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Die Leiter der UdK-Oper. Errico Fresis und Frank Hilbrich (rechts).

© Daniel Nartschick

Oper an der UdK: Wenn Bühne und Musik sich widersprechen

Frank Hilbrich und Errico Fresis über ihre Zusammenarbeit bei den jährlichen Opernproduktionen an der UdK.

Herr Hilbrich, seit fünf Jahren sind Sie Professor für szenischen Unterricht und arbeiten gemeinsam mit Errico Fresis, dem Leiter des Studiengangs Gesang/Musiktheater, an den jährlichen Opernproduktionen der UdK Berlin. Wie erleben Sie Herrn Fresis, den musikalischen Leiter der Opern?

Errico Fresis: (lacht) Ich gehe dann mal lieber raus ...

Frank Hilbrich: Interessant ist, dass wir schon die fünfte Arbeit zusammen machen und es keine Ermüdungserscheinungen gibt. Ich bin immer noch neugierig. In Errico begegne ich einem Dirigenten, der nicht nur ein hervorragender Musiker ist, sondern der mit Wachheit und sinnlicher Besessenheit verfolgt, was auf der Bühne passiert. Er ist ein extrem dramaturgisch denkender Dirigent.

Herr Fresis, wie würden Sie Frank Hilbrich beschreiben?

Errico Fresis: Mit Frank habe ich einen szenischen Partner, der die Stücke sehr gut kennt und die menschliche Stimme liebt. Normalerweise interessieren sich Regisseure überhaupt nicht für die Stimme. Als Mensch erlebe ich ihn als sehr vielfältig. Er hat eine enorme Energie. Musikalische Ideen nimmt er als Anregung und übersetzt sie in eine Bühnensprache.

Was kennzeichnet Ihre Zusammenarbeit?

Errico Fresis: Erstaunlich ist, dass wir uns nach Monaten der eigenständigen Konzeption treffen und feststellen, dass wir Ideen auf genau dieselbe Weise umsetzen möchten. Wir haben einen sehr gemeinsamen Blick, ohne Absprache.

Frank Hilbrich: Es gibt oft genug sinnlose Konkurrenzkämpfe zwischen Regie und musikalischer Leitung. Musiktheater kann nur gelingen, wenn alle ihre Plätze einnehmen, mit voller Präsenz.

In welchen Momenten sind Sie überrascht?

Frank Hilbrich: Bei „Melusine“ hatten wir zum Beispiel eine sehr kalte szenische Umsetzung gefunden. Da ist Errico dann mit einer immensen Sinnlichkeit rangegangen. Als das Orchester dazukam, entstand eine schillernde Klangwelt, die in konstruktiven Widerspruch zu der Szene ging. Dieser Widerspruch zwischen Bühne und Musik ist es, den wir immer wieder suchen. Das macht Oper aus. Die Gleichzeitigkeit von zwei Haltungen, die sich eigentlich widersprechen.

Apropos Widersprechen: Kommt es auch zu Reibungen?

Frank Hilbrich: Klar. Gegen „Arlecchino“ von Busoni habe ich mich gewehrt und bekam eine ziemlich harte Mail zurück.

Errico Fresis: (schmunzelt) In der Tat?

Frank Hilbrich: Ja. Ich hatte noch Alternativvorschläge gemacht. Doch es kam vehement zurück: „Du musst den Job nicht annehmen, aber das Stück ist wahnsinnig gut und darauf bestehe ich. Schlechte Stücke spielen wir nicht.“ (Beide lachen.) Und das war die absolut richtige Antwort! Es gelingt uns, uns gegenseitig zu sensibilisieren für Texte oder Musiken.

Errico Fresis: Eine Vehemenz kann von einem diktatorischen Prinzip rühren oder auch von einer Leidenschaft für etwas ...

Das Gespräch führte Sarah Murrenhoff.

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