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Geflohene Kinder in einem Lager im Südsudan

© Unicef

Kinderrechte: Unicef fordert mehr Engagement für die Jüngsten

Die UN-Kinderrechtskonvention ist jetzt 25 Jahre alt. Nicht nur der Süden der Welt mutet der jungen Generation Schreckliches zu, meint Unicef.

Die Bundesregierung hat Mängel beim Schutz von Kindern zugegeben: „Auch wir in Deutschland müssen besser werden“, sagte der Staatssekretär im Familienministerium, Rolf Kleindiek, während der Präsentation des Unicef-Berichts 2014 zur Lage der Kinder am Mittwoch. Die UN-Sonderbeauftragte zu Gewalt gegen Kinder, Marta Santos Pais, und Jürgen Heraeus, der Vorsitzende des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Deutschland, hatten zuvor auf den hohen Anteil von Kindern hingewiesen, die im reichen Deutschland von Armut betroffen sind: Zwischen 2000 und 2010 mussten nach Unicef-Studien 6,8 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen jahrelang Armutserfahrungen machen. Allein 2012 wurden 40 000 Kinder in staatliche Obhut genommen, meist weil ihre Eltern überfordert waren.

Das Kind soll ins Grundgesetz

Kleindiek versprach, dass man demnächst, wie von den Vereinten Nationen verlangt, eine zentrale Stelle beim Deutschen Institut für Menschenrechte einsetzen werde, die die Einhaltung der Rechte von Kindern überwachen soll. Zudem sollen sie als eigenständige und von den Eltern unabhängige Rechte im Grundgesetz verankert werden. So soll die Formulierung „Kindeswohl“ durch das international üblichere „Interesse des Kindes“ ersetzt werden.

Schwellenländer haben die meisten besonders Armen unter den Jungen

Weltweit ist die Lage der Kinder auch 25 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention dramatisch, wie Santos Pais und Heraeus deutlich machten: Jedes dritte Mädchen unter 18 Jahren wird viel zu jung und erzwungenermaßen verheiratet, einige bereits mit noch nicht mal sieben Jahren. Kinder werden gezielt Opfer von Krieg und Gewalt – als Soldaten, durch Angriffe auf Wohnviertel oder Entführung, wie jetzt im Fall der Schülerinnen in Nigeria.Sie erleiden Folter oder werden hingerichtet. Wie gut oder schlecht es ihnen geht, ist allerdings vor allem der allgemeinen Lage ihrer Heimatländer geschuldet: In den zehn Ländern mit der höchsten Kindersterblichkeit – darunter Somalia und die Zentralafrikanische Republik – fehlen auch Erwachsenen elementare Chancen. Die meisten sehr armen Kinder dagegen leben heute in Schwellenländern, die eben gerade nicht zur den ärmsten Staaten gehören.

Jungen Flüchtlinge gehören zu den Schwächsten

Und überall, so Santos Pais, seien Kinder in einer sozial ohnehin schwachen Position in besonderer Gefahr, Flüchtlinge zum Beispiel. Heraeus mahnte auch Deutschland, Kinder im Asylverfahren stärker zu schützen. Weil die Kinderrechtskonvention explizit Rechte geflüchteter Kinder schützt, hatte Deutschland sie 1992 nur unter Vorbehalt ratifiziert. Erst 2010 nahm Berlin dies zurück.

Der Kritik, die Konvention sei nur ein Papiertiger, traten beide UN-Vertreter entgegen: Sie sei „ein Instrument der Zivilgesellschaft geworden“, sagte Heraeus, und habe weltweit Investitionen in Bildung und Gesundheit ausgelöst. Santos Pais wies darauf hin, dass Kinderrechte inzwischen in 20 Verfassungen weltweit verankert seien und sich die Datenlage über Kinder deutlich verbessert habe. Zum 25. Geburtstag der Konvention bleibe allerdings der Wunsch, dass „aus vielen Versprechungen auch Realität“ werde. Andrea Dernbach

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