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Sicherheitskräfte vor der schiitischen Moschee, bei der sich am Donnerstag zwei Selbstmordattentäter in die Luft sprengten.

© Massoud Hossaini/AP/dpa

Afghanistan: Mindestens vier Tote bei Anschlag in Kabul

Selbstmordattentäter greifen eine vollbesetzte schiitische Moschee an - mitten im heiligen Fastenmonat Ramadan. Die Taliban weisen jede Verantwortung zurück.

Bei einem Anschlag auf eine schiitische Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Donnerstag mindestens vier Menschen getötet und acht weitere verletzt worden. Nach Angaben des Innenministeriums sprengten sich zwei Selbstmordattentäter in der Küche des Gebäudes in die Luft. Polizisten hätten die Attentäter daran gehindert, die voll besetzte Gebetshalle zu betreten. Ein Polizist und drei Zivilisten seien bei dem Anschlag getötet worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch. Die Moschee war seinen Angaben zufolge zum Zeitpunkt der Explosion voller Menschen.

Wer hinter dem Anschlag steckt, blieb zunächst unklar. Die radikalislamischen Taliban erklärten auf Twitter, sie seien es nicht gewesen. Es würden keine Taliban-Anschläge auf Betende verübt, sagte ein Sprecher. Zu einem ähnlichen Angriff auf eine schiitische Moschee in Kabul hatte sich im November die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Damals waren um die 30 Menschen getötet und rund 80 verletzt worden. Der IS hat in diesem Jahr einige der blutigsten Angriffe in Kabul für sich reklamiert, unter anderem eine siebenstündige Schießerei in einem Militärkrankenhaus mit mindestens 49 Toten und ein Selbstmordattentat vor einem Gericht mit mindestens 22 Toten.

Der Angriff begann um kurz nach 21 Uhr (Ortszeit). Schilderungen des Hergangs blieben zunächst widersprüchlich. Polizeisprecher Mudschahid sagte, die beiden Attentäter hätten versucht, in die Moschee einzudringen, seien aber der Polizei aufgefallen. Es habe eine Schießerei gegeben und die Angreifer seien in die Küche der Moschee geflohen. Dort hätten sie sich in die Luft gesprengt. Nach einer anderen Schilderung von Sicherheitskräften sprengte sich einer der Täter am Tor der Moschee in die Luft, der andere wurde in der Küche erschossen. Der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch, sagte, beide Attentäter seien von der Polizei erschossen worden. Das erklärt aber nicht die laute Explosion.

Es wird vermutet, dass die Moschee im Schiiten-Viertel Dascht-e Bartschi im Westen der Stadt an diesem Abend besonders voll war, weil der 21. Tag des heiligen Fastenmonats Ramadan für Schiiten ein hoher Feiertag ist. Bilder auf sozialen Medien zeigten das raucherfüllte Innere einer mit roten Teppich ausgelegten Moschee. Abgesprengte Wand- oder Deckenfliesen lagen zwischen Scherben und Putzbrocken.

Es war der neunte große Anschlag in der afghanischen Hauptstadt seit Jahresbeginn. In Kabul waren in den vergangenen Wochen mehrere schwere Anschläge verübt worden. Bei einem Selbstmordanschlag im Diplomatenviertel von Kabul waren Ende Mai mehr als 150 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt worden. Der Selbstmordattentäter hatte sich nach Regierungsangaben mit einem mit 1500 Kilogramm Sprengstoff beladenen Tanklaster in die Luft gesprengt. Die afghanische Regierung machte das mit den Taliban verbündete Hakkani-Netzwerk für den Anschlag im Diplomatenviertel verantwortlich. Bei der Explosion wurde auch die deutsche Botschaft erheblich beschädigt. (AFP, dpa)

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