vor. Wer ist dieser Mann?

Dick eingepackt steht AfD-Politiker Markus Frohnmaier in der Kälte am Rednerpult, um ihn herum wehen bei dieser Kundgebung Deutschlandfahnen. "Ich sage diesen linken Gesinnungsterroristen, diesem Parteienfilz, ganz klar: Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt, dann wird ausgemistet!", tönt er ins Mikrofon. Dann werde wieder Politik nur für das Volk gemacht. Die Wort wirken. Wenig später bricht die Menge in "Wir sind das Volk"-Rufe aus.

Aufräumen? Ausmisten? "Wir müssen Politik machen wie die 'Bild'-Zeitung schreibt. Einfach, direkt, für die Menschen", sagt der 25-Jährige. Frohnmaier ist einer der Wortführer der AfD, sitzt im Landesvorstand der Partei in Baden-Württemberg und steht der Jugendorganisation der AfD, der Jungen Alternative, vor. Eine wichtige Aufgabe, denn die jungen Wähler sind nicht unerheblich für den Wahlerfolg der AfD. In Sachsen-Anhalt holte die Partei bei den Wählern unter 30 fast 30 Prozent der Stimmen. "Wir sind eine der schlagkräftigsten Organisation innerhalb der Partei", sagt Frohnmaier. Wer sich mit ihm unterhält, beginnt zu verstehen, wie der AfD-Nachwuchs tickt.

"Die freche Version der AfD"

Frohnmaier, der gern in Anzug, Krawatte und Einstecktuch auftritt, sieht die Junge Alternative als "die freche Version der AfD". Er und seine Mitstreiter hätten enorme Freiheiten, seien nicht an die Mutterpartei gebunden. Experten schätzten die Jugendorganisation lange Zeit als noch rechter ein als die AfD selbst. Frohnmaier sagt lediglich: "Wir können Dinge zugespitzter und schärfer formulieren - das ist ein Privileg der Jugend und wir wissen es einzusetzen."

Früher war Frohnmaier bei der Jungen Union. "Abschaffung der Wehrpflicht, Einführung des Mindestlohns, Atomausstieg, Abwendung vom konservativ traditionellen Familienbild...", wenn er die Gründe aufzählt, warum er aus der CDU ausgetreten ist, wird die Liste lang. "Ich habe mich einfach nicht mehr wiedergefunden. Die CDU ist überall dabei und hat zu nichts eine Meinung. Frau Merkel hat die Partei sozialdemokratisiert."

Zum Jura-Studium durchgekämpft

Dass die AfD bei jüngeren Wählern gut ankomme, liegt aus seiner Sicht daran, dass diese wieder mehr Wert auf stabile Partnerschaften und Familie legten. "Dieses Linkssein, diese Ökohaltung und Bionaden-Bourgeoisie - das alles hat sich überholt. Wir sind die Antwort darauf."

Frohnmaier selbst sieht sich als Self-Made-Man. Mit einem Jahr wurde er aus Rumänien adoptiert, wuchs in einer alteingesessenen Bauernfamilie auf. Er machte erst den Hauptschulabschluss und kämpfte sich bis zum Jura-Studium durch. Er gibt sich bodenständig und vernünftig, äußert sich zu Polizeireform und innerer Sicherheit. Bei Facebook zeigt er zuweilen aber noch eine andere Seite.

Rechtsstreit mit Claudia Roth

In Anspielung auf die Vorfälle der Silvesternacht postete Frohnmaier ein Bild von Claudia Roth auf Facebook, das die Grünen-Politikerin mit dem hineinmontierten Spruch zeigt: "Ach wäre ich Neujahr nur nach Köln gefahren." Nachdem Frohnmaier in der ARD-Sendung "Kontraste" erklärte, Leute wie Claudia Roth hätten "hier mittelbar mitvergewaltigt", reichte die Politikerin Klage ein, die aber abgewiesen wurde. Auf seiner Facebook-Seite ließ Frohnmaier verlauten, Roth habe nicht "im juristischen, sondern in einem übertragenen Sinn mitvergewaltigt". Sie stehe "stellvertretend für die irrsinnige Willkommenskultur und Multi-Kulti-Ideologie im Lande".

Für Frohnmaier und die Junge Alternative ist Facebook der wichtigste Kanal um mit den jungen Wählern zu kommunizieren, Frohnmaier ist zuweilen selbst erstaunt, welche Reichweiten er hier erzielen kann. Stolz postet er im sozialen Netzwerk Bilder von sich und AfD-Chefin Frauke Petry. Zu einem Foto des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke schrieb er: "Super Kandidat."

Oscar W. Gabriel, langjähriger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart, beobachtete im vergangenen Jahr, dass die offiziellen Aussagen seien Frohnmaiers zwar moderat seien, die alltäglichen Kommentare, etwa auf Facebook, aber radikal.

Provokation als politisches Stilmittel

Nicht nur die Posts in dem sozialen Netzwerk, auch die Plakate der Jungen Alternative stoßen manchen bitter auf: Auf einem ist eine halbbekleidete junge Frau mit nassen Haaren zu sehen. Darunter steht: "Sie kann sich das Föhnen ihrer Haare nicht mehr leisten. Danke EEG!" Frohnmaier findet das gut. "Wir provozieren noch ein bisschen besser, weil wir die Themen so ansprechen, dass sie von Linken und Grünen gern als 'sexistische Kackscheiße' abgetan werden", sagt er. Und Provokation und Polarisierung seien schließlich politische Stilmittel.

Das Bild, das in der öffentlichen Berichterstattung von der AfD vermittelt werde, ärgert ihn. "Wenn Politiker uns mit Nationalsozialisten gleichsetzen oder von einem angeblichen Schießbefehl die Rede ist, dann macht das auch in meinem Freundeskreis die Runde." Mit der Zeit habe er sich ein dickeres Fell zugelegt. Schon öfter wurde seine Adresse öffentlich gemacht, es gab indirekte Drohungen, Flyer wurden in seinem Heimatort verteilt, in der vor "dem Rassisten" gewarnt wurde. "Meine Reifen wurden nicht nur einmal zerstochen."

Besuch im Granatenhagel

In seinem Wahlkreis Villingen-Schwenningen holte Frohnmaier bei der Landtagswahl trotzdem 14,8 Prozent. Im Wahlkampf bemühte sich der junge Mann, der gern den Russlandversteher gibt, besonders um Spätaussiedler und serbisch-orthodoxe Christen. Einige Themen der AfD, wie die Bewahrung der traditionell bürgerlichen Familie, die "wirtschaftsfeindlichen Russlandsanktionen und die Frühsexualisierung von Kindern", seien für diese Gruppen sehr wichtig. Frohnmaier ließ deutsch-russische Flyer verteilen, gab sogar ein Interview im russischsprachigen Fernsehen.

Auch ins ukrainische Donezk reist Frohnmaier 2014. "Die Krise war so bleihaltig, dass 3000 Meter von einem entfernt Granaten einschlugen." Er habe sich ein Bild machen wollen über die Situation der Menschen dort. "Die Leute übernehmen so viel vom Hörensagen. Das gilt auch wenn es um die AfD geht."

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