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Die Zehn-Millionen-Stadt Kano im Nordwesten Nigerias ist seit Anfang des Jahres immer wieder von Angriffen der islamischen Sekte Boko Haram erschüttert worden. Doch Entführungen waren dort bisher selten.

© AFP

Entführungen: Deutscher Ingenieur in Nigeria getötet

Bei einer Befreiungsaktion durch die Armee in der nordnigerianischen Stadt Kano ist ein im Januar verschleppter Bauingenieur erschossen worden.

Berlin - Am Donnerstagmorgen hat die Entführung eines deutschen Ingenieurs im Norden Nigerias ein tragisches Ende genommen. Nach Angaben von Sicherheitskreisen wurde der Ingenieur, der für die Baufirma Julius Berger gearbeitet hatte, von seinen Entführern erschossen, nachdem eine Rettungsaktion der Armee begonnen hatte. Das Auswärtige Amt bestätigte die Todesnachricht zunächst nicht. Krisenstab und deutsche Botschaft in Abuja seien um „Aufklärung“ bemüht, hieß es. Ende März hatte die nigerianische Polizei fünf Männer im Zusammenhang mit der Entführung verhaftet, einer davon stammte aus Mauretanien.

Der Entführungsfall des aus Baden-Württemberg stammenden Edgar R. war höchst ungewöhnlich. Zwar sind Entführungen von Ölarbeitern im Süden Nigerias nichts Ungewöhnliches. Auch Mitarbeiter der nigerianischen Bilfinger-Berger-Tochter waren mehrfach betroffen. Doch der Berger-Ingenieur war in Kano entführt worden, und zwar genau in der Woche, in der die islamistische Miliz Boko Haram eine Anschlagsserie mit knapp 200 Toten auf die Millionenstadt verübt hatte. Boko Haram galt dann auch zunächst als verantwortlich für die Entführung des Deutschen.

Doch dann nahm der Fall im April eine neue Wendung. Auf „Youtube“ tauchte ein Video auf, das den Ingenieur mit auf dem Rücken gefesselten Armen zeigte. Er bat darum, „die Folter unserer muslimischen Schwester zu beenden“. Die Rede war von Filiz Gelowitz, der damals wegen Unterstützung terroristischer Vereinigungen inhaftierten Frau des Anführers der sogenannten Sauerland-Gruppe Fritz Gelowitz. Filiz Gelowitz kam wenig später, nachdem sie zwei Drittel ihrer Strafe abgesessen hatte, frei. Die deutsche Botschaft in Abuja schaltete daraufhin eine Anzeige in der Tageszeitung „Daily Trust“, in der sie auf die Freilassung der Frau hinwies. „Wann werden Sie unseren Bruder Edgar freilassen?“, zitiert der „Daily Trust“ daraus. Vor zwei Wochen hatte sich Al Qaida im islamischem Maghreb (Aqim) zu der Entführung bekannt, die ihr Operationsgebiet offenbar ausgeweitet hat.

Die gescheiterte Rettungsaktion für den deutschen Ingenieur ist der zweite Fehlschlag der nigerianischen Armee. Erst im März waren ein Brite und ein Italiener bei einer Befreiungsaktion getötet worden. In den nigerianischen Zeitungen wird die Nachricht von den Lesern überwiegend so kommentiert: „Die nigerianischen Sicherheitskräfte sind die schlechtesten der Welt.“ deh/rtr

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