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Kleiner Piekser. Mit Vierfachimpfstoffen lässt sich der Grippeschutz merklich verbessern.

© Kay Nietfeld / picture alliance / dpa

Forderung an Krankenkassen: Kommission drängt auf besseren Impfstoff gegen Grippe

Aus Kostengründen zahlen die Kassen nur einen Dreifach-Impfstoff gegen Grippe. Weil der oft nicht wirkt, drängt die Impfkommission nun auf umfassenderen Schutz.

Eigentlich ist es eine gute Nachricht. Nach jahrelanger Expertenkritik, dass die Krankenkassen hierzulande an optimalem Grippe-Impfstoff sparen, hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (Stiko) nun ihre Impf-Empfehlung geändert. Sie plädiert nicht mehr für den billigeren Dreifach-Impfstoff, sondern für einen teureren vierfachen, der besser schützt. Und den die gesetzlichen Kassen bisher nicht bezahlen.

Das Dumme daran ist nur: Wir befinden uns bereits mitten in der Grippesaison. Die Empfehlung wird erst im Januar offiziell veröffentlicht. Der Gemeinsame Bundesausschuss darf sich dann für seine Entscheidung, ob die Kassen für den teureren Impfstoff aufkommen müssen, noch mal drei Monate Zeit lassen. Bis dahin ist Ostern.

Ein halbes Jahr Vorlauf

Selbst wenn die Gremien täten, was sie niemals tun, nämlich in Windeseile reagieren: die Produktion der Impfstoffe benötigt einen Vorlauf von gut einem halben Jahr. In diesem Viren-Winter, so viel ist klar, hat noch keiner was von dem Kursschwenk der Impfpäpste. Es sei denn, er sichert sich einen der jetzt wahrscheinlich schnell rar werdenden Vierfach-Impfstoffe und zahlt die Kostendifferenz aus eigener Tasche.

Letzteres ist aus Expertensicht übrigens durchaus zu empfehlen. Die Notwendigkeit der Entscheidung, zu der sich die Stiko-Mitglieder durchgerungen haben, wird nämlich gerade eindrucksvoll bestätigt: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) dominiert derzeit just ein Influenza-B-Virus, das über den aktuellen Dreifach-Impfstoff nicht abgedeckt ist. Es handelt sich dabei um die sogenannte Yamagata-Linie. Der Standardimpfstoff für diese Saison schützt lediglich vor einer B-Linie namens Victoria, sowie vor den beiden A-Stämmen Michigan (H1N1) und Hong-Kong (H3N2).

Die Hälfte der Vorhersagen war unzutreffend

Es ist nicht das erste Mal, dass die Influenza-Propheten daneben lagen. Die Vorhersagen der WHO zur vorherrschenden B-Linie seien in der Hälfte aller Fälle unzutreffend gewesen, sagt der frühere Stiko-Vorsitzende Jan Leidel. Mit ihrer Empfehlung erhöhen die Wissenschaftler die Wahrscheinlichkeit eines Treffers. Und obwohl keiner sagen könne, in welcher Größenordnung sich der Schutz durch Vierfachimpfung verbessert: Wenn die Kassen sie bezahlten, werde das „eine ganze Reihe von Erkrankungen und Todesfällen verhindern“.

Arm wird von der Optimierung auch keiner. Pro Person kostet sie grade mal fünf Euro mehr. Schlimm wäre es aber, wenn sich Risikogruppen nun, da sie noch keinen Vierfach-Impfstoff bekommen, die Grippeimpfung ganz schenken. Auch ein eingeschränkter Grippeschutz, mahnen die Experten, ist besser als gar keiner.

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