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Aus dem Schatten ins Licht. Am 9. April 1946, dem Tag der Neugründung der TU Berlin, lag das Hauptgebäude in Trümmern. Heute treffen im restaurierten und festlich illuminierten Lichthof zum Beispiel junge Gründungswillige auf Ehemalige, die ihnen als Mentoren für ihre Firmengründung zur Seite stehen.

© Pressestelle TU Berlin/Jacek Ruta

Neue Ideen durch Digitalisierung: Die Zukunft denken mit den besten Köpfen

Wie die TU Berlin die Hauptstadt als internationales Kompetenzzentrum der Digitalisierung zum Leuchten bringen will.

Wie müssen wir die TU Berlin in den nächsten Jahrzehnten entwickeln, um im Wettbewerb um die besten Köpfe erfolgreich zu bleiben? Welche Impulse sind nötig, um innovativ zu bleiben, welche Rahmenbedingungen, um das bislang noch nicht Gedachte zu denken?

Ich bin fest überzeugt, dass wir vor allem um die besten Köpfe werben müssen, damit wir die Gesellschaft davon überzeugen, wie wichtig Universitäten sind und insbesondere die Technische Universität in Berlin. Nur so können wir im Wettbewerb bestehen. Professorinnen und Professoren sind es, die Fachgebiete definieren und wissenschaftliche Neuerungen stimulieren. Der wissenschaftliche Nachwuchs treibt die Ideen in harter Arbeit voran und bringt sich damit gleichzeitig in Position, selber einmal ein Fachgebiet dauerhaft und erfolgreich zu leiten. Sie alle bringen als Lehrende die Studierenden, die sich zunächst die Grundkompetenzen eines Faches erarbeiten, auf den neuesten Stand des Wissens. Sie entwickeln neue Lehrmethoden und innovative Studiengänge – eine sich verändernde Gesellschaft im Blick. Die Beschäftigten in der Verwaltung und die anderen sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf und unterstützen Forschende und Studierende.

Dazu müssen wir möglichst vielen jungen Menschen die Chance auf ein Studium geben, offen bleiben gegenüber neuen Ideen und Herausforderungen, mit denen man in der Gegenwart nicht rechnet, und ebenso und vor allem möglichst viele Frauen in Fächer berufen, in denen sie unterrepräsentiert sind.

Staatliche Förderung für Juniorprofessuren

Die Perspektive von Promovierten, später einmal ein Fachgebiet zu leiten, war statistisch immer klein. Dennoch haben viele die Kraft aufgebracht, diesen Weg zu gehen, obwohl Wirtschaft und öffentlicher Dienst häufig gute Positionen als Berufsalternativen boten. Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung jetzt, parallel zur Exzellenzinitiative, die Chancen auf eine Verstetigung der wissenschaftlichen Karriere für 1000 Juniorprofessuren mit einer Milliarde Euro über zehn Jahre erheblich steigern wird.

Wir werden als TU der Wissenschaftslandschaft in Berlin neue Impulse geben. Die „Berliner Agenda zur Digitalisierung“ enthält in mehrfacher Hinsicht genau das, was Wissenschaft gut macht. Im Zusammenspiel aller Universitäten wird ein neues Feld bearbeitet, das es so vor einigen Jahren noch nicht gegeben hat. Über 30 Juniorprofessuren und Professuren wurden dafür außerhalb der regulären Strukturen eingeworben. Die Digitalisierung wird als interdisziplinäres Querschnittsthema in nahezu allen Wissenschaftsgebieten Innovationen vorantreiben, neue Ideen hervorbringen, die bislang im Hinterkopf der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schlummerten. Die Zahl der erfolgreichen Ausgründungen und der daraus entstehenden Arbeitsplätze steigt rasant und ist zum bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Metropolenregion geworden. Noch vor zehn Jahren hätte man sich das so nicht vorstellen können. Das Zusammenspiel von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wird Berlin noch attraktiver für junge Menschen machen, die sich der Wissenschaft verschreiben wollen, und für Investoren, die geniale Ideen finanzieren. Mehr Arbeitsplätze werden entstehen, Berlin wird international als Kompetenzzentrum der Digitalisierung leuchten.

Professor Dr. Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin.
Professor Dr. Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin.

© David Ausserhofer

Neu für uns ist die in der kommenden Exzellenzinitiative vorgesehene Möglichkeit, im Verbund mit den anderen Universitäten substanzielle Fördermittel zu beantragen, nämlich in der sogenannten Förderlinie B. Tatsächlich ist die Einzigartigkeit unserer Forschungslandschaft prädestiniert für solche Verbünde. Nur wenige deutsche Regionen sind dafür so gut aufgestellt wie Berlin. Die Erfolge der laufenden Exzellenzinitiative zeigen das Potenzial für die Bewilligung einer Reihe von Clustern als Voraussetzung für Anträge in dieser Förderlinie.

Wir haben Erfahrung mit gemeinsamen Verbundforschungsprojekten, eine sehr gute apparative Infrastruktur, einen regen Austausch in der Lehre und vieles mehr. Dabei trägt auch die kulturelle Vielfalt der Stadt zum Erfolg der Wissenschaft bei. Die Menschen leben gern in Berlin, und insbesondere junge Menschen zieht es in unsere pulsierende Metropole.

Berlin ist international. Die TU Berlin ist es auch und wird in den kommenden Jahren die sogenannte Internationalisierung@home noch verstärken, um für die Besten – auch aus dem Ausland – attraktiv zu bleiben. Nach den Studierenden wird unser Lehrkörper internationaler werden, es wird mehr englischsprachige Master-Studiengänge geben, und unser Austauschprogramm „Ich-bin-dann-mal- weg“ hat viel Interesse geweckt. Damit können auch unsere Beschäftigten in der Verwaltung verstärkt erfahren, wie anderswo gearbeitet wird.

Auch strukturell wird sich bei uns in naher Zukunft viel ändern. Wir haben im letzten Jahr Innovationsprofessuren entwickelt und eingeworben. Sie müssen besetzt werden und zwar verbunden mit einer Qualitätssteigerung bei allen Berufungsverfahren. Dabei wollen wir auf neue Herausforderungen reagieren. Wir werden schneller und besser, die Digitalisierung der Verwaltung ist in vollem Gang. Die Welt ist in den vergangenen 70 Jahren schneller geworden. Dem tragen wir in vielen Bereichen Rechnung.

Der Autor ist Präsident der TU Berlin.

Christian Thomsen

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