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Mark Zuckerberg hat angekündigt, 99 Prozent seines Vermögens zu spenden.

© dpa

Mark Zuckerberg und sein Vermögen: Zu viel des Guten für das deutsche Gemüt

Die Ankündigung von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, 99 Prozent seines Vermögens zu stiften, stößt in Deutschland auf viel Kritik. Das ist unangebracht. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

Es musste ja so kommen: "Ein absurd amerikanisch besoffener Post an sein Baby. Und es bleiben ihm dann auch nur noch ca 400 Mio. - Well.. ", schreibt Annette Dittert, ehemalige Großbritannien-Korrespondentin der ARD, auf Twitter. Oder hier: "Der hat sicher noch irgendwo noch das doppelte an Kohle liegen", schreibt Twitter-User "Muffin Kck". Gerne genommen auch das: "Nennt's endlich beim Namen: #Zuckerberg spart #Steuern mit seiner #Stiftung"

Die Mischung ist für deutsche Gemüter einfach zu viel: US-Internet-Milliardär benutzt seine frischgeborene Tochter als PR-Instrument. Dabei verkündet er eine Wohltat, die aber doch nur den eigenen (Steuer-)Vorteil tarnen soll. Pfui. Igitt. Aber was für eine Arroganz spricht eigentlich aus dieser Kritik? Wie kann man sich über eine so persönliche und am Ende auch gesellschaftlich relevante Entscheidung derart erheben?

Bei Zuckerberg und damit bei Facebook kommen gleich mehrere Reflexe zum Vorschein, die vielleicht nicht typisch deutsch sind, weil man damit alle in einen Topf werfen würde, aber die in Deutschland sehr weit verbreitet sind: eine Abneigung gegen wirtschaftlichen Erfolg. Stichwort Neid. Eine Abneigung gegen eine technische und kommunikative Revolution. Stichwort: Angst. Und eine Abneigung gegen die USA. Stichwort: Misstrauen.

Der Staat hat kein Wohltätigkeits-Monopol

Gepaart wird das ganze noch mit einer, ebenfalls in Deutschland weitverbreiteten Auffassung, dass der Staat alles zu regeln habe - und auch alles besser regeln könne. Ihm wird ein regelrechtes Monopol für Wohlfahrt zugeschrieben. Was er aber - zum Glück - nicht hat. Denn andernfalls bräuchten wir uns als Gesellschaft keine Gedanken mehr über die Förderung von Chancen für Kindern oder andere gesellschaftlichen Fragen machen, die Zuckerberg in seinem Brief an seine Tochter anspricht, schlicht weil der Staat immer weniger Geld hat, um sich darum zu kümmern.

Es wird umgekehrt sein: private Spenden, private Wohltätigkeit wird an Bedeutung gewinnen. Nicht weil der Staat so klamm wäre, sondern weil die Aufgaben so vielfältig sind. Und am Ende kommt der Staat an sein Geld, was er auch für Wohltätigkeit und Entwicklung ausgibt, nur über die Erhebung von Steuern. Ist es am Ende etwa gerechter, wenn die Allgemeinheit sich um die Probleme zu kümmern hat und die, die das Geld hätten, letztlich geächtet werden, wenn sie sich der Probleme annehmen? Es wäre ein fatales gesellschaftliches Klima.

Privates Geld ist nicht verwerflich

Wir werden uns auch in Deutschland dran gewöhnen müssen, dass mit privatem Geld sozialer, gesellschaftlicher, medizinischer Fortschritt ermöglicht wird. Geld, das marktwirtschaftlich verdient wurde - mit einem unternehmerischen Coup, einer genialen Idee, einem gut geführten Unternehmen. Daran ist nichts Verwerfliches und nichts Anrüchiges.

Zuckerbergs Milliarden werden helfen. Punkt. Sie entbinden den Staat nicht von seinen Aufgaben. Und sie ändern nichts daran, Facebook auch für seine Datenschutz- oder Steuerpolitik zu kritisieren. Aber diese Gleichzeitigkeit muss man aushalten.

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Wenn die Unternehmen fair, sozial und umweltverträglich agieren würden, wären gar keine Spenden nötig. Was wir brauchen, sind verantwortungsvolle Unternehmer/innen, die IN IHREM Unternehmen die Welt verbessern und angemessene Steuern zahlen.

schreibt NutzerIn zelia

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