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Machtpose durch Trommeln auf die Brust: Alexander Skarsgard im Kinofilms "Legend of Tarzan".

© dpa

Atomstreit mit Nordkorea: Trumps Tarzan-Gebaren ist unverantwortlich

Im Konflikt droht Donald Trump weiter. Dabei weiß keiner, wie Kim reagiert, wenn er in die Enge getrieben wird. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Der Verstand mag nicht glauben, was die Ohren hören und die Augen sehen. Man würde gerne darüber lachen, wie sich da zwei Alphamännchen auf die Brust trommeln und prahlen, wer die mächtigeren Raketen hat. Doch dafür ist die Lage zu ernst. Kim Jong Un und Donald Trump drohen mit dem Tod von Zehntausenden Menschen.

Mit einem Schlag wird offenbar, wie voreilig die Hoffnung war, „die zivilisierte Welt“ habe dieses Tarzan-Gebaren überwunden. Der Teil der Erde, in dem die Drohung mit Krieg als unverantwortlich gilt, ist ziemlich klein. Herrscher vom Schlage Wladimir Putins und Recep Erdogans kennen da keine Skrupel. Zwei Drittel der Staaten der Erde sind Diktaturen oder werden autoritär regiert. Es gilt das Recht des Stärkeren. Und doch wirkt es irritierend, wenn ein US-Präsident mit einem Kim Jong Un wetteifert.

Was aber, wenn Trump damit Erfolg hätte? Es gibt Anzeichen, dass Kim die echte Konfrontation nicht wagt. Er droht, Raketen ins Meer vor Guam zu schießen statt auf den Stützpunkt selbst. Wen soll das denn beeindrucken? Trump schneidet ihm jedoch den verbalen Rückzug ab. Auch einen solchen Pseudoangriff würde er als Kriegsbeginn ansehen und beantworten. „Locked and loaded“, also abschussbereit sei das Waffenarsenal der USA.

Trump mag der größten Demokratie der Erde vorstehen. Er verhält sich jedoch wie einer aus der Straßenkämpferwelt der Putins und Erdogans. Da gibt es nur Sieger und Besiegte. Das ist gefährlich. Denn wer weiß schon, wie Kim reagiert, wenn er in die Enge getrieben wird, das Gesicht verliert?

Trump die Atomwaffencodes wegnehmen? Der falsche Weg

Dennoch findet die Idee eines einzelnen Kommentators, Craig Crawford, man solle Trump die Codes zum Einsatz von Atomwaffen wegnehmen, zu Recht keine Resonanz in den USA. Der Präsident ist demokratisch legitimiert, andere Instanzen wären es weit weniger. Wenn eine Kongressmehrheit meinen sollte, er sei nicht fit für das Amt, soll sie ihn des Amts entheben. Andere Hilfskonstruktionen ohne Rechtsgrundlage stellen den Rechtsstaat in Frage.

Die USA haben eine Tradition von Demokratie und Verantwortungsbewusstsein. Militärs führen Befehle, die ihnen verantwortungslos erscheinen, nicht in blindem Gehorsam aus. Das unterscheidet Amerika von Nordkorea – selbst wenn die Unterschiede zwischen den Anführern zeitweilig zu verwischen drohen. Auch das ist Zivilisation.

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