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Engpass in der Versorgung. In Deutschland leiden immer mehr Menschen an psychischen Erkrankungen.

© Marion Gröning/ dpa

Kritik an langen Wartezeiten: Grüne fordern Ausbau von Psychotherapie

Aus Sicht der Grünen sind die Wartezeiten für psychisch Kranke hierzulande unzumutbar. Sie fordern die Zulassung von deutlich mehr Psychotherapeuten - vor allem auf dem Land.

Aufgrund von teilweise extrem langen Wartezeiten in der Psychotherapie dringen die Grünen auf einen Ausbau des Behandlungsangebots für psychisch Kranke. Es sei unzumutbar, dass Betroffene „monatelang auf psychotherapeutische Hilfe warten oder ansonsten die Kosten für die Behandlung vorstrecken müssen“, sagte Fraktionsexpertin Maria Klein-Schmeink dem Tagesspiegel.

"Ein hausgemachtes Problem"

Derzeit haben Betroffene mit mehr als drei Monaten Wartezeit nur für ein psychotherapeutisches Erstgespräch zu rechnen. Bis sie eine Behandlung bekommen, dauert es nicht selten ein halbes Jahr. Und in ländlichen Räumen oder strukturschwachen Gebieten, aber auch im Ruhrgebiet müssen sie sich oft noch länger gedulden. Dabei handelt es sich aus Grünen-Sicht um ein „hausgemachtes Problem“, weil es genügend Psychotherapeuten gebe. Sie würden bloß nicht für die Kassenabrechnung zugelassen.

Gerade in Krisensituationen bräuchten Patienten schnelle Hilfe, damit sich ihr Leid sich nicht unnötig verschlimmere oder gar chronisch werde, sagte Klein-Schmeink. Bisher bleibe Betroffenen meist nur eine stationäre Behandlung in der Psychiatrie. Zwar haben Patienten durch die Einführung psychotherapeutischer Sprechstunden im April 2017 bereits Anspruch auf Akutbehandlung und schnelle Klärung, welche Hilfe nötig ist. In Fällen, bei denen aufwändigere Therapien nötig seien, reiche das aber nicht.

4000 zusätzliche Sitze für ländliche Regionen

Um die langen Wartezeiten schnell reduziert zu bekommen, verlangen die Grünen vom Gemeinsamen Bundesausschuss kurzfristig 4000 zusätzliche Psychotherapeuten-Sitze in ländlichen Regionen. Zudem müsse die Sonderregelung für das Ruhrgebiet einkassiert werden, wonach sich dort weniger Behandler niederlassen dürfen als anderswo. Dies sei fachlich nicht zu begründen, die Menschen dort seien psychisch nicht gesünder.

Patienten, die keinen Therapieplatz finden, müssten von den Krankenkassen auch die Kosten für die Behandlung in Privatpraxen erstattet bekommen, fordern die Grünen. Um Hinweise auf unterversorgte Gebiete zu erhalten, seien diese Ausgabeposten zu veröffentlichen. Und Terminservicestellen müssten, sofern es anderswo keine Kapazitäten mehr gebe, hilfesuchenden Patienten künftig auch die Behandlung durch Privattherapeuten vermitteln.

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