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Internetkriminalität: FBI-Most-Wanted: Alexej Belan

Der lettische Hacker wird vom FBI wegen des Angriffs auf Yahoo verfolgt. Russland wollte Belan nicht ausliefern, jetzt wird er weltweit gesucht. Ein Porträt.

Ein großes Plakat mit der Überschrift „Wanted“ und 100 000 US-Dollar Belohnung für Hinweise: Das ist vor allem aus Western bekannt, in denen Bankräuber oder Serienmörder gesucht werden. Das FBI, Strafverfolgungsbehörde und Inlandsgeheimdienst der USA, hat diese zweifelhafte Ehre nun auch einem Hacker zukommen lassen. Dem Letten Alexsej Belan wird unter anderem ein Angriff auf das Internet-Unternehmen Yahoo vorgeworfen, bei dem er im Jahr 2014 Daten von 500 Millionen E-Mail-Konten erbeutet haben soll.

Ebenfalls gesucht werden Belans mutmaßliche Komplizen Dmitri Alexandrowitsch Dokuchajew und Igor Anatolewitsch Suschtschin. Es ist die erste Fahndung aufgrund von Cyberangriffen russischer Geheimdienste. Die Liste der Vorwürfe ist lang, unter anderem stehen Wirtschaftsspionage und Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen darauf.

Belan tritt mit vielen Decknamen auf: Er nennt sich mal Abyr Valgov, mal nutzt er die Bezeichnungen M4G, Magg oder Quarker. Der Lette, der wie das Klischee eines Hackers aussieht, soll gelernter Computer- und Netzwerkingenieur sowie Softwareentwickler sein.

Russland hat kein Interesse an einer Verhaftung

Mit diesem Wissen soll er erheblichen Schaden bei drei E-Commerce-Unternehmen angerichtet haben, die in Nevada und Kalifornien ihren Sitz haben. Nachdem er sich auf illegalen Wegen Zugriff auf die Server verschafft hatte, kopierte er laut FBI komplette Datenbanken auf seinen eigenen Server. Millionen, vielleicht sogar Milliarden Nutzerkonten waren möglicherweise betroffen. Die aus den Daten zu gewinnenden Informationen soll Belan dann weiterverkauft haben.

Der 29-Jährige Belan ist für das FBI kein Unbekannter. Er wurde 2013 in Europa bereits einmal gefasst, konnte aber nach Russland entkommen. Die USA forderten daraufhin von den Russen die Auslieferung. Dieser Bitte kam Russland nicht nach, ein Auslieferungsabkommen zwischen den beiden Ländern gibt es nicht.

Seitdem Belan das letzte Mal im russischen Krasnodar gesichtet wurde, wird er vor allem in Russland, Griechenland, Lettland, Thailand und auf den Malediven gesucht. Sollte er je gefasst werden, dürfte es ein spektakulärer Prozess werden, von dem sich die USA tiefe Einblicke in die russische Hackerszene versprechen. Man kann jedenfalls sicher sein, dass Russland überhaupt kein Interesse daran hat, dass Belan gefasst wird.

Sebastian Scheffel

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