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Noch gibt es nur wenige muslimische Gefängnisseelsorger.

© dpa

Islamkonferenz debattiert über Seelsorge: Beistand für Muslime

In manchen Bundesländern sind bis zu 30 Prozent der Inhaftierten Muslime. Nur wenige bekommen Besuch von einem Seelsorger. Dabei wäre das gerade für sie besonders wichtig.

Muslime in Deutschland müssen gerade in Ausnahmesituationen meist auf theologischen Beistand verzichten. Ob als Soldat oder Soldatin im Einsatz, als Patient im Krankenhaus oder als Inhaftierter im Gefängnis, der Bedarf an theologischer Seelsorge ist groß. Allerdings gibt es bisher kaum geeignete Seelsorger.

Am Dienstag war die Seelsorge Thema der Deutschen Islamkonferenz (DIK), die im Bundesinnenministerium tagte. Die Bundeswehr, die inzwischen rund 1600 Soldaten muslimischen Glaubens in ihren Reihen hat, denkt derzeit noch nicht daran, zusätzlich zu den Militärseelsorgern der beiden großen christlichen Kirchen auch muslimische Seelsorger in die Truppe zu holen. Eine „Ansprechstelle für Soldatinnen und Soldaten anderer Glaubensrichtungen“ soll zunächst ausloten, wo Soldaten konkret Unterstützung benötigen.

Im Gefängnis ist der Bedarf am größten

In der Justiz ist man schon weiter. Dort gibt es keinen Zweifel an der Notwendigkeit einer islamischen Seelsorge, schließlich sind je nach Bundesland bis zu 30 Prozent der Strafgefangenen Muslime. Angesichts von Berichten über die Radikalisierung muslimischer Inhaftierter sehen Experten hier außerdem einen besonders dringenden Handlungsbedarf.

Die muslimischen Verbände und ihre staatlichen und kirchlichen Gesprächspartner bei der Islamkonferenz waren sich aber einig, dass ein Seelsorger keine Radikalisierungsprävention oder gar eine gezielte Deradikalisierung betreiben kann. „Natürlich wirkt die Seelsorge präventiv, doch Prävention kann nicht ihre Aufgabe sein, dafür muss es andere Institutionen geben“, sagte etwa Zekeriya Altug vom türkisch-muslimischen Dachverband Ditib, der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“. Kai Abraham von der Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz forderte die Verbände auf, ein Profil für die muslimische Gefängnisseelsorge zu entwickeln. Als Grundlage könnten die Erfahrungen des Religionswissenschaftlers Mustafa Cimsit dienen, der in Hessen in den vergangenen Jahren Pionierarbeit in der Gefängnisseelsorge geleistet hat. Klar ist: Ein Theologiestudium allein reicht nicht, um als Seelsorger tätig zu werden. Christliche Gefängnisseelsorger durchlaufen zusätzlich eine mehrjährige Spezialausbildung und haben teilweise eine therapeutische Zusatzqualifikation. Hier stehen die muslimischen Verbände in Deutschland noch ganz am Anfang.

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