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Verliebtheit und Liebe: Eine langanhaltende Liebe ist auch bei Paare in langjährigen Beziehungen möglich.

© dpa/ Paul Zinken

Liebe und Verliebtheit: Lange Partnerschaft, lange Liebe: Ist das möglich?

Jeder Mensch braucht sie, um glücklich zu sein: Die Liebe. Einige treffen sie unerwartet, andere verlieben sich bis über beide Ohren, doch ihre Gefühle werden nicht erwidert. Die Liebe ist ein kompliziertes Thema. Hier erfahren Sie, wie dieses Gefühl entsteht und wie die Liebe lange halten kann.

Man könnte meinen, die Liebe gehe in heutigen Zeiten unter. Denn verbunden mit der Freiheit, seinen Partner häufig wechseln zu dürfen, wird es in Beziehungen zunehmend erschwert, mit der sogenannten „wahren Liebe“ alt zu werden. Singles gehen oft gezielt auf Partnersuche, um die Liebe fürs Leben zu finden. Gibt es die wahre Liebe, die ewig andauert überhaupt? Diese Frage beantwortet die Mehrheit der Deutschen mit einem „Ja“.

Laut einer repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung im Auftrag der „Apotheken Umschau“ glauben mehr als zwei Drittel der Deutschen - genauer gesagt 65,7 Prozent - an „die eine Liebe, die ein Leben lang hält“. Grund für dieses optimistische Ergebnis seien offenbar die positiven Erfahrungen mit langjährigen Beziehungen im Bekanntenkreis der Befragten. Doch was ist Liebe? Was unterscheidet sie vom Verliebtsein? Und wie halten Paare in langjährigen Beziehungen ihre Liebe frisch? Antworten und mehr dazu finden Sie hier.

Wie entstand die romantische Liebesbeziehung?

Schon in der Antike faszinierte die Idee von der Liebesbeziehung die Dichter und Philosophen und sie wurde in der Literatur und Kunst thematisiert. Die Bedeutung des Begriffs „Liebe“  wandelte sich jedoch im Verlauf der Jahrhunderte. Bis zum Mittelalter existierte der Begriff der Liebesbeziehung oft nur außerhalb der Ehe. Da die Ehe als finanzielle Schutz- und Zweckgemeinschaft galt und in erster Linie der Zeugung von Kindern diente, konnten Liebesbeziehungen nur versteckt ausgelebt werden. Erst nach dem Jahr 1780 entstand in der Romantik die Idee der „Liebesheirat“, wobei Liebe, Partnerschaft, Sexualität und Ehe miteinander vereinbar sein können.

In der Gegenwart versteht man unter Liebe das stärkste Gefühl der Zuneigung, das es zwischen zwei Menschen geben kann, dem die Verliebtheit als Vorstufe vorausgeht.

Was ist Verliebtheit?

Ob man seinen Partner online kennenlernt oder durch eine Partnerbörse, Verliebte beschreiben das Gefühl des Verliebtseins häufig mit den folgenden Sätzen: „Man schwebt auf Wolke 7“, „Das Herz rast, wenn man an den Anderen denkt“, „Man möchte ständig bei seinem Schwarm sein“. Psychologisch betrachtet definiert die Verliebtheit das intensive Verlangen nach einer anderen Person. Eine zentrale Rolle spielt dabei am Anfang das Aussehen des Gegenübers, da man dadurch entweder angezogen oder abgestoßen wird.

Der Berliner Psychologe Jürgen Voigt beschreibt das Gefühlt der Verliebtheit folgendermaßen: „ ‚Verliebt sein‘ umschreibt das wunderbare Gefühl, das uns durchflutet, gepaart mit Schmetterlingen im Bauch, Lebensfreude, Übermut und Überschwänglichkeit. Man ist dem Gefühl ‚Glück‘ ganz nah und  trägt eine ‚rosarote Brille‘, die zumindest in der Phantasie alles möglich werden lässt, uns unendlich zuversichtlich macht, uns manchmal  bedingungslos fühlen lässt - und alles Ungute vergessen lässt.“

Wie entsteht die Verliebtheit? Laut Voigt erfolge nach dem ersten optischen Eindruck das „Abtasten“ nach Übereinstimmungen. Die Motive dafür seien die Bedürfnisse, die jemand braucht und sich von dem potentiellen Partner verspricht. Das kann zum Beispiel Sexualität, emotionales Verstehen, Geborgenheit, finanzielle Sicherheit oder Selbstwerterhöhung sein. Dieser Prozess passiere meistens unbewusst, und werde dementsprechend gerne als "Chemie" umschrieben. Je mehr jemand glaubt, dass seine Wünsche und Bedürfnisse durch den potentiellen Partner in Erfüllung gehen, umso wahrscheinlicher verliebt er sich.

Wann wird aus Verliebtheit Liebe?

In Deutschland werden laut dem statistischen Bundesamt mehr als ein Drittel der geschlossen Ehen in Deutschland innerhalb der nächsten 25 Jahre geschieden. Nichtsdestotrotz glaubt die Mehrheit der Deutschen an die Liebe. Ist die Liebe mehr als nur ein Gefühl der Verbundenheit zwischen zwei Menschen? Ab wann kann man von Liebe sprechen?

Laut der Psychologin Miriam Junge aus Berlin gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen der Verliebtheit und der Liebe, wie beispielsweise die starke Zuneigung zueinander und die gegenseitige Freude über das Zusammensein. Sie beschreibt das Gefühl der Liebe ruhiger als das des Verliebtseins. Während die Verliebten sich permanent in einem Zustand der Erregung und des „Rausches“ befänden und daher unter einem hohen Stresslevel stehen, der häufig auch von körperlichen Empfindungen geprägt sei, wie Herzklopfen, Kribbeln und konstante Aufregung, treten diese Aspekte bei „Liebenden“ weniger intensiv auf.

 „Bei vielen Menschen ist das Verliebtsein eine Anfangsphase, die dann entweder in eine Liebe übergeht oder man feststellt, dass zu wenig Gemeinsamkeiten vorhanden sind“, erklärt die Psychologin. Dabei unterlaufe der Körper einem Prozess der Umwandlung, wobei die Hormone eine entscheidende Rolle spielen. „Der Zustand der Verliebtheit und des großen Zusammenspiels der Hormone im Körper - des konstanten 'unter Strom Stehens' - wären auf Dauer viel zu anstrengend für den Körper. Daher assoziiert der Körper das Gefühl der Verbundenheit und Nähe mit dem Partner, woraus sich die Möglichkeit einer langfristigen Bindung und einer dazu gehörigen Liebe ergibt“, sagt Junge.

Die tiefe Bindung und das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen dem Paar - die Liebe -  entsteht somit stufenweise.

Der Alltag muss nicht immer negativ für die Liebe sein, im Gegenteil: Er stärkt sie und schenkt Vertrauen.
Der Alltag muss nicht immer negativ für die Liebe sein, im Gegenteil: Er stärkt sie und bietet Vertrauen.

© dpa/ Fredrik von Erichsen

Zerstört der Alltag die Liebe in der Partnerschaft?

Viele Menschen glauben, der Alltag sei eine harte Prüfung für die Liebe. Man kümmere sich um den Job und die Kinder und schenke dem Partner nicht die Aufmerksamkeit, die man ihm am Anfang der Beziehung in der Phase des Verliebtseins geschenkt hat. Auch hört man von Menschen in langjährigen Partnerschaften oft, dass die Romantik mit der Zeit nachlasse, da man nicht mehr um den Partner bemüht sei. Auch die Marotten des Partners kommen nach und nach immer mehr zum Vorschein. All dies kann einen negativen Abdruck auf die Liebe hinterlassen.

Doch der Alltag kann auch positiv für die Beziehung sein. Laut der Psychologin Junge stärke der Alltag die Partnerschaft und somit auch die Liebe. „In einer langjährigen Beziehung vertrauen sich beide Menschen und geben dieses Vertrauen eventuell an ihre Kinder weiter. Die Beziehung lebt davon, die besonderen 'Macken' des anderen zu kennen. Es ist nicht notwendig zu hinterfragen, was der Partner braucht und sich wünscht. Man vertraut sich blind. Der Wochenendeinkauf im Supermarkt oder das Gefühl, sich vor dem Partner in Jogginghose präsentieren zu können, symbolisiert ein starkes Zeichen von Vertrauen“, erklärt sie. Somit müssen Paare keine Angst haben, dass der Alltag die Liebe schwächt, nur weil sie sich mit der Zeit in einem anderen Bild wahrnehmen.  

Gibt es ein Rezept für eine langanhaltende Liebe?

Wie kann man seine Liebe trotz Alltagsstress frisch halten? Es sei harte Arbeit, da sind sich die Psychologen einig, doch es sei möglich. Man sollte stets seine Zuneigung zeigen. Zeichen von Zuneigung können kleine Gesten sein, zum Beispiel ein Blumenstrauß oder mit ein schönes Abendessen in dem Lieblingsrestaurant des Partners. Wichtig ist auch, den Stress oder die schlechte Laune, die man hat, nicht am Partner auszulassen. Gemeinsame Hobbys bringen Schwung in die Beziehung, da man positive Erlebnisse miteinander teilt.

Doch was ist, wenn das Paar unterschiedliche Interessen hat? Der Psychologe Voigt hat darauf eine Antwort: Man sollte nicht versuchen, die Gegensätze innerhalb der Beziehung aufzulösen. „Das, was Menschen miteinander leben können, sollten sie auch miteinander leben und teilen. Das, was sie nicht miteinander leben und teilen können, sollten sie mit anderen tun, zum Beispiel mit Freunden. Es macht keinen Sinn, sich auf einen gemeinsamen Film zu einigen, wenn doch jeder eigentlich einen anderen Film gucken möchte. Wenn man einen 'Kompromiss' eingehen will, dann eher den, dass sich mit dem Aussuchen des Films abwechselt“, erklärt Voigt.

Der Psychologe gibt (Ehe-)Paaren noch einen wertvollen Tipp mit auf den Weg: „Jeder, der ein eigenes Leben hat, mit dem er zufrieden ist, das ihm Erfüllung bietet und Zufriedenheit verschafft und der eine Liebe beziehungsweise Beziehung als ‚Sahnehäubchen‘, als ‚i-Tüpfelchen‘ erlebt, wird die Liebe lange konservieren und lebendig halten können. Jeder, der eine Beziehung als notwendigen Überlebensmechanismus betrachtet, um dem Leben einen Sinn zu geben, wird eher in der Abhängigkeit landen und nicht bei der Liebe. Oder immer wieder eine neue Liebe suchen“, sagt er.

Ein allgemeingültiges Rezept für die Liebe gibt es nicht. Man sollte seine Partnerschaft pflegen und die kleinen oder großen Hürden gemeinsam lösen. Dann kann die Liebe lange halten.

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