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Besucher des Kongresses des Chaos Computer Clubs (CCC) in Hamburg haben mit einem 3D-Drucker die Büste des US-amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden ausgedruckt.

© Axel Heimken/dpa

Chaos Communication Congress in Hamburg: Strategien fürs Überleben in der Datenflut

Datensammlungen wachsen von Internetnutzern und Kunden weitgehend unbemerkt. Und die Digitalisierung schafft auch mehr Müll. Beim Chaos Communication Congress in Hamburg suchen Computerspezialisten nach Auswegen.

Das massive Sammeln von Daten aller Art verändert die Gesellschaft. Die Teilnehmer am Chaos Communication Congress des Chaos Computer Clubs (CCC) suchen in Hamburg nach Wegen, wie Privatsphäre und Selbstbestimmung dabei bewahrt werden können. Sie machen sich für eine Verteidigung von Persönlichkeitsrechten in der digitalen Gesellschaft stark: Eine wachsende Zahl von Entscheidungen werde in der daten-getriebenen Gesellschaft nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen getroffen, warnte etwa der Physiker Andreas Dewes. „Es ist Zeit, unseren neuen Chef zu grüßen – den Algorithmus“, sagte er.

Algorithmus ist der neue Chef

Die programmierten Befehlsketten für die Verarbeitung von massenhaft erhobenen Daten sorgen dafür dass Daten zunehmend automatisiert und ohne jede Kenntnis der Betroffenen erhoben, gespeichert, verknüpft und weiter verbreitet werden.

Bei Facebook treffe dies auf etwa 90 Prozent der Daten zu, erklärte der österreichische Datenschutzaktivist Max Schrems. Facebook habe auf diese Weise auch „Schattenprofile“ von Personen angelegt, die gar nicht Mitglied der Online-Plattform seien. „Wir brauchen viel mehr Aufklärung und Bildung“, forderte Schrems, der mit seiner Klage vor dem Europäischen Gerichtshof das Safe-Harbor-Abkommen zur Datenübermittlung zwischen der EU und den USA gekippt hatte. „Es kann nicht sein, dass wir den Kindern in der Grundschule das Häkeln und Stricken beibringen – ihnen aber nicht erklären, wie ein Computer oder Server funktioniert.“

Datenspuren lassen sich verschleiern und verschlüsseln

Zu den bekanntesten Möglichkeiten, die Erfassung von Daten zu reduzieren, gehört das Tor-Projekt für die anonyme Nutzung von Angeboten im Internet. Das Tor-Netzwerk leitet den Aufruf einer Internet-Adresse im Browser über mehrere zwischengeschaltete Server – so kann nicht mehr festgestellt werden, wer sich für die aufgerufene Webseite interessiert. Dabei werden die Datenpakete verschlüsselt. Weltweit nutzen schon mehr als zwei Millionen Menschen den Dienst – nach den Enthüllungen des ehemaligen US-Gemeindienstmitarbeiters Edward Snowden waren es zeitweise mehr als fünf Millionen gewesen. Deuschland steht dabei mit mehr als 200000 Nutzern nach den USA und Russland an dritter Stelle. Das Netzwerk umfasst rund 7000 Server in aller Welt.

Die Tor-Aktivisten um den in Berlin lebenden Software-Entwickler Jakob Appelbaum wollen die Technik zu vereinfachen, um auch die breite Öffentlichkeit dafür zu gewinnen. Dabei soll auch ein Messenger für anonymes Chatten helfen. Diese Software könne Regimegegner in Staaten mit massiver Überwachung vor Verhaftung oder gar Mord bewahren, sagte Applebaum. Auch der Tor-Messenger soll die Weiternutzung von bereits bestehenden Messenger-Diensten ermöglichen.

Die Digitalisierung schafft auch mehr Müll

Neben der Datenflut war auch die Müllflut ein Thema auf dem Hacker-Kongress. Der Karlsruher Experte Christian Lölkes warnte, dass der von 3D-Druckern erzeugte Plastikmüll zu einem zunehmenden Problem für die Umwelt werde. Fünf bis zehn Prozent aller 3D-Druckerzeugnisse seien Ausschuss und wanderten auf den Müll. Angesichts der lebensgefährlichen Bedrohungen etwa für Seevögel müssten dringend Strategien entwickelt werden, um diesen Müll zu reduzieren. In jüngster Zeit haben Naturschützer eindringlich vor den Gefahren von nicht abbaubaren Kunststoffen in den Ozeanen gewarnt. Marktforscher erwarten, dass die Zahl der weltweit verkauften 3D-Drucker im nächsten Jahr von 200.000 auf 500.000 Stück steigt. (dpa)

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