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Nothilfe. Ein jemenitischer Junge mit Verdacht auf Cholera wird behandelt.

© Hani Al-Ansi/dpa

Jemen: Schlimmste Cholera-Epidemie der Geschichte

Nirgendwo breitet sich die Cholera so rasant aus wie im Jemen. Die Zahl der Verdachtsfälle ist auf 360.000 gestiegen. Und es könnte noch schlimmer kommen.

Jemen, Südsudan, Somalia, Nigeria, Kenia: In den vergangenen Monaten häufen sich Meldungen zu Cholera-Ausbrüchen in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel. Die Epidemien werden der Weltgesundheitsorganisation zufolge von Kriegen, Konflikten und der Dürre in den betroffenen Ländern massiv begünstigt. "Der Erreger ist in diesen Ländern vorhanden, die Situation macht es ihm unheimlich leicht, sich zu verbreiten", sagte Sprecher Christian Lindmeier.

In Staaten wie dem Südsudan oder Somalia seien die hygienischen Bedingungen äußerst schlecht und das Gesundheitssystem weitgehend zusammengebrochen. Durch Bürgerkriege und Unruhen seien viele Menschen auf der Flucht, die den Erreger in sich trügen, ohne selbst krank zu werden, betonte Lindmeier.

Lebensgefahr für Kinder und Alte

Die Flüchtlingslager, zum Beispiel Dadaab in Kenia, wo 250.000 Menschen hausen, würden daher medizinisch streng überwacht. Durch die Dürre seien viele Menschen ohnehin geschwächt. Wenn sie erkrankten, schwebten sie rasch in akuter Lebensgefahr. Cholera verursacht starken Durchfall sowie Erbrechen und ist besonders für Kinder, Alte, Kranke und Gebrechliche gefährlich. Am schlimmsten wütet die Seuche derzeit im bitterarmen Jemen. Der Hilfsorganisation Oxfam zufolge handelt es sich um die weltweit größte Cholera-Epidemie. Innerhalb von gerade mal drei Monaten hat es mehr als 360.000 Verdachtsfälle gegeben. Oxfam geht davon aus, dass bereits fast 2000 Menschen an der Krankheit gestorben sind.

Rares Gut. Im Jemen gibt es kaum noch sauberes Trinkwasser. Das erhöht die Infektionsgefahr.
Rares Gut. Im Jemen gibt es kaum noch sauberes Trinkwasser. Das erhöht die Infektionsgefahr.

© Hani Mohammed/AP/dpa

Und es könnte noch schlimmer kommen. Denn der seit drei Jahren andauernde Konflikt zwischen den aufständischen Huthi-Milizen und der sunnitischen, von Saudi-Arabien gestützten Regierung hat die Infrastruktur zusammenbrechen lassen.

Kein Zugang zu sauberem Trinkwasser

Es gibt so gut wie keine medizinische Versorgung mehr. Viele Jemeniten haben nur eingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Die hygienischen Bedingungen gelten als katastrophal. Dadurch verbreitet sich die Cholera rasant. Erschwerend kommt hinzu, dass jetzt die Regenzeit beginnt. Außerdem hungern nach Schätzungen der Vereinten Nationen 17 Millionen Jemeniten, mehr als zwei Millionen Kleinkinder gelten als mangelernährt. Sie sind dadurch extrem anfällig.

„Es braucht nicht viel, um Cholera in den Griff zu kriegen“, sagt Nigel Timmins, Leiter der Nothilfeprogramme von Oxfam. "Sauberes Wasser, Seife, Latrinen und andere Hygienemaßnahmen.

Waffenstillstand gefordert

Doch solange der Krieg im Jemen andauert, ist es kaum möglich, selbst das bereitzustellen. Wir fordern alle Konfliktparteien auf, sich sofort auf einen Waffenstillstand zu einigen, damit die Cholera landesweit bekämpft werden kann."

Die Konfliktparteien müssten darüber hinaus jegliche Beschränkungen des Transports von Hilfsgütern und anderen lebenswichtigen Gütern aufheben. Die USA, Großbritannien und Deutschland hätten zudem die Pflicht, Waffenlieferungen einzustellen, "die in völkerrechtswidriger Weise gegen zivile Ziele einschließlich für die Seuchenbekämpfung wichtiger Infrastruktur eingesetzt werden". (mit dpa)

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