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Gadi Eisenkot

© AFPl

Israel: Ein Armeechef, der sich was traut

Gadi Eisenkot bewahrt die Ruhe, wenn andere die Nerven verlieren, und widerspricht sogar der Regierung. Ein kleines Porträt

Wenn ein 13-jähriges Mädchen mit einer Schere bewaffnet einem Soldaten gegenübersteht, dann möchte er nicht, dass der Soldat gleich sein ganzes Magazin auf sie entleert. Der Generalstabschef der israelischen Armee, Gadi Eisenkot, mahnt zur Zurückhaltung im Umgang mit Terroristen. Seine Aussage verursachte großen Wirbel in Israel und Empörung im rechten Flügel der Knesset. Er riskiere das Leben der Bürger, warf ihm die stellvertretende Außenministerin Zipi Hotovely (Likud) vor.

Er ist ein Fels der Brandung im Meer von Populisten

Der Vorfall ist das jüngste Beispiel dafür, wie moderat, rational und bedacht der Mann in Uniform im Vergleich zur israelischen Regierung wirkt. Ein Fels in der Brandung in einem Sturm populistischer Aussagen zahlreicher Rechtspolitiker. Das ist bemerkenswert, denn fast jede Woche gehen Palästinenser mit Messern auf Israelis los. Von einer dritten Intifada ist die Rede.

Den Atom-Deal mit dem Iran sieht er positiv

Gadi Eisenkot ist ein stämmiger, rundlicher Mann mit strengem Blick und einer tiefen Denkfalte auf der Stirn, der aber immer wieder spitzbübisch lächelt. Seit gut einem Jahr ist der 55-Jährige Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, der 21. in der Geschichte Israels. Drei Amtsjahre liegen noch vor ihm. Viele Zeitungskommentatoren loben ihn als „Anker der Sicherheit“ und „moralische Leitfigur“. Schon vor zehn Jahren hat er bewiesen, das er die Ruhe bewahrt, während viele die Nerven verlieren. Während des zweiten Libanonkrieges hatte Israel acht Soldaten verloren, zwei von ihnen wurden entführt. „Wir können uns jetzt nicht auf einen Frontalkampf einlassen und uns von Wut treiben lassen“, soll er gesagt haben.

Härte allein ist kein Weg zu mehr Sicherheit

Außergewöhnlich an ihm ist auch, dass er sich als Armeechef öffentlich zu politischen Themen äußert. Dazu zählt neben der Debatte um den Umgang mit Terroristen auch das Thema Iran: So lehnte er vor einem Jahr eine militärische Intervention ab, solange der Iran keine Bedrohung für die Existenz Israels darstelle. Heute widerspricht Eisenkot den Kritiker des Nuklearabkommens mit dem Iran – allen voran Premierminister Benjamin Netanjahu. Während sie kein gutes Haar an dem Deal lassen, erkennt Eisenkot auch „positive Aspekte“.
Kürzlich verteidigte er, dass Israel Palästinensern aus dem Westjordanland Arbeitserlaubnisse erteilt. Dies sei, so zitierten ihn israelische Medien, ein wichtiges Instrument, um Armut zu bekämpfen, die einige arabische Männer und Frauen in den Terrorismus treiben. Mit aller Härte zurückzuschlagen, wie es viele Politiker propagieren, ist nicht immer der beste Weg zu mehr Sicherheit. Das hat Gadi Eisenkot längst erkannt.

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