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Bloß weg hier, Bis zu 200.000 Menschen sollen bereits vor den Kämpfen um Rakka geflohen sein.

© Rodi Said/Reuters

Kampf gegen den IS: Wie die Einwohner unter der Schlacht um Rakka leiden

Bis zu 50.000 Menschen sollen in Rakka eingeschlossen sein. Sie stecken zwischen den Fronten fest - schutzlos und ohne medizinische Versorgung.

Luftangriffe, Granatenbeschuss, Maschinengewehrfeuer – Rakkas Einwohner stecken mitten in der Kampfzone fest. Die nordsyrische Stadt wird seit Wochen von einer kurdisch geführten Militärallianz belagert. Gegen die Islamisten geht außerdem das von Russland unterstütze syrische Militär vor sowie Rebellen, die den Rückhalt der Türkei haben.

Gemeinsames Ziel ist es, den „Islamischen Staat“ (IS) zu vertreiben und damit die Menschen von der brutalen Zwangsherrschaft der Dschihadisten zu befreien. Leidtragende der Schlacht sind allerdings vor allem Zivilisten. Das Nothilfebüro der Vereinten Nationen (Ocha) schätzt, dass zwischen 20.000 und 50.000 Frauen, Kinder und Männer eingekesselt sind. Und das hat für die Betroffenen offenbar dramatische Folgen.

Tausende stecken zwischen den Fronten fest und leben in ständiger Todesangst. Denn es gibt kaum Schutz vor den zum Teil schweren Gefechten. Hinzu kommt: Vielen Einwohnern fehlt ein Zugang zu ausreichender medizinischer Betreuung. Gerade für Kranke und Verletzte gebe es kaum Unterstützung, heißt es bei „Ärzte ohne Grenzen“.

Granaten und Hunger

Viele Patienten seien für Tage oder gar Wochen hinter den Kampflinien eingeschlossen gewesen, sagt Vanessa Cramond, die im Norden Syriens für die Organisation die Hilfe koordiniert. Die Situation für jene, die nach wie vor in Rakka festsitzen und keine Chance haben zu entkommen, scheint verheerend zu sein.

So zitiert „Ärzte ohne Grenzen einen 41-Jährigen: „Wenn du in Rakka nicht bei einem Luftangriff stirbst, erwischt dich eine Granate. Ist es keine Granate, dann ist es ein Scharfschütze. Ist es kein Scharfschütze, ist es eine Mine. Und wenn du trotz allem lebst, dann mit Hunger und Durst unter der Belagerung. Es gibt kein Essen, kein Wasser, keine Elektrizität.“ Auch steigt offenbar die Gefahr von Seuchen. Die Vereinten Nationen warnen bereits vor Epidemien wie Cholera und Hepatitis.

Heftiger Widerstand

Rakka ist seit der Eroberung der irakischen Großstadt Mossul im Juli die letzte bedeutende syrische Hochburg in den Händen der IS-Terrormiliz. Einheiten der sogenannten Syrischen Demokratischen Kräfte haben Rakka zwar vollständig eingekreist.

Trotzdem kontrollieren die fanatischen „Gotteskrieger“ weiterhin große Teile Rakkas. Und der Widerstand gegen die Angreifer, die von US-Spezialkräften und Flugzeugen der internationalen Anti-IS-Koalition unterstützt werden, ist Berichten zufolge sehr heftig.

Bei der neunmonatigen Schlacht um Mossul missbrauchte die DschihadistenTruppe ständig Zivilisten als menschliche Schutzschilde, um sich vor Beschuss und Bombardements zu schützen. Überall wurden Sprengfallen angebracht und Minen gelegt. Scharfschützen nahmen immer wieder Wehrlose unter Feuer. Tausende Menschen kamen dadurch ums Leben. Beobachter befürchten, dass Rakkas verbliebenen Einwohnern ein ähnliches Schicksal droht.

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