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So stellt sich Gerhard Seyfried den Querschnitt des linken Wahlvolks vor. Einer der Entwürfe des Comiczeichners

© Zeichnung: Gerhard Seyfried

Bundestagswahlkampf der Linkspartei: Linke wirbt Grünen-Zeichner Seyfried ab

Der Comic-Künstler Gerhard Seyfried war einer der wichtigsten Wahlhelfer des Grünen-Politikers Hans-Christian Ströbele in Berlin. In diesem Jahr hat er sich von der Linkspartei verpflichten lassen.

Von Matthias Meisner

Diesmal ist Hans-Christian Ströbele zu spät gekommen. Traditionell gestaltet Gerhard Seyfried für ihn das Wahlplakat. Der 1948 geborene Comiczeichner ist damit einer der wichtigsten Helfer des grünen Unikums, Jahrgang 1939, der seit 2002 den Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg direkt gewann – als einziger Grüner jemals. „Andere Aufträge“, hieß es vergangene Woche, hätten Seyfried diesmal vom Einsatz für Ströbele abgehalten. Einspringen musste die Seyfried-Schülerin Ziska Riemann, die sich mit ihrem bunten Sammelsurium von Figuren und Themen dem Stil ihres Lehrers annäherte.

Doch der Bundestagswahlkampf läuft auch in diesem Jahr nicht ohne Gerhard Seyfried. Nur, dass der diesmal nicht für die Grünen zeichnet, sondern für die Linkspartei. Als deren Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn am Mittwoch die Kampagne für die Wahl am 22. September vorstellt, präsentiert er ein Element mit besonderem Stolz: Seyfried wird das Bühnenbild für die zentralen Großveranstaltungen in der Republik gestalten, insgesamt 19 sind beginnend Ende August geplant. Wie das gelaufen ist? „Wir haben ihn gefragt und er hat ja gesagt“, erklärt Höhn. Insgesamt 70 Figuren hat Seyfried für die Linke gezeichnet, die nun auf Leinwand gedruckt werden sollen. Darunter sind die Freaks, die man von ihm gewohnt ist, aber auch Figuren, von denen der Künstler selbst sagt, sie seien „ziemlich realistisch“ geraten.

Gerhard Seyfried, 1948 in München geboren, lebt seit 1976 in Berlin. Er ist Cartoonist und Schriftsteller.
Gerhard Seyfried, 1948 in München geboren, lebt seit 1976 in Berlin. Er ist Cartoonist und Schriftsteller.

© pa/dpa

Schwarz auf weiß plakative Forderungen

Die Comic-Kunst fällt heraus aus dem Werbekonzept der Linken, das wie bei früheren Wahlkämpfen auf klare Typographie setzt. Schwarz auf weiß plakative Forderungen wie „Genug gelabert! 10 Euro Mindest-Lohn jetzt“ oder „Teilen macht Spaß: Millionär-Steuer!“, dazu rot unterlegt das Parteilogo. Für Ostdeutschland gibt es den Spruch „Der Osten wählt rot. Klar!“ Ein feiner Unterschied in einer Partei, die von sich behauptet, die einzige gesamtdeutsche zu sein.

Von acht Kandidaten Sahra Wagenknecht und Gregor Gysi gefragt

Die Themenplakate (380.000 Stück) sollen im Straßenbild deutlich häufiger zu sehen sein als die Personenplakate (80.000). Letztere werden zu allen acht Spitzenkandidaten und ausgewählten Direktkandidaten produziert. Wenig überraschend: Von den Kreisverbänden wurden hauptsächlich Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht nachgefragt. Die Inhalte gibt es in zwei Varianten: Das vom Dresdener Parteitag beschlossene 90-seitige Wahlprogramm wird 80000 mal gedruckt, die deutlich knappere Kompaktversion hat eine Auflage von 2,7 Millionen.

Zeichner Seyfried sagt, sein umfangreicher Auftrag für die Linke sei „keine politische Angelegenheit“, eher habe das Geld gelockt. „Man weiß ja nie, wann der nächste Auftrag kommt.“ Jedoch habe die Linke ein Programm, das auch er „irgendwie vertreten“ könne. Erststimme Ströbele, Zweitstimme links, diese Möglichkeit hat Seyfried nicht. Er wohnt im Stadtbezirk Schöneberg.

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