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Sandstein provoziert. Dietmar Müller-Elmau lud die Nachbarn ein. Sie sollten sehen, dass es ihm nicht um Prunk geht.

© Mike Wolff

Neues Hotel in Berlin-Kreuzberg: Der Luxus-Idealist vom Oranienplatz

Dietmar Müller-Elmau hat den G7-Gipfel beherbergt und jetzt ein feines Hotel in Kreuzberg eröffnet - ist dieser Ort dafür offen?

Die Sache ist ganz einfach, findet der Schlossherr. „Wenn ich irgendwohin passe in Berlin, dann hierher“, sagt er und meint: nach Kreuzberg. Ins Herz von Kreuzberg. An den Oranienplatz, wo er an diesem Montag die Türen eines Hauses öffnet, das lange leer stand und verkam, bis es durch ihn in ein Hotel verwandelt wurde. Wobei, Hotel? Trifft es das?

Es gibt 41 Zimmer. Einige Suiten. Unter dem Dach aber auch einen Literatursalon. Und im Erdgeschoss eine Bühne. Dass jetzt zu Wochenbeginn – so leise wie möglich, also ohne den obligatorischen Festakt – erst mal nur die Türen aufgehen und Restaurant, Bar, Zimmerservice und alles Übrige, was zu einem Hotel formal dazugehört, in Betrieb genommen werden, zeigt, um was es dem Schlossherrn und Geschäftsmann Dietmar Müller-Elmau vor allem geht: ein endlich offenes Haus, in dem sich das kulturelle Leben dann von ganz alleine einstellen soll.

Die Frage ist nun, ob Kreuzberg offen genug dafür ist. Alles, wofür der 63-Jährige zeitlebens gekämpft hat, ist hier längst Wirklichkeit gewesen – die Freiheit, zu sein, wie man will, und den Anderen leben zu lassen, wie er will. „Ich dachte“, sagt Müller-Elmau und blickt durch große Frontscheiben auf den Oranienplatz, „dass ich mit offenen Armen empfangen werden würde. Aber auch hier wird eine gewisse Geschlossenheit propagiert.“ Und er schiebt nach: „Von einer bestimmten Gruppe.“

Die Familie - sein mächtigster Gegner

Diese Gruppe demonstrierte einige Tage zuvor vor dem Haus, nachdem der Bauzaun davor weggeräumt worden war und die Sandstein-Fassade des früheren C&A-Kaufhauses in schönster Makellosigkeit sichtbar wurde. Müller-Elmau hatte die Nachbarschaft zu einer Besichtigung eingeladen. Sie sollte sehen, dass es ihm nicht um Prunk geht. Ein paar Demonstranten hielten Plakate hoch, weigerten sich einzutreten. Eine Losung lautete: „Was nicht passt, wird passend gemacht“.

Der Gemeinte zählt sich selbst zu den Unangepassten. Von jeher hat Dietmar Müller-Elmau gegen Anpassungsdruck aufbegehrt. Auch gegen den Konformismus des Andersdenkens. Man kann sagen, dass er mit seiner Familie diesbezüglich den mächtigsten Gegner hatte, den es gibt. Sie war im Besitz von Schloss Elmau, einem deutschen Mythos, der wie alle Mythen unangetastet bleiben musste, und das hat in ihm eine Triebfeder von enormer Spannkraft zusammengepresst.

Einige Tage vor Eröffnung des neuen Hotels – Müller-Elmau ist als Gesellschafter zur Hälfte beteiligt – geht er mit schnellen Schritten zwischen Handwerkern hindurch, die auf Leitern stehend halb in Kabelschächten verschwinden, an Mitarbeitern vorbei, die mühsam Vorhänge aufhängen. An der Bar werden exzentrische Cocktailgläser geprüft, und ganz dringend müsste auch das Licht eingerichtet werden. Doch zu erzählen, wie alles kam, ist Müller-Elmau noch immer die wichtigste Beschäftigung.

Der Mann, Jahrgang 1954, Vater von sechs Kindern, ist ein sportlicher Typ. Das lange, blonde Haar fällt locker nach hinten. Bei festlichen Anlässen trägt er gerne asiatisch geschnittene Jacketts ohne Revers und Hemden mit Stehkragen. Aber jetzt tut es ein Polohemd, und in den Trubel der Vorbereitungen hinein stellt er sich noch einmal an den Ort, der ihm sein Initialerlebnis bescherte. Damals, als ihn sein Freund und Förderer, der Anwalt Dietrich von Boetticher, endlich erfolgreich in das Gebäude lotsen konnte, das er erworben hatte. Es gab bereits Pläne für einen Umbau zum Hotel, genehmigt vom Bezirksamt, aber Müller-Elmau gefielen sie nicht. Er sah den großen Raum im Erdgeschoss und das gebogene Eckfenster zum Platz hin. Und er sagte den für ihn folgenreichen Satz: „Wenn wir da eine Bühne hinsetzen könnten, dann würde ich es machen.“

Diese Bühne ist das heimliche Zentrum dessen geworden, was sich nun der Ordnung halber Hotel nennt. Ein Steinway-Flügel steht auf dem geschwungenen Bogen, den sie in den Raum zieht. Davor im Saal verteilt geben Sitzgruppen, Sessel und Sofas jedem das Gefühl, an einem eigenen Platz zu sitzen. Die Menschen wollen nicht gleich sein und gleichbehandelt werden, sagt Müller-Elmau so energisch, als würde sich die Feder in ihm lösen und mit Schwung zurückschnappen. „Wenn sie die Menschen in Ruhe lassen, können ganz verschiedene Charaktere zusammenleben.“

Seit Hundert Jahren in Familienbesitz. Schloss Elmau vor der Kulisse des Wetterstein-Gebirges.
Seit Hundert Jahren in Familienbesitz. Schloss Elmau vor der Kulisse des Wetterstein-Gebirges.

© Stefan Jansen / dpa

Denselben Satz hatte der Hotelmacher drei Jahre zuvor in einem Stehcafé gegenüber fallen lassen, als er erstmals über seine Berliner Pläne sprach. Er wusste um die Risiken des Terrains. Kurz zuvor, im Frühjahr 2014, war ein Protestcamp von Lampedusa-Flüchtlingen auf dem Oranienplatz aufgelöst worden, es war ein Mann abgestochen niemand worden, niemand wusste, welche Konflikte sich anschließen und ob an derselben Stelle jemals ein Luxus-Objekt toleriert werden würde. Müller-Elmau meinte, dass man an einen Rückzugsort für Leute denke, die am liebsten selbst in Kreuzberg wohnen würden.

Das klang verlockend. Ist doch der beste Zweck eines Hotels der, Privatsphäre zu erzeugen, wo man nicht zu Hause ist. Doch der Airbnb-Tourismus hat das Bedürfnis schwer in Misskredit gebracht. Kreuzberger werden aus Wohnungen verdrängt, in denen Fremde sich wie Kreuzberger fühlen wollen. Mehr als die Hälfte des Berlin-Tourismus - 33,2 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr - kommt lieber in Privatwohnungen unter als in den 530 Hotels.

Die Angst hier ist groß, dass eine Welt zerstört wird für eine andere, glanzvollere, in der man selbst nicht mehr dauerhaft bleiben kann. Und dann kommt da noch einer wie er.

Ein Luxushotel bedeute „steigende Mieten und Verdrängung von allem, was stört“ schrieben Aktivisten auf ein Protestplakat. Erste Farbbomben zerplatzten bereits an der Fassade. Jetzt seid ihr getauft, soll der Werfer auf seinem Fahrrad gerufen haben. Müller-Elmau bemüht sich um gute Argumente. Dass die Nachbarschaft mehr von einem Hotel als von Edelappartements oder einem Bürohaus habe. Dass der Buchladen gegenüber seine Lesungen künftig im Restaurant veranstalten wolle. Dass die Hotelgäste ganz sicher in die umliegenden Cafés und Bars ausschwärmen würden, denn deshalb würden sie ja herreisen.

Von brennender Neugier getrieben

Der Hotelmacher, mit Preisen überschüttet, weiß natürlich, dass sein bestes Argument die Welt ist, die er vorm Untergang gerettet hat. Schloss Elmau ist durch ihn ein Paradies geblieben, aber früher sei es die „Hölle“ für ihn gewesen, wie Müller-Elmau sagt. Ein Ort, an dem er geboren wurde und aufwuchs und „so gelitten“ habe.

Sein Großvater Johannes Müller hatte das Schloss, eigentlich ein überdimensioniertes Landgasthaus, im Ersten Weltkrieg mit dem Geld einer vermögenden Gräfin gebaut. Eine befestigte Straße in die Landschaft am Fuße des Wetterstein-Gebirges gab es lange nicht. Das Refugium sollte als Zufluchtsstätte der Bildungselite dienen. Während die Welt sich in den Materialschlachten von Flandern und Verdun verausgabte, zogen sich Denker und Freunde des Hauses in ein Idyll des Geistes zurück. Man tanzte gemeinsam, hörte gemeinsam Musik, aß gemeinsam zu festgelegten Zeiten. Wie überhaupt sehr vieles festgelegt und in Ritualen verewigt war.

In diese Ordnung hineingeboren zu werden, bedeutete für den Enkel des Gründers ewiges Ungemach. Dietmar Müller-Elmau war ein begabter Schüler, von brennender Neugier getrieben. Kaum volljährig, brach er aus, floh, indem er für einen Freund ein Auto nach Indien überführte. Er wollte wissen, wie jenes ferne Land roch, sagt er. „In Deutschland hatten alle Antworten auf alles oder man schwieg darüber.“

Dass sich über diese Kindheit der Schatten des Großvaters auch insofern gelegt hatte, als dass man im Schloss von dessen Nähe zu den Nazis beharrlich schwieg, begriff der Junge erst später.

Der Pakt zwischen Gästen und Familie lautete: Weltflucht, Abstraktion, das reine Denken und die alten Rituale. Politik war tabu. So versammelten sich nach dem Krieg wieder Künstler an diesem „Ort der Reinigung und des Sammelns“, wie Stargeiger Yehudi Menuhin Schloss Elmau nannte. Es machten Loriot und Johannes Rau hier Urlaub.

Tanz als Pflicht. Es gehörte sich, dass die Gäste den Abend gemeinsam begingen. So kamen früh berühmte Musiker ins Hotel.
Tanz als Pflicht. Es gehörte sich, dass die Gäste den Abend gemeinsam begingen. So kamen früh berühmte Musiker ins Hotel.

© culture images lebrecht

Immer wieder zog es Müller-Elmau zurück ins „Feindesland“ der Familie - und abermals fort. Er begann ein Studium der Philosophie und Theologie, besann sich Mitte der 80er Jahre aber anders und studierte in den USA Computerwissenschaften. Nach einem Zwischenspiel in Elmau, bei dem er sich mit dem vom Großvater auf Lebenszeit ernannten konservativen Hoteldirektor überwarf, gründete er aus dem Nichts ein Software-Unternehmen in München. Fidelio brachte ein Verwaltungsprogramm für Hotels auf den Markt, das sich individuell anpassen ließ. Binnen weniger Jahre wurde Müller-Elmaus Firma Weltmarktführer.

Dann verkaufte er sie. Für einen geringen zweistelligen Millionen-Betrag, wie er heute zugeben muss. Längst ist Fidelio ein Milliarden-Unternehmen. Er hat es zu früh abgestoßen. Aber das Leben eines Managers auf Durchreise behagte ihm nie.

Er habe stattdessen die Fremde zu sich geholt, sagt er jetzt an einem Tisch seiner jüngsten Erfindung sitzend und streicht über die raue Oberfläche der Holzplatte, auf der das Sägeblatt markante Riefen hinterlassen hat. Jedes einzelne Detail in dem Raum - seien es die mit Blattgold eloxierten Stablampen oder die Wandbespannungen aus Feigenrinde - soll Tiefe haben, eine Tiefe, die entsteht, wenn etwas sein darf, wie es ist. „Die Welt, in der wir leben, ist für jeden von uns verschieden“, sagt er über das Konzept, „aber das Licht von Sonne und Mond ist überall gleich.“

Es sind solche Sätze, hochtrabend und wahr, die den verhinderten Theologen zu einem anregenden Gesprächspartner machen. In Elmau brachte er damit zunächst alle gegen sich auf, als er 1997 schließlich in das vor dem Bankrott stehende Familienunternehmen einstieg. Seine Fidelio-Millionen wurden aufgefressen von dem riesigen Haus, dem die Stammgäste wegstarben. Und von dem Widerstand, den man ihm entgegensetzte.

Die Familie stellte sich gegen ihn und seine Pläne, den alten Geist des Hauses aufzubrechen und aus einem Ort des Gemeinsinns einen des Eigensinns zu machen. „Dietmar, du darfst alles machen, nur nichts ändern“, habe Loriot einmal zu ihm gesagt.

Steile Berge, steile Thesen

Natürlich änderte er doch alles. Ich bin ein Egoist, lautet Müller-Elmaus Leitsatz. Aber ihn interessiert auch brennend, wohin ein solches Credo führt, wenn es nicht an materielle Güter gebunden ist. Denn ein Materialist ist er nicht. „Die Idee ist der Luxus“, sagt er.

Heute ist Schloss Elmau viel mehr ein kulturelles Unternehmen als eine Wellness-Oase mit ausgedehnten Spa-Bereichen, obwohl man auch Loriot in späteren Jahren durchaus mit Bademantel durch die Flure schlappen sehen konnte. Symposien finden statt, Konzerte von Musikern, die ohne Gage auftreten, Diskussionsabende. Hier stellte Peter Sloterdijk seine „Regeln für den Menschenpark“ auf, was die Feuilletons wochenlang beschäftigte und die Gentechnik zum politischen Reizthema machte. Dabei saßen höchstens 30 Gäste im Saal, als Sloterdijk seine Elmauer Rede hielt.

Das sei ja das Schöne an einem Hotel, sagt Müller-Elmau. Man wisse nie genau, wer gerade anwesend sei. In Sloterdijks Fall waren es einige Teilnehmer einer überlappenden Konferenz, unter ihnen der Historiker Saul Friedländer, der normalerweise wohl nicht in einen Sloterdijk-Vortrag gegangen wäre. Aber nun war er mal da und ging also hin und hob den Finger, nachdem Sloterdijk seine Thesen vorgestellt hatte. Sloterdijk kam bald darauf nicht mehr. Wie überhaupt die deutschen Denker nicht mehr kamen, erzählt der Gastgeber. Sie würden es nicht mögen, in der Minderheit zu sein. Da habe er dann eben Muslime und Juden eingeladen, „da wurde es dann wieder spannend“.

Eigentlich war die Bank zu klein für alle Gipfelteilnehmer. Aber da US-Präsident Obama nun schon mal Platz genommen hatte, konnte Gastgeberin Angela Merkel nichts mehr gegen das Geschiebe tun, das kurz nach diesem Bild um die besten Plätze einsetzte.
Eigentlich war die Bank zu klein für alle Gipfelteilnehmer. Aber da US-Präsident Obama nun schon mal Platz genommen hatte, konnte Gastgeberin Angela Merkel nichts mehr gegen das Geschiebe tun, das kurz nach diesem Bild um die besten Plätze einsetzte.

© Michael Kappeler / dpa

Der verhinderte Theologe Müller-Elmau liebt Zufälle. Sein Anekdotenschatz ist reich an ihnen. Er sieht seine Aufgabe darin, es Zufällen so leicht wie möglich zu machen. Man isst zusammen, trinkt zusammen, fühlt sich zusammen gut behandelt - „dann kann man vielleicht auch bei kontroversen Themen auf eine Art miteinander reden, dass man einander nicht abwürgt“. Mit anderen Worten: Er glaubt an das Hotel als Zivilisierungsmacht. Sogar die Politik könne es zähmen.

Deshalb war es für ihn ein Traum, einen G-7-Gipfel zu beherbergen. Seine Augen leuchten noch immer, wenn er an jene Tage im Sommer 2015 zurückdenkt, als die Mächtigsten der Welt bei ihm zu Gast waren, an der Bar saßen, nicht voneinander abgeschirmt durch Sicherheitsschleusen. Deshalb habe er das Protokoll immer wieder aufbrechen und improvisieren können. Am Ende stand der Klimabeschluss, für den sogar Greenpeace die Kanzlerin lobte.

Ob man ihm als Dank das Foto von Obama und Merkel vor Bergkulisse geschenkt habe?

Auf diese Frage gibt es eine lange Antwort. Sie handelt abermals vom Zufall. Denn in der tat ist das Foto zur Ikone des G-7-Gipfels geworden. Obama, der sich lässig zurücklehnt, und Merkel, die zu ihm hingeht und ihn daran erinnert, dass er eine Verantwortung trage und sich nicht zurückziehen dürfe aus der Klimapolitik.

"Who is in charge here?"

Es kam allerdings überhaupt nur zustande, weil Müller-Elmau am Vortag das Programm geändert hatte, so dass ein Gruppenfoto auf der Bank hatte ausfallen müssen, die eigens für den Anlass gebaut worden war. Eine Bank für sieben Personen, ähnlich des überdimensionierten Strandkorbs, den Merkel in Heiligendamm hatte positionieren lassen. Nun, am zweiten Gipfeltag, war die Bank zu klein für die 18 Regierungschefs, die vorort sein würden. Also wurde ein Gruppenbild mit Merkel in der Nähe gemacht. Als Müller-Elmau danach den Weg zurück zur Tagungsstätte wies, lag die Bank auf dem Weg.

„Obama sprang vor und setzte sich genau in die Mitte der Bank, auf die Chefposition. Merkel sagte noch zu ihrem Protokollchef, dass sich niemand auf die Bank setzen solle. Sie wusste als Physikerin, dass das nur Chaos bedeuten würde. Und so kam es auch. Obama setzte sich als erster. Merkel, das bemerkend, ging zu ihm, sie wusste, dass sie es nicht mehr retten konnte, setzte sich also neben ihn. Die anderen kurvten unsicher über die Wiese, nirgendwo ein Schild mit ihrem Namen darauf.“ Merkel sei schon stocksauer gewesen, dass ihr die Sache entglitten war. Aber dann kam James Cameron, der britische Premier, quetschte sich zwischen Obama und Merkel und schob sie zur Seite. „Worauf die Präsidentin von Liberia fragte: ,Who is in charge here?’“

Sinn für Wohlbefinden. Aus Indien brachte Müller-Elmau einst sein persönliches Wappentier, den Elefanten, mit. Weil der ein untrügliches Gedächtnis habe.
Sinn für Wohlbefinden. Aus Indien brachte Müller-Elmau einst sein persönliches Wappentier, den Elefanten, mit. Weil der ein untrügliches Gedächtnis habe.

© Mike Wolff

Die Kanzlerin habe sich dann erhoben und sei verschwunden, Cameron ihr nach, um seinen Fehler auszubügeln.

Nur scheinbar handelt diese Anekdote von Weltpolitik. Eigentlich geht es in ihr um die Frage, wer dazupasst und wen man für Unpassend hält. Die Wurzel allen Unfriedens. Mag Schloss Elmau auch einer der Orte sein, die in Deutschland am weitesten von Kreuzberg entfernt liegen, sein Geist tut wohl diesem Berliner Stadtteil ganz gut, glaubt der Hotelmacher.

Die meisten Musiker, die in Schloss Elmau regelmäßig auftreten, wohnen ohnehin in Berlin. Für sie ist dieses Stadtdomizil vor allem gedacht. Als Haus, in dem sie essen, proben, sich aufhalten, spielen und andere Musiker treffen können. Und dass Müller-Elmaus Künstlerfreunde es gleich so begeistert aufnahmen, dass sie lieber heute als morgen loslegen würden, gibt ihm das Gefühl, diese Sache richtig zu machen.

Ein guter Künstler komme nur dahin, wo ein guter Künstler und ein guter Koch seien. Ein Rezept, das sich in Elmau seit hundert Jahren bewährt, sagt Müller-Elmau. Nicht an Qualität zu sparen, hat er daraus gelernt. Sie ist ein Liebesbeweis, der erwidert wird. Und vielleicht wird Kreuzberg bald erkennen: Es gibt seinesgleichen auch mit Geld.

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