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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen).

© dpa

Grünen-Politiker: Macht Merkel Kretschmann zum Bundespräsidenten?

Er traf sich mit der Kanzlerin zum Abendessen. Mehrstündig! Geheim! Auf Merkels Einladung! Denn Winfried Kretschmann tritt offen ein für Schwarz-Grün. Oder ist da noch mehr? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Die Chemie scheint ja schon mal zu stimmen, die zwischen Angela Merkel und Winfried Kretschmann. Nicht nur, weil er gelernter Naturwissenschaftler ist, Lehrer für Biologie und Chemie. Oder weil er früher Kommunist war. Sondern weil er der konservativste Grüne ist, den es derzeit gibt. Darum ist er zum Ministerpräsidenten von Baden- Württemberg wiedergewählt worden, gewissermaßen als grüner Teufel, so genannt nach dem konservativen CDU-Regierungschef Erwin Teufel, der wie er aus Spaichingen kommt.

So viele Ähnlichkeiten sind zu entdecken. Zum Beispiel, dass der gut katholische „Kretsch“, wie er landauf, landab gerufen wird, vom Gemüt her einen Eindruck hinterlässt wie Teufel: scheinbar ruhig, stoisch geradezu, wie ein Sämann, der unbeirrt seine Furchen zieht, einer, der ohne Unrast seinen Acker bestellt. Damit wird aber der Ehrgeiz nur gut bemäntelt.

Dazu passt, dass sich Kretschmann, seit 2011 im Amt und inzwischen 68, am vergangenen Sonntag zu einem Abendessen mit der Kanzlerin und CDU-Vorsitzenden in Berlin getroffen hat. Mehrstündig! Geheim! Auf Merkels Einladung! Worum es da wohl ging? Nun, um Koalitionen und Funktionen. Kretschmann tritt offen ein für Schwarz-Grün, Merkel sagt man eine Schwäche dafür nach, und ein Signal, dass das für die Zeit nach der Bundestagswahl im Herbst 2017 passen könnte, wäre vorab die Wahl eines grünen Bundespräsidenten. Und wer dafür infrage käme, liegt auf der Hand: Winfried Kretschmann.

Darin jedenfalls werden Merkel und er gewiss übereinstimmen. In ihren jeweiligen Parteien ist diese Übereinstimmung nicht sicher. Die Grünen sind längst nicht so konservativ wie Kretschmann, die Schwarzen sind noch nicht ganz so grün, keinen eigenen Kandidaten aufstellen zu wollen. Da wird vielmehr immer wieder der Name Volker Bouffier genannt, Ministerpräsident von Hessen, aber in einer schwarz-grünen Koalition und nicht umgekehrt.

Interessant ist allemal, was von Kretschmann dazu zu hören ist: „Es ist jetzt nicht die Zeit für Experimente. Er sollte politisch versiert und zugleich in der Lage sein, das Land parteiübergreifend zusammenzuhalten.“ Er, das ist der Kandidat, offenkundig männlich. Keine Experimente, das könnte sich auf den Schriftsteller Navid Kermani beziehen, den die meisten Grünen vorziehen würden. Wie auch eine rot-rot-grüne Koalition. Noch.

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