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Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) wird kritisiert, weil ihr Kind eine Privatschule besucht.

© dpa

Manuela Schwesig in der Kritik: Keine Privatsache

Sicher gibt es Gründe dafür, sein Kind auf eine Privatschule zu schicken. Aber nicht, wenn man eine SPD-Ministerpräsidentin ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Ist es Privatsache, welche Art von Schule die Kinder von Politikern besuchen? Ja, findet man in Schwerin, wo derzeit Anfragen zur Schulwahl der SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig auflaufen, denn sie hat ihr älteres Kind auf einer Privatschule angemeldet. Begründung: Es sei die dem Wohnort der Familie nächstgelegene weiterführende Schule. Das kann natürlich ein Argument sein – wenn man auf dem menschenleeren Land wohnt, wo vor allem private Schulen aus Elterninitiativen oder der Kirche im halbwegs näheren Umkreis existieren. Aber in Schwerin? Immerhin die Landeshauptstadt, und zugleich so klein, dass man, zumindest in Berliner Dimensionen gedacht, überhaupt keine Wege hat. Und so bleibt, nachbarschaftliche Nähe hin oder her, der Schulwahl der Ministerpräsidentin der „bittere Beigeschmack“ erhalten, den die Landesschulleitervereinigung darin findet.

Schwesigs Partei, die SPD, hat, wo immer sie die Möglichkeit dazu bekam, mit großem Reformideeneifer und mangelhaftem Umsetzungsehrgeiz die Schulen überfordert und dadurch oft genug verschlechtert. So auch in Berlin, wo sich besonders in den trubeligen, aber sozial schwachen Multikultibezirken die wohlhabenderen Eltern scharenweise auf die Suche nach alternativen Beschulungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs machen, Motto: Bloß nicht in die Kiezschule, aus unserem Kind soll doch mal etwas werden! Aber das sind Privatleute, und deren Schulwahl ist tatsächlich letztlich Privatsache, wenn auch nicht sehr solidarisch und für die Schulen in den Kiezen überaus bedauerlich.

Wenn sich aber hohe Regierungsvertreter aus dem Staub machen, bevor ihre Kinder die mitverursachte Misere erleiden müssen, ist das weniger privat, als sie gern hätten. Es wirkt wie das berühmte „Wasser predigen, Wein saufen“, das Eliten- und Politikverdruss anheizt. Manuela Schwesig hätte das wissen können. Dass sie es offenbar nicht wichtig genug fand, um eine andere Entscheidung zu treffen, ist betrüblich. Es schwächt auch die Erklärung, dass die nun gewählte Privatschule eine ganz normale Schule sei, nur in privater Trägerschaft. Da wären ein besonderes Konzept oder eine konfessionelle Ausrichtung bessere Argumente gewesen. So bleibt eine Regierungschefin, die lieber Öl ins Populistenfeuer kippt, als ihrem Kind ein paar Schritte mehr zuzumuten.

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