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Frankreich beginnt am Montag mit der Räumung des Flüchtlingscamps von Calais.

© AFP

Flüchtlingscamp in Frankreich: „Dschungel von Calais“ wird geräumt

Das Flüchtlingslager in der nordfranzösischen Stadt wird kommende Woche geräumt. Die Situation ist ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl auch politisch brisant.

Frankreich beginnt am Montag mit der Räumung des Flüchtlingscamps von Calais. Das gaben die örtliche Präfektur und das Pariser Innenministerium am Freitag bekannt. In dem als „Dschungel von Calais“ bekannten Zelt- und Hüttenlager am Ärmelkanal leben nach jüngsten offiziellen Zahlen rund 6.500 Migranten. Sie sollen mit Bussen in Aufnahmezentren im ganzen Land gebracht werden. In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal nach Großbritannien gelangen wollen. Die Situation ist ein halbes Jahr vor der Präsidentschaftswahl auch politisch brisant. „Uns ist klar, wie delikat diese Operation ist“, hieß es im Pariser Innenministerium.

Ein Verwaltungsgericht gab am Dienstag grünes Licht für die geplante Auflösung des sogenannten "Dschungels". Innenminister Bernard Cazeneuve sagte daraufhin, der Beginn der Räumung sei nun "eine Sache von Tagen". Für Aufregung sorgte derweil eine mutmaßliche Gewalttat am Rande des Dschungels: Ein afghanischer Flüchtling soll die Dolmetscherin eines Fernsehreporters vergewaltigt haben.

Die französischen Behörden wollen das am Ärmelkanal gelegene Lager, in dem nach unterschiedlichen Angaben zwischen 6000 und 10.000 Flüchtlinge ausharren, schon seit geraumer Zeit räumen. Die Flüchtlinge sollen in Unterkünfte im ganzen Land verteilt werden. Viele Flüchtlinge wollen das aber nicht - sie hoffen weiterhin, von Calais aus heimlich nach Großbritannien zu gelangen.

Elf französische Hilfsorganisationen versuchten zuletzt, die Räumung des Flüchtlingslagers mit juristischen Mitteln zu verhindern. Das Verwaltungsgericht der nordfranzösischen Stadt Lille lehnte einen Eilantrag der Organisationen am Dienstag aber ab.

Die Räumung des Lagers als solche sei kein Verstoß gegen das Verbot von "unmenschlicher und entwürdigender Behandlung", argumentierte das Gericht. Vielmehr ziele die Auflösung des Lagers unter anderem darauf ab, einen solchen Umgang mit Flüchtlingen zu beenden: Die Flüchtlinge würden in Calais unter "prekären Bedingungen und Unsicherheit" in dem Lager leiden.

"Es nähert sich der Moment, an dem wir mit dieser Operation beginnen werden", sagte Innenminister Cazeneuve daraufhin vor der Nationalversammlung in Paris. Es gehe darum, "seit Monaten im Schlamm" lebenden Flüchtlingen eine ordentliche Unterkunft anzubieten. Die Regierung verfolge ein "humanitäres" Ziel, beteuerte der Sozialist. (dpa/AFP)

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