zum Hauptinhalt
Eine Frau spaziert vor der Skyline der Stadt Doha (Katar). Mehrere arabische Golfstaaten und Ägypten haben die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen.

© dpa

Abbruch der diplomatischen Beziehungen: Katar wird Terrorhilfe vorgeworfen

Es geht um die Unterstützung von Terrororganisationen wie der Hamas, IS und anderen: Warum einige Golfstaaten jetzt mit Katar brechen.

Von außen betrachtet wirken die Golfstaaten oft wie ein Block von Gleichgesinnten. Die rohstoffreichen Länder eint vor allem die Furcht vor dem Großmachtstreben des schiitischen Iran. Doch der Schein trügt. Schon lange gibt es erhebliche Differenzen vor allem zwischen Saudi-Arabien und Katar. Jetzt ist es sogar zu einem diplomatischen Eklat gekommen, der weitreichende Folgen haben könnte. Es geht um Terrorfinanzierung und politischer Nähe zu Teheran.

Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten haben am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Auch die Grenzen wurden geschlossen und Bürger Katars aufgefordert, in spätestens 14 Tagen auszureisen. Der Schiffs- und Flugverkehr soll eingestellt werden. Außerdem wird die militärische Kooperation beendet. Katar solle, so heißt es, künftig nicht mehr der Allianz angehören, die seit zwei Jahren im südlich gelegenen Jemen gegen die schiitischen Huthi-Rebellen kämpft. Auf der arabischen Halbinsel ist Katar somit jetzt weitgehend isoliert. Das dortige Außenministerium erklärte, die Maßnahmen seien völlig ungerechtfertigt. „Diese Kampagne der Aufwiegelung fußt auf Lügen, die das Niveau vollständiger Erfindungen erreicht haben.“

Saudi-Arabien fühlt sich nach Trump-Besuch im Aufwind

Das sieht vor allem Saudi-Arabien ganz anders. Die Herrscher in Riad werfen Katar vor, Terrororganisationen wie den „Islamischen Staat“ (IS), Al Qaida, die Muslimbruderschaft, die Hamas in Gaza sowie den Erzfeind Iran zu unterstützen – eine Beschuldigung, die besonders brisant ist. Aus saudischen Regierungskreisen heißt es darüber hinaus, Katar verletze seit Jahren die Souveränität des Königreichs, wolle es gar spalten. Saudi-Arabien stützt sich dabei auf Veröffentlichungen der staatlichen Nachrichtenagentur Katars. Die hatte Ende Mai den Emir mit einigen Äußerungen zitiert, die im saudischen Königshaus gar nicht gut ankamen. So soll er die Hamas als legitimen Vertreter des palästinensischen Volks und den Iran als Stabilitätsfaktor in der Region gepriesen haben. Aus Riads Sicht hat sich Katar damit klar auf die Seite des Erzfeindes gestellt. Nur: Das winzige Emirat hat die Meldungen als „Fake News“ zurückgewiesen. Die staatlichen Medien seien Opfer eines Hackerangriffs geworden.

Doch das hält Saudi-Arabien nicht davon ab, den Nachbarn mit den politischen Ambitionen in die Schranken zu weisen. Katars reiche Herrscherfamilie versucht in der Tat, ihren Einfluss auszubauen. So steht sie im Verdacht, in Syrien besonders radikale Kräfte im Kampf gegen Machthaber Assad auszurüsten. Die Muslimbruderschaft und ihr Ableger Hamas werden ebenfalls unterstützt. Was vor allem Ägypten erbost. Denn dort gilt die Muslimbruderschaft seit der Präsidentschaft von al Sisi als Terrorgruppe.

Dass die saudische Königsfamilie gerade jetzt Katars Mächtige attackiert, kommt wohl nicht von ungefähr. Saudi-Arabien fühlt sich nach dem Besuch von US-Präsident Trump als Gewinner im Ringen um die Vormachtsstellung in der Region. Allerdings haben die Vorwürfe gegen das Emirat etwas Wohlfeiles. SaudiArabien sieht sich zwar an der Spitze des Antiterrorkampfs. Doch dem Land wird vorgeworfen, dem islamistischen Extremismus den Weg bereitet zu haben – ideologisch und finanziell. Christian Böhme

Zur Startseite