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Alt-Kanzler Gerhard Schröder redete Ende Juni beim SPD-Parteitag in Dortmund.

© Reuters

Gerhard Schröder: Lieber Rosneft als Flachköpper im Maschsee

Merkel wird ordentlich, aber nicht extravagant entlohnt. Schröder spielt bald in einer anderen Gehaltsklasse. Seien wir nachsichtig. Eine Glosse.

Angela Merkel hat sich gerade wieder in Sachsen und Thüringen von allerhand Halb- und Dreiviertelnazis anschreien lassen müssen. Wenn ihr Mienenspiel auch meist wenig Emotionen erkennen lässt, werden wir doch annehmen dürfen, dass ihr so etwas zusetzt. Wir entlohnen sie ordentlich, aber nicht extravagant für diese und andere Strapazen wie zum Beispiel Telefongespräche mit Putin oder Trump, die kein Mensch, der bei Trost ist, freiwillig führen würde. Und zwar mit einer jährlichen Besoldung von fünf Dritteln der Gruppe B11, das läuft aktuell mit Zulagen auf 310.000 Euro hinaus. Brutto, denn auch Kanzler zahlen Einkommensteuer.

Will jemand mehr wissen? Ein Finanzdienstleister namens „Vexcash“ hat soeben zweckfrei und völlig uneigennützig ausrechnen lassen, wie viel Geld Staats- und Regierungschefs weltweit im Laufe ihrer Karriere verdient haben. Das Merkel-Ergebnis: 3,64 Millionen Euro, rechnerisch 816 Euro pro Tag. Um das mal einzuordnen: Lee Hsien Loong, Premierminister in Singapur, anderthalb Jahre länger im Amt und auf Platz 1 vor Merkel, hat fast 19 Millionen Euro verdient; ganz hinten unter 30 Regierungschefs liegt der Mann aus Vietnam, mit 8840 Euro in knapp 500 Tagen ein echter Hungerleider.

Angeblich winken um die 550.000 Dollar jährlich

Ja, Statistik. Denn der dritte auf der Liste ist Wladimir Putin, der in 4955 Tagen relativ bescheidene 1,71 Millionen Euro eingenommen haben soll. Aber glaubt das jemand? Die Sache mit Angela Merkel ist ja, dass sie außer Heizöl für die Templiner Datsche und vielen bunten Jäckchen kaum etwas braucht und vermutlich der korruptionsresistenteste Mensch der Welt ist; bei Putin sollten wir da etwas weniger sicher sein.

Ah, Putin. Ehemalige Regierungschefs tauchen in dieser Liste nicht auf, deshalb können wir auch keine Aussagen über Gerhard Schröder treffen. Tendenziell allerdings wird er sich über sein ärmliches Salär aus Amtszeiten nur noch wundern können, ganz im Sinne von Günther Jauch, der auf die Frage, was er denn machen würde, wenn er eine Million hätte, bündig geantwortet hat: Dann müsste er sich schon sehr einschränken.

Wird Schröder also im September in den Rosneft-Aufsichtsrat berufen, winken dort angeblich um die 550.000 Dollar jährlich – das ist schon eher die Gehaltsklasse, in der die Musik spielt. Damit sind allerdings auch eventuelle Telefonate mit Putin abgegolten.

Ist das sozial gerecht? Seien wir nachsichtig mit Schröder. Er ist erst 73, neigt sehr dazu, sich zu langweilen, die serielle Monogamie hat sich wohl erledigt – und da ist Rosneft natürlich ausfüllender, als immer nur Flachköpper im Maschsee zu machen oder dem Kuratorium der Herrenhäuser Gärten vorzustehen. Und wenn die Firma Vexcash auch mal ein Ranking der Ehemaligen erhebt, dann ist er sicher mit Freude ganz vorn dabei.

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