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Rund eine Million Menschen kamen bei den Säuberungsaktionen von 1966 bis 1976 ums Leben.

© dpa

50 Jahre Kulturrevolution: Gala in China löst Empörung aus

Kurz vor dem 50. Jahrestag der Kulturrevolution verherrlicht eine Gala in der Großen Halle des Volkes das unheilvolles Kapitel der Geschichte Chinas. Opfer und ihre Angehörigen sind entrüstet.

Eine Show mit „roten Liedern“ aus der Kulturrevolution und zu Ehren von Staats- und Parteichef Xi Jinping hat kurz vor dem 50. Jahrestag des Beginns der verheerenden Massenkampagne scharfe Kritik ausgelöst. Nach dem Konzert in der Großen Halle des Volkes in Peking, wo sonst das Parlament tagt, sprachen empörte Angehörige der Opfer der Verfolgung und Intellektuelle von einem „Schritt zurück in der Geschichte“. „Es ist die Wiederbelebung der Kulturrevolution“, warnte der kritische Historiker Zhang Lifan am Donnerstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

In der Kulturrevolution (1966-76) sind in China mehr als eine Million Menschen ums Leben gekommen. Die Säuberungskampagne diente Staatsgründer Mao Tsetung dazu, seine Feinde zu beseitigen und das Land ideologisch gleichzuschalten. 36 Millionen Menschen wurden direkt verfolgt. Das düstere Kapitel der chinesischen Geschichte ist bis heute nicht aufgearbeitet. Angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich knüpfen heute linke Kräfte an den Mythos des „großen Steuermanns“ an und bedienen sich nationalistischer Nostalgie.

So präsentierte die „Auf den Felder der Hoffnung“ genannte Veranstaltung im kulturrevolutionären Stil eine patriotische Bühnenshow. „Die Gedanken Mao Tsetungs sind die Sonne, die ewig scheinen wird“ wurde ebenso gesungen wie Lobeshymnen auf Präsident Xi Jinping. Große Porträts beider Führer wurden nebeneinander gezeigt. Auf Postern standen alte Slogans wie „Völker der Erde vereinigt euch, um die amerikanischen Invasoren und ihre Lakaien zu besiegen“.

Die propagandistische Revue an einem derart symbolträchtigen Ort wie der Großen Halle des Volkes müsse von ganz oben genehmigt worden sein, wurde spekuliert. „Es ist schwer zu erklären, dass Xi Jinping überhaupt nichts davon gewusst hat“, fand Historiker Zhang Lifan. „Zumindest muss jemand im Ständigen Ausschuss des Politbüros grünes Licht gegeben haben.“ Der Personenkult um Xi Jinping erinnere an Maos Zeiten und solle wieder eine „gottähnliche Figur“ schaffen.

Die Welle der Empörung überraschte die Verantwortlichen offenbar, was auf geringes Problembewusstsein hindeutet. Das zuständige städtische Kulturamt bestätigte, die Veranstaltung am 2. Mai genehmigt zu haben, warf den Organisatoren dann aber eine „Verletzung der Vorschriften“ vor. Auch das nationale Oper- und Tanztheater, das Sänger und Tänzer geschickt hatte, distanzierte sich plötzlich von seinem Auftritt. Es beschuldigte die Veranstalter, ihnen vorgespielt zu haben, im Namen der Propaganda-Abteilung der Partei zu handeln. (dpa)

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