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Polizeibeamte verlassen den Pariser Sitz des Internationalen Währungsfonds.

© AFP/Christophe Archambault

Update

IWF-Sitz in Paris: Eine Verletzte bei Explosion einer Postsendung

Am Pariser Sitz des Internationalen Währungsfonds ist eine Postsendung explodiert. Erst gestern war ein ähnliches Paket im Berliner Finanzministerium eingegangen. Gibt es einen Zusammenhang?

Nach dem vereitelten Anschlag mit einer Paketbombe auf das Bundesfinanzministerium hat sich eine griechische Extremistengruppe zu der Tat bekannt. Die Gruppe "Verschwörung der Feuerzellen" veröffentlichte ein entsprechendes Schreiben im Internet, das die griechische Polizei für echt hält. Im Pariser Büro des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde unterdessen bei der Explosion einer Briefbombe am Donnerstag eine Mitarbeiterin verletzt. Der Brief kam der Polizei zufolge mit der Post und enthielt einen Sprengsatz. Ob es einen Zusammenhang mit der Paketbombensendung an Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble gibt, ist unklar. Auf dem Brief wurde laut griechischen Behörden eine Absenderadresse in dem Mittelmeerstaat gefunden. Im Pariser Bürogebäude des IWF wurde durch die Explosion der Sendung eine Mitarbeiterin verletzt. Es scheine sich um eine Art Feuerwerkskörper oder einen großen Böller zu handeln, sagte Polizeipräfekt Michel Cadot am Donnerstag. „Das ist keine Bombe.“ Die Verletzte schwebe nicht in Lebensgefahr, es handele sich um leichtere Verletzungen. Sie werde ärztlich behandelt. Betroffen war Polizeikreisen zufolge die Assistentin eines leitenden IWF-Mitarbeiters. Sie erlitt demnach Verbrennungen im Gesicht und an den Händen.

Nach der Explosion wurden vorsorglich mehrere Mitarbeiter des IWF aus dem Gebäude zwischen Triumphbogen und Seine-Ufer gebracht. Mit den Ermittlungen wurde die für Terrorbekämpfung zuständige Staatsanwaltschaft beauftragt.

Frankreichs Staatspräsident François Hollande stufte die Tat als „Anschlag“ ein. „Wir müssen die Hintergründe aufklären und die Schuldigen finden“, sagte er vor Journalisten. IWF-Chefin Christine Lagarde erklärte: „Ich verurteile diesen feigen Gewaltakt und bestätige die Entschlossenheit des IWF, unsere Arbeit in Übereinstimmung mit unserem Mandat fortzusetzen.“ Die Organisation arbeite eng mit den Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären. Woher die Sendung kam, war noch unklar.

Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. In den vergangenen Tagen habe es Telefondrohungen gegeben, doch sei nicht klar, ob eine Verbindung zum Vorfall beim IWF bestehe, sagte der Pariser Polizeichef Michel Cadot.

Auch ein Zusammenhang mit dem in Berlin aufgetauchten Sprengstoffpaket ist bislang unklar. Am Mittwoch war in der Poststelle des Bundesfinanzministeriums ein gefährliches Paket mit einem explosiven Gemisch und scharfem Zünder entdeckt worden. Das sogenannte Blitzknallgemisch hätte laut Polizei beim Öffnen zu erheblichen Verletzungen führen können. Durch das frühzeitige Entdecken war niemand verletzt worden, die Polizei brachte das Paket kontrolliert zur Sprengung.

Das Berliner Paket wurde nach Angaben der griechischen Regierung in Athen verschickt, die griechische linke Autonome Untergrundorganisation „Konspiration der Feuerzellen“ reklamierte die Tat für sich. Die griechische Polizei stufte dies als glaubwürdig ein. Der seit Anfang 2008 aktiven griechischen Extremistengruppe werden dutzende nicht tödlicher Brand- und Paketbombenanschläge in Griechenland zur Last gelegt. Der Versand des Pakets an das deutsche Finanzministerium war laut der Bekennerbotschaft eine Aktion im Rahmen des Projekts "Nemesis", das sich gegen das "Machtsystem" richte.

Das Bundesfinanzministerium und der IWF spielen eine zentrale Rolle in der griechischen Schuldenkrise. Kritiker werfen ihnen vor, eine Erholung der Wirtschaft Griechenlands durch zu harte Auflagen zum Abbau des Schuldenbergs verhindert zu haben. (mit dpa, Reuters)

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