zum Hauptinhalt
Jemen hat die Sicherheitskontrollen verschärft.

© rtr

Angst vor Terror in islamischen Ländern: Wenn die Gefahr zum Alltag gehört

Ausländer in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wie der deutsche Entwicklungshelfer Tobias Haberstroh bleiben nach der Anschlagswarnung der USA gelassen. Aber sie wissen um die ständige Bedrohung.

Tobias Haberstroh hat am Montag in Sanaa ganz normal gearbeitet. Der Deutsche lebt seit einem Jahr in der Hauptstadt des Jemens und ist Verwaltungschef der kleinen deutschen Hilfsorganisation „Vision Hope“. „Die Terrorwarnung der USA ist nicht konkret genug, um darauf zu reagieren“, sagt er. Die deutsche Botschaft in Sanaa blieb dagegen aus Angst vor Terroranschlägen ebenso wie die Vertretungen Großbritanniens, Frankreichs und der USA am Montag geschlossen, denn US-Nachrichtendienste hatten nach Angaben von Washingtoner Regierungsbeamten Gespräche führender Mitglieder des Terrornetzwerkes Al Qaida abgehört, in denen es den Angaben zufolge um geplante Terroranschläge auf amerikanische Einrichtungen ging. Der US-Republikaner Saxby Chambliss, der stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Senats ist, sprach von der schwersten Terrorbedrohung seit Jahren. Nach Angaben der „Washington Post“ zog er in einer NBC-Sendung Parallelen zu Erkenntnissen vor den Attacken vom 11. September 2001. Damals habe man nicht die nötigen Konsequenzen gezogen, „aber jetzt, glaube ich, dass es sehr wichtig ist, dass wir die richtigen Pläne machen“.

Die USA halten ihre Botschaften in 19 Ländern geschlossen

Die Tatsache, dass Washington seine diplomatischen Vertretungen in insgesamt 19 muslimischen Ländern die ganze Woche geschlossen halten will, lässt allerdings vermuten, dass nur wenig oder gar keine Details möglicher Terrorangriffe bekannt sind. Ein Krisenstab des Auswärtigen Amtes in Berlin kam daher am Montag zu dem Ergebnis, dass es derzeit keine „Hinweise auf konkrete Gefährdungen“ gebe. Allerdings herrsche eine „sehr sensible Sicherheitslage“, die „genau verfolgt werden“ müsse, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts, Andreas Peschke. Hintergrund seien unter anderem die krisenhaften Entwicklungen im Irak, in Syrien, Ägypten, Libyen und „vielen anderen Ländern der Region“. Die sind allerdings nichts Neues, und so versuchen Ausländer wie Tobias Haberstroh im Jemen, gelassen zu bleiben. „Wir sind ohnehin vorsichtig, denn die Sicherheitslage im Jemen war

auch schon vor der aktuellen Warnung schlecht“, sagt er. Haberstroh und andere ausländische Helfer verlassen Sanaa praktisch nicht, da außerhalb der Stadt die Gefahr groß ist, von aufständischen Volksgruppen oder Al-Qaida-Getreuen entführt zu werden. In Sanaa gehen sie kaum zu Fuß, ändern immer wieder ihre Fahrtzeiten und -routen ins Büro und besuchen möglichst nicht mehrmals das gleiche Restaurant. Auf Bodyguards verzichten die meisten Helfer aber, um den Kontakt zur Bevölkerung nicht zu verlieren. „Die meisten Menschen begegnen uns sehr gastfreundlich und haben besonders von Deutschen eine sehr gute Meinung“, erklärt Haberstroh. Seine Organisation baut mit vier internationalen und 64 einheimischen Mitarbeitern im Jemen unter anderem Brunnen und kümmert sich in Zusammenarbeit mit Unicef und dem Welternährungsprogramm um unterernährte Kinder und Arme.

Zum Ende des Ramadan gilt die Sicherheitslage in vielen islamischen Ländern als labil

Wegen des muslimischen Fastenmonats Ramadan sei die Arbeit derzeit aber nur eingeschränkt möglich. „Nur die internationalen Mitarbeiter sind im Dienst, alle anderen haben zwei Wochen frei“, erklärt Haberstroh. Offiziell sei daher auch das Büro von „Vision Hope“ geschlossen. „Mit den aktuellen Terrorwarnungen hat das nichts zu tun.“ Am Donnerstag geht der Ramadan mit dem traditionellen Opferfest Eid al Fitr zu Ende. Gerade dann gilt die Sicherheitslage in vielen islamischen Ländern als labil. Das jemenitische Innenministerium hat bereits angekündigt, während der Festtage die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Nach dem Fest wollen einige westliche Staaten ihre Botschaften in Sanaa wieder öffnen. Deutschland hat noch kein Datum genannt. Nach Angaben des Außenamtssprechers wurden alle deutschen Botschaften angewiesen, eine „erhöhte Wachsamkeit“ walten zu lassen.

Zur Startseite