zum Hauptinhalt
Kinder in einem Krankenhaus in Syrien.

© AFP

Giftgasangriff: Syrien bestreitet jegliche Verantwortung

Die Türkei sieht nach einer Autopsie von Opfern Beweise für die Schuld von Assad, der französische Außenminister fordert dessen Verurteilung. Doch Syrien hat eine andere Version der Vorfälle.

Die syrische Führung hat jegliche Verantwortung für den mutmaßlichen Giftgasangriff mit dutzenden Toten von sich gewiesen. Außenminister Walid al-Muallim sagte am Donnerstag, seine Regierung habe niemals Chemiewaffen eingesetzt. Wie zuvor die russische Seite sagte er, bei dem Angriff am Dienstag sei ein Giftgaslager der Rebellen getroffen worden. Die Türkei erklärte nach einer Autopsie von Opfern, ein Chemiewaffenangriff der Führung in Damaskus sei erwiesen. "Die syrische Armee hat diese Art von Waffen niemals eingesetzt und wird sie niemals einsetzen, nicht gegen unser eigenes Volk und noch nicht einmal gegen die Terroristen, die unser eigenes Volk töten", sagte al-Muallim in Damaskus.

Nach UN-Untersuchungen haben dagegen im Syrien-Konflikt sowohl die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad als auch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bereits Giftgas eingesetzt. "Der erste Luftangriff der syrischen Streitkräfte war an dem Tag um 11.30 Uhr (10.30 Uhr MESZ), und er zielte auf ein Waffenlager der Al-Nusra-Front, in dem sich chemische Waffen befanden", sagte al-Muallim. Auf die Frage nach möglichen Beweisen sagte er: "Wie sollen wir nach Chan Scheichun gehen, wenn dort Al-Nusra ist?" Die inzwischen in Fateh-al-Scham-Front umbenannte Gruppierung kämpft wie die rivalisierende IS-Miliz gegen die syrischen Truppen.

Al-Muallim sagte weiter, beide Gruppen hätten Chemiewaffen in Wohngebieten deponiert. Am Mittwoch hatte bereits das russische Verteidigungsministerium erklärt, die syrischen Regierungstruppen hätten in der Kleinstadt Chan Scheichun ein von Rebellen genutztes Lager mit Giftstoffen getroffen.

Die Vorwürfe westlicher Staaten basierten nicht auf "objektiven" Fakten

Am Donnerstag nannte der Kreml den Angriff ein "monströses Verbrechen". Die Vorwürfe vor allem westlicher Staaten gegen Damaskus basierten jedoch nicht auf "objektiven" Fakten. Der türkische Justizminister Bekir Bozdag sagte laut der Nachrichtenagentur Anadolu, die Autopsie von drei Opfern des Angriffs habe ergeben, dass in der nordwestsyrischen Stadt Chemiewaffen zum Einsatz kamen. Zudem habe die Untersuchung gezeigt, dass sie von Assads Streitkräften eingesetzt wurden. Die Autopsie der Leichen fand in der südtürkischen Provinz Adana statt.

Dorthin waren nach dem Luftangriff vom Dienstag insgesamt 32 Verletzte gebracht worden, drei von ihnen starben jedoch im Krankenhaus. Bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollierte Kleinstadt in der Provinz Idlib waren nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 86 Menschen getötet worden, dutzende weitere Menschen wurden verletzt, zudem gab es viele Vermisste. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen.

US-Präsident Donald Trump deutete am Mittwoch eine Kehrtwende in seiner Syrien-Politik an. Mit der Attacke seien für ihn "eine Menge Linien" überschritten worden, sagte er. Seine Einschätzung des syrischen Präsidenten habe sich "sehr geändert". Die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, drohte im UN-Sicherheitsrat einseitige Aktionen ihres Landes an, ohne nähere Angaben zu machen. Tillerson sagte, die USA hätten "keinen Zweifel daran", dass die syrische Führung "für diesen schrecklichen Angriff verantwortlich ist". Er forderte Russland auf, seine "anhaltende Unterstützung für das Assad-Regime" zu überdenken. Tillerson reist kommende Woche nach Moskau.

Im Wahlkampf hatte Trump eine deutliche Verbesserung der Beziehungen zu Russland angekündigt. Inzwischen sieht er nach Angaben von Haley Russland als "Problem" an. Im UN-Sicherheitsrat blockierte Russland am Mittwoch eine Resolution, die den Angriff verurteilt und eine baldige Untersuchung fordert. Die Abstimmung sollte nun frühestens am Donnerstag stattfinden. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false