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Der IS in Libyen: Höchste Gefahr dicht an Europas Grenze

Der IS breitet sich nicht nur im Irak und in Syrien aus. Auch in Nordafrika verbreitet er Terror und Schrecken. Vor allem in Libyen. Das könnte schon auf den nächsten internationalen Militäreinsatz hindeuten.

Alle Blicke richten sich derzeit auf Syrien und den Irak. Dort hat der IS sein Kerngebiet, und von dort aus dirigiert er offenbar Terroranschläge wie die in Paris. Doch das Einflussgebiet der Terrormiliz reicht längst darüber hinaus. Auch in Nordafrika breitet sie sich bedenklich aus. Das zeigen nicht zuletzt die Terroranschläge in Tunesien.

Eine Destabilisierung der Region in unmittelbarer Nachbarschaft zur EU wäre höchst gefährlich. Bei der Nato nimmt man daher schon den nächsten Militäreinsatz in den Blick: in Libyen. In dem nordafrikanischen Land konnte der IS, ähnlich wie in Syrien, im Schatten eines Bürgerkrieges Fuß fassen.

Nordafrika wird vergessen

Inzwischen stehen die IS-Kämpfer offenbar vor der Einnahme der wichtigen Küstenstadt Sirte. Hauptparteien des Bürgerkriegs sind die gemäßigte libysche Regierung und Islamisten, die mit dem IS nicht verbunden sind. Beide sehen den IS als Feind, haben ihm aber wenig entgegenzusetzen.

Auch der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, kritisierte am Dienstag, dass sich die Diskussion um den IS bisher zu sehr auf Syrien und den Irak konzentriere und nicht auch auf Nordafrika erstrecke. Er schätzte, dass der Kampf gegen die Dschihadisten „weit über zehn Jahre andauern“ werde und forderte gleichzeitig eine Aufstockung des Personals der Bundeswehr.

Chaos in Libyen zieht IS an

„Der IS wird in Libyen immer stärker und zieht auch Extremisten aus anderen Ländern an“, berichtet Mousa Adbulnabi, ein Kommandeur aus dem westlibyschen Zintan, die auf Seiten der gemäßigten Regierung steht. „Wir brauchen dringend Waffen, um gegen den IS vorgehen zu können“, sagte Adbulnabi bei einem Besuch in Berlin. Etwa zur selben Zeit sagte der US-Botschafter bei der Nato, Douglas Lute, bei einer Telefonkonferenz mit europäischen Journalisten: „Wir sind bereit für ein Trainingsprogramm in Libyen.“ Allerdings solle zunächst der Bürgerkrieg mit diplomatischen Mitteln befriedet werden, fügte er hinzu. Danach soll die Armee einer neuen libyschen Einheitsregierung für den Kampf gegen den IS ausgerüstet und ausgebildet werden. Die von den UN moderierten Friedensverhandlungen für Libyen treten jedoch auf der Stelle. Der letzte Sondervermittler scheiterte mit seinem Vorschlag für eine Einheitsregierung. Nun soll der deutsche Spitzendiplomat Martin Kobler einen neuen Anlauf nehmen. Mit einem schnellen Erfolg rechnet aber niemand.

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