zum Hauptinhalt
Herr der Zahlen. Mit Big Data kennt er sich aus. Dieter Sarreither ist auch Präsident des Statistischen Bundesamts.

© picture alliance / dpa

Bundeswahlleiter Dieter Sarreither: Der wichtigste Mann der Bundestagswahl

Wenn fast alle schon schlafen, rechnet er weiter bis zum Endergebnis. An Bundeswahlleiter Dieter Sarreither hängt einiges. Ein Porträt.

Seine Funktion wird oft genannt, sein Name taucht dagegen fast nie auf. Dieter Sarreither ist der Bundeswahlleiter und damit verantwortlich für den ordnungsgemäßen Ablauf der Abstimmung. „Das ist für mich mehr als die technische Durchführung“, sagt der 65-Jährige, „man spürt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“

Im Hauptberuf ist Sarreither Präsident des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden – traditionell fallen beide Posten zusammen. Seine Karriere bei der obersten deutschen Rechenbehörde begann der studierte Mathematiker und Volkswirt in den frühen 80er Jahren, 2015 übernahm er die Leitung. Es ist damit die erste Bundestagswahl unter Sarreithers Ägide.

Die Arbeit des Bundeswahlleiters beginnt weit vor dem Wahltermin: Gemeinsam mit dem Bundeswahlausschuss, dem er vorsitzt, ist er etwa verantwortlich für die Einteilung der Wahlkreise oder die Zulassung der Parteien, die zur Wahl stehen. 63 sind es diesmal.

Schon eine Woche vor der Wahl ist Sarreither mit einem etwa 200-köpfigen Team von Wiesbaden nach Berlin angereist, um ein Wahl-Rechenzentrum im Reichstag aufzubauen. Er selbst hat per Briefwahl abgestimmt. Am Wahlsonntag sei ihm ein Termin besonders wichtig: Mit dem Bundespräsidenten besucht er am Vormittag ein Berliner Wahllokal, um den Wahlhelfern zu danken – stellvertretend für die etwa 650 000 Ehrenamtlichen bundesweit.

Die Nacht zum Montag wird die wohl intensivste seiner Karriere: Während draußen die Hochrechnungen Siegesfeiern angeheizt und Niederlagen besiegelt haben, verbringen Sarreither und sein Team eine schlaflose Nacht im Reichstag. Der Bundeswahlleiter ist das Ende einer langen Meldekette der Ergebnisse: Aus den Wahllokalen gelangen die Zahlen über die Gemeinden, Kreis- und Landeswahlleiter zu ihm. In den frühen Morgenstunden verkündet er dann das vorläufige amtliche Endergebnis.

Angst vor Hackerangriffen hat er nicht: „Eine Attacke könnte die Veröffentlichung des vorläufigen Wahlergebnisses schlimmstenfalls verzögern.“ Eingestellt sei man auch auf Fake News, die den Ablauf beeinträchtigen können, etwa die Verbreitung falscher Schließzeiten der Wahllokale über soziale Medien. Dafür ist Sarreither jedenfalls gerüstet: Bevor er ins Präsidium des Statistischen Bundesamtes aufstieg, war er dort acht Jahre lang IT-Direktor.

Mehr Kommentare, Reportagen und interaktive Analysen? Alles rund um die Wahl finden Sie auf unserem Wahl-Spezial wahl.tagesspiegel.de.

Zur Startseite