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Hampel soll AfD-Vermögen für private Zwecke abgezweigt haben.

© imago/Jens Jeske

Armin Paul Hampel: In der Niedersachsen-AfD gärt es

Er führte seinen AfD-Landesverband mit eiserner Hand – doch vor der Wahl in Niedersachsen wird es für Armin Paul Hampel eng.

Die blonde Frau braucht einen Moment, um zu begreifen. Dann schlägt sie die manikürten Hände vors Gesicht und beginnt vor Glück zu lachen. Ein Samstag im August, AfD-Landesparteitag in der niedersächsischen Provinz, die 47-jährige Dana Guth ist gerade zur Spitzenkandidatin für die Landtagswahl gewählt worden. Mit deutlicher Mehrheit. Und gegen den erklärten Willen des einflussreichen Landesvorsitzenden Armin Paul Hampel. „Das war nicht unsere Wunschkandidatin“, gibt der dann wenig später vor der Halle zerknirscht zu. Normalerweise bekommt Hampel seinen Willen hier in Niedersachsen, wo die AfD zerstrittener ist als anderswo. Doch der ehemalige TV-Journalist ist in Bedrängnis geraten. Politisch wie privat.

Am Montag dieser Woche durchsuchte die Staatsanwaltschaft Lüneburg sein Privathaus – wegen Betrugsverdachts. Hampel soll sich auf Kosten der AfD bereichert haben. Die Staatsanwaltschaft betonte zwar, es würden sowohl be- als auch entlastende Umstände ermittelt. Und Hampel bestreitet die Vorwürfe. Doch für die AfD kommt die Durchsuchung kurz vor der Landtagswahl zur Unzeit. Die jüngste Umfrage sieht die AfD bei sieben Prozent. Bereits bei der Bundestagswahl schnitt die Partei in Niedersachsen mit neun Prozent deutlich schlechter ab als bundesweit, wo sie 12,6 Prozent holte.

Ein "obergäriger Haufen"

Beigetragen zu diesem Ergebnis haben die zahlreichen Affären , die in der niedersächsischen AfD ans Tageslicht kamen. Die Intrigen, die Grabenkämpfe. Die AfD in Niedersachsen ist – um es mit den Worten von Parteivize Alexander Gauland zu sagen – ein „obergäriger Haufen“. Und für viele in der Partei ist klar, wer dafür verantwortlich ist: Armin Paul Hampel.

Seit 2013 ist der 60-Jährige Vorsitzender der niedersächsischen AfD. Zuvor hat er viele Jahre als TV-Journalist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gearbeitet. Bis 2008 war er als ARD-Korrespondent in Indien. Später gründete er dort eine eigene Produktionsfirma. 2013 stieß er kurz nach der Gründung zur AfD und setzte sich rasch an der Spitze durch. Er und seine Anhänger kämpften dabei auch mit harten Bandagen.

„Wer ihm in monetärer und machtpolitischer Hinsicht nutzte, den unterstützte er. Die anderen stellte er kalt“, sagt ein AfD-Mitglied, das Hampel lange kennt. Damit habe er den Landesverband gespalten. Anfang dieses Jahres machte eine Mail des Hampel-Vertrauten Uwe Wappler die Runde, der um Unterstützung beim Sturz seines parteiinternen Gegners Thorben Freese bat. Betreff der Mail: „Operation Trappenjagd“ – eine NS-Militäroffensive aus dem Zweiten Weltkrieg. Später schrieb Wappler direkt an Freese: „Ihr seid wie Aussätzige. In der AfD Niedersachsen ist es mit dir persönlich zu Ende.“

Die Kaisergarde

Auch andere Hampel-Gegner klagen darüber, regelrecht gemobbt zu werden. Hampels Unterstützer nennen sich „Prätorianer“ – der Name bezeichnet ursprünglich eine von römischen Kaisern eingesetzte Gardetruppe. Als es Hampel bei der Aufstellung der Landesliste für die Bundestagswahl gelang, sich den ersten Platz zu sichern und weitere Listenplätze mit seinen Vertrauten zu besetzen, folgten zahlreiche Parteiaustritte.

Im Laufe des Wahljahres wurde das Chaos in der niedersächsischen AfD immer deutlicher. So hatte jemand den Brief mit der Anmeldung der AfD für die Bundestagswahl abgefangen und der Partei ein gefälschtes Bestätigungsschreiben der Landeswahlleiterin zurückgeschickt. Wäre das nicht bemerkt worden, die Partei hätte in Niedersachsen nicht antreten können. Die Bundespartei fror zudem die Wahlkampfhilfen für die AfD in Niedersachsen ein, weil der Landesverband hohe Schulden bei den Kreisverbänden hatte.

Später stellte Bundesschatzmeister Bodo Suhren Strafanzeige gegen Hampel wegen übler Nachrede und Verleumdung. Hampel hatte behauptet, dass Suhren in seiner Zeit als niedersächsischer Landesschatzmeister absichtlich eine Finanzkonstruktion errichtet hätte, mit der der Landesverband nicht lebensfähig sei. Suhren nannte die Vorwürfe laut „Welt“ „freche Lügen“. Vielmehr seien die Kosten erst explodiert, nachdem er als Landesschatzmeister abgetreten sei und Hampel Zusatzausgaben getätigt habe – darunter „exorbitante Mehrkosten für Alkohol und Verpflegung“.

Hampel hat mächtige Verbündete

Ohnehin wird Hampel immer wieder unterstellt, er sehe die AfD vor allem als Vehikel, um sein eigenes Auskommen zu sichern. Seine Gegner werfen ihm Faulheit und Opportunismus vor. Sie hoffen, dass die Staatsanwaltschaft belastendes Material gegen ihn gefunden hat. Er soll für die Produktion eines Werbevideos für die AfD doppelt abgerechnet und für den Kauf von Kameraequipment mehrere tausend Euro von seiner Partei verlangt haben, konnte aber angeblich keine Belege vorweisen. Zumindest Letztere glaubt die Staatsanwaltschaft bei ihrer Durchsuchung allerdings zur Entlastung Hampels gefunden zu haben.

Noch hat Hampel mächtige Verbündete in der Partei, weil er AfD-Vize Gauland und dem umstrittenen Rechtsaußen Björn Höcke die Treue hält. Er selbst steht politisch zwar nicht am rechten Rand. Aber er sei „absolut flexibel, ein gnadenloser Opportunist“, heißt es in Niedersachsen. Seinen Verbündeten lasse er auch extreme Äußerungen durchgehen. Selbst wenn es politisch in Niedersachsen bald noch ungemütlicher für ihn wird, dürfte Hampel das ohnehin nur bedingt interessieren. Er sitzt ab 24. Oktober im Bundestag – und hat ein regelmäßiges Auskommen.

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